Handyman Jack 07 - Todessumpf
doch nicht verrückt.«
»Aber er verhält sich ganz so.«
»Er will das Krankenhaus verlassen, weil er sich wieder gut fühlt. Was ist daran so verrückt?«
Danke für die Unterstützung, dachte Jack. Er wäre um einiges beruhigter, wenn sein Vater nur einen einzigen weiteren Tag im Krankenhaus blieb, um sichergehen zu können, dass sein Zustand stabil war. Er musste irgendein Mittel gegen diese leichtsinnige Sturheit finden.
Anya sah ihn an. »Tauschen Sie mal die Rolle. Was würden Sie an seiner Stelle tun?«
Ich würde schnellstens die Fliege machen und nach Hause verschwinden, dachte er. Aber das konnte er unmöglich laut sagen.
»Ich bin viel jünger und …«
Oyv ließ sich gleich wieder in die Strohtasche zurückfallen, als eine besorgt dreinblickende Schwester Schoch mit einem Instrumententablett in den Raum geeilt kam. Sie blieb am Fußende des Bettes stehen und betrachtete kopfschüttelnd das Durcheinander der Verbindungsdrähte des EKG-Geräts auf dem Bettlaken.
»Ich dachte mir schon, dass es Ihr Werk war, als der Monitor plötzlich nur noch eine durchgehende Linie zeigte. Aber ich musste ganz sichergehen.«
Ein paar Minuten später war die Stelle an Dads Arm, wo die Kanüle des intravenösen Tropfs angelegt worden war, mit einer Mullkompresse und einem Heftpflaster bedeckt. Dad stand auf und sah sich um.
»Alles, was ich jetzt brauche, sind meine Kleider.«
»Sie mussten sie entsorgen.« Hier war endlich das Argument, nach dem Jack gesucht hatte. »Sie waren voller Blut und nicht mehr zu retten. Weißt du was? Bleib noch einen Tag hier, und ich komme gleich morgen früh mit ein paar frischen Sachen von dir und hole dich ab. Was hältst du davon?«
»Ganz und gar nichts. Wenn es nicht anders geht, trage ich, was ich gerade anhabe.«
Jack dachte kurz daran, sich zu weigern, ihn nach Hause zu fahren, aber was würde er damit erreichen? Sein Vater brauchte lediglich zum Telefon zu greifen und ein Taxi zu bestellen.
Er erhaschte einen kurzen Blick auf den mageren weißen Hintern seines Vaters, der durch den Rückenschlitz des Krankenhausnachthemds zu sehen war, als er zu dem kleinen Wandschrank ging.
»Sieh dir das mal an!«, sagte er, nachdem er die Schranktür geöffnet hatte. Er holte ein weißes Golfhemd und eine hellbraune Bermudashorts heraus. »Das ist doch genau das, was mir der Arzt verschrieben hat.«
»Da habe ich meine Zweifel«, sagte Jack. Er sah Anya fragend an. »Wo kommen die Sachen her? Sie waren heute Morgen hier. Haben Sie …?«
»Glauben Sie etwa, ich schnüffle in fremden Schränken herum?«
Sein Vater ging ins Badezimmer. »Ich bin gleich wieder da.«
»Dad, das sind nicht deine Kleider.«
»Ich leihe sie mir kurz aus. Gleich morgen bringe ich sie zurück.«
Ich gebe es auf, dachte Jack. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Er geht tatsächlich nach Hause.
Während sich sein Vater umzog, trippelte Anya durch das Zimmer, zog Schubladen auf und zu und füllte eine Plastiktasche mit Seife, Mundwasser, Zahncreme und anderen Bedarfsartikeln, die das Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte.
»Es hat keinen Sinn, diese Dinge zurückzulassen«, sagte sie. »Er hat sie schließlich bezahlt – wahrscheinlich doppelt und dreifach, wie ich die Krankenhäuser kenne.«
Jack verfolgte, wie ihre Hand hinter das Kopfbrett des Bettes tauchte. Sie zog etwas hervor und stopfte es schnell in die Plastiktasche. Er sah nicht, was es war, doch er konnte es sich denken. Sie nahm die bemalte Blechdose wieder an sich.
Dad, immer noch mit den Stoffpantoffeln an den Füßen, tauchte aus dem Badezimmer auf und breitete die Arme aus, um sein neues Outfit bewundern zu lassen.
»Glaubt man so etwas? Alles passt wie angegossen.«
»Das nenne ich Glück.«
Jack sah zu Anya hin, aber sie wich einem Blickkontakt beharrlich aus. Welche Rolle spielte sie in dieser Affäre? Hatte diese Hilfsschwester möglicherweise Recht? Könnte Anya tatsächlich etwas mit der wunderbaren Genesung seines Vaters zu tun haben? Das wäre überaus seltsam, aber allmählich gewöhnte er sich an solche Seltsamkeiten.
»Sind wir so weit?«, fragte sein Vater. »Dann nichts wie los.«
7
Während der Rückfahrt nach Gateways – Jack saß hinterm Lenkrad, sein Vater auf dem Beifahrersitz, Anya und Oyv auf der Rückbank – berichtete er seinem Vater alles, was er über den Unfall wusste. Er erzählte auch von dem anonymen Telefonanruf bei der Polizei, der offenbar schon vor dem eigentlichen Unfall
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