Handyman Jack 07 - Todessumpf
das Licht vom Fenster einen flackernden Streifen auf dem winzigen Sichtschirm, der jedoch schnell verblasste und ihm gestattete, weitere Einzelheiten zu erkennen.
»Ja«, sagte Carl. »Es ist fast so, als drehte ich eine Big Brother-Folge, meinen Sie nicht?«
»Wahrscheinlich schon.«
Jack hatte sich bisher keine einzige Folge angesehen. Sein eigenes Leben war viel interessanter als jede Reality-Show im Fernsehen. Er konnte nicht widerstehen, ab und zu die Anna Nicole Show einzuschalten, aber die dürfte wohl kaum als realitätsnah eingestuft werden. Zumindest hoffte er, dass sie es nicht war.
»Diese Dinger sind nicht gerade billig«, stellte er fest, während er die Kamera absetzte und von allen Seiten betrachtete. »Was macht dieser Dr. Dengrove damit?«
»Wenn Sie mich fragen, dann glaube ich, dass er sie nur gekauft hat, um Miss Mundy zu erwischen. Dollars scheinen ihn nicht zu interessieren, aber für einen grünen Rasen würde er alles tun.« Carl lachte verkniffen. »Aber wirklich alles!«
»Er würde also auch ein halbes Vermögen für eine Nachtsichtkamera ausgeben und Sie anheuern, um sie einzusetzen?«
Carl grinste. »Darauf können Sie wetten.«
Jack schüttelte den Kopf. Es gab schon verrückte Menschen. »Ich denke, Dr. Dengrove sollte sein Leben genießen.«
»Ich glaube, er isst sehr gerne. Sie sollten mal seine Wampe und seinen Hintern sehen – der reinste Panoramablick.«
»Pano …?«
»Sie wissen schon.« Er breitete die Arme aus. »Wie Sie mir kürzlich sagten: ganz weit.«
Ein Hintern wie ein Panoramablick … Jack wollte noch etwas dazu bemerken, doch er überlegte es sich anders und beließ es dabei.
»Er ist wie die meisten Leute hier, glaube ich. Sie haben viel zu viel Zeit zur Verfügung, daher beschäftigen sie sich viel zu intensiv mit den völlig falschen Dingen. Deshalb habe ich Ihren Daddy auch so gern gehabt …«
»Nicht gehabt, Carl. Er lebt noch, deshalb können Sie ihn noch immer gern haben.«
»Ach ja. Stimmt. Nun, wie dem auch sei, er saß nicht nur herum und beklagte sich. Er war beschäftigt. Ständig schien er etwas zu tun zu haben oder musste irgendwohin fahren.«
»Apropos irgendwohin fahren … der Unfall fand auf einer Straße durch den Sumpf und mitten in der Nacht statt. Haben Sie irgendeine Idee, was er da draußen gewollt hat?«
Jack konnte zwar Carls Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber er sah ihn den Kopf schütteln.
»Nee. Ich gehe meistens abends nach Hause und bleibe dort.«
»Wo ist denn Ihr Zuhause?«
»Ich habe auf einem Platz südlich der Stadt einen richtig hübschen kleinen Wohnwagen stehen. Ich und der Typ nebenan teilen uns eine Satellitenschüssel. Für rund dreißig Bucks im Monat hat jeder von uns Kanäle bis zum Abwinken. Also gibt es keinen Grund rauszugehen. Und selbst wenn es einen gäbe, würden Sie mich niemals mitten in der Nacht in den Glades antreffen. Ich sagte es Ihnen doch schon: Der Sumpf ist im Augenblick richtig böse.«
»Stimmt. Das haben Sie gesagt. Aber Sie sind heute Nacht draußen – übrigens, das ist ein schicker Tarnanzug.«
»Das ist mein Schlafanzug.«
»Er passt zu Ihnen, Carl. Sie planen also, die ganze Nacht hier draußen zu sitzen und darauf zu warten, dass Miss Mundy erscheint?«
»Nee. Das brauche ich nicht. Zuerst dachte ich mir, ich stelle die Kamera auf und lasse sie laufen, aber das wollte nicht funktionieren. Selbst wenn die Batterie ausreichen würde, der Speicher tut es nicht. Aber dann hatte ich diese echt clevere Idee, um all meine Probleme zu lösen. Sehen Sie mal.«
Er hielt einen kleinen Schaltkreis hoch.
»Was ist das?«
»Ein Bewegungsmelder.«
Dieser Carl steckte voller Überraschungen. »Hat Ihnen Dr. Dengrove den auch gegeben?«
»Nee. Den habe ich mir selbst besorgt. Ich hab ihn aus einem singenden Fisch ausgebaut.«
»Pardon«, sagte Jack und bohrte mit einem Finger in seinem rechten Ohr herum. »Habe ich richtig verstanden? Haben Sie eben wirklich gesagt, Sie hätten das Ding aus einem singenden Fisch ausgebaut?«
»Stimmt genau. Das habe ich getan. Genau genommen habe ich es aus dem Brett geholt, auf dem der Fisch befestigt ist.«
»Ich verstehe gar nichts mehr.«
»Big Mouth Billy Bass … der singende Fisch. Wenn man in seine Nähe kommt, knickt er vom Brett weg und singt ›Don’t Worry, Be Happy‹ und irgendeinen anderen Song, den ich noch nie gehört habe.«
»Ach ja, richtig. Jetzt weiß ich, was Sie meinen.«
Jack hatte so einen Fisch mal in einem
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