Handyman Jack 07 - Todessumpf
ihn wenigstens auf den neuesten Stand bringen.
»Er hat sich nicht freimachen können. Er wird durch irgendwelche juristischen Angelegenheiten in Philly aufgehalten.«
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Das ist typisch. Tom hat immer etwas anderes zu tun. Wir alle wissen doch mittlerweile, wer in seinem Leben an erster Stelle steht. Und dann bist da noch du … der verlorene Sohn. Ich nehme an, Mom und ich können uns auch an die Fahne heften, was aus euch geworden ist. Nur haben wir uns bei euch nicht gerade mit Ruhm bekleckert – wie bei Kate. Was meinst du?«
Er klang furchtbar bitter. Wahrscheinlich hatte er auch jedes Recht, so zu empfinden. Jack machte Anstalten, die Hand von der Schulter seines Vaters zurückzuziehen, doch sein Vater ergriff und drückte sie.
»Es tut mir Leid, Jack. Ich musste das loswerden. Es quält mich seit der Beerdigung. Und da du auf meine zahlreichen Telefonanrufe nie geantwortet hast …«
»Ja, du hast ja Recht, ich kann mich dafür nur entschuldigen.« Wieder hatte er nicht gewusst, was er sagen sollte.
»…ich hatte nie Gelegenheit, mir das von der Seele zu reden. Ich verstehe es noch immer nicht, und ich glaube, ich werde es auch nie verstehen. Du verschweigst mir etwas. Ich weiß nicht weshalb, doch ich hoffe, dass du mir irgendwann die Wahrheit erzählst.« Er ließ Jacks Hand los und schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. »Bis dahin will ich solche Gespräche nie mehr führen. Sie machen mich nur depressiv.«
Schweigend saß er einige Sekunden lang in seinem Sessel, während Jack neben ihm stand und krampfhaft überlegte, was er dazu sagen sollte. Aber ihm fiel nichts Passendes ein. Sein Vater unterbrach die Stille, indem er sich aus dem Sessel erhob und in die Küche ging.
»Ich brauche jetzt ein Bier. Möchtest du auch eins?«
»Meinst du, das wäre für dich jetzt das Richtige? Immerhin hast du heute Morgen noch im Koma gelegen.«
»Willst du eins oder nicht?«, wiederholte sein Vater ungehalten seine Frage.
Wenn du sie nicht besiegen kannst, dachte Jack, dann schließ dich ihnen an.
»Ja, okay. Bring mir eins mit.«
Sein Vater öffnete die Kühlschranktür und holte eine bernsteinfarbene Flasche heraus. »Was ist das?«
»Oh, das ist ein Ybor. Eine in Florida gebraute Sorte, die ich sozusagen ›entdeckt‹ habe.«
Sein Vater musterte ihn argwöhnisch. »Was hast du getan? Hast du es dir hier häuslich eingerichtet, während ich auf der Nase lag?«
»Nun, Anya meinte, es wäre in deinem Sinn.«
»Oh, hat sie das gemeint?«
Diese Stimmungsschwankungen zwischen freundlich und feindselig wurden Jack allmählich zu viel. »Pass mal auf, wenn du willst, dass ich ausziehen soll …«
»Davon will ich nichts hören.«
Er öffnete zwei Flaschen und reichte Jack eine. Sie stießen miteinander an.
Jack sagte: »Sollen wir die Vergangenheit ruhen lassen?« Wenigstens einstweilen.
»Das ist nicht immer so einfach, wie es sich anhört, aber darauf trinke ich.« Sein Vater nippte probeweise an der Flasche, dann studierte er eingehend das Etikett. »Ybor Gold, hm? Mir schmeckt’s.«
Jack trank einen tiefen Schluck. »Ja. Aber sie hätten es lieber Ygor Gold nennen sollen. Dann hätten sie diesen unheimlich aussehenden Buckligen aus Frankenstein aufs Etikett drucken können. Das wäre richtig cool gewesen.«
Sein Vater starrte ihn verständnislos an. »Wie um alles in der Welt kommst du auf so eine Idee? Wie kann man überhaupt auf so einen Gedanken kommen? Weißt du, ich habe mir schon immer große Sorgen gemacht, dass die Monsterfilme, die du dir als Kind angesehen hast, dir irgendwann den Geist verwirren. Jetzt muss ich feststellen, dass es tatsächlich so weit gekommen ist. Ich wüsste nicht, wie ich mir sonst erklären sollte, dass du doch ziemlich seltsam bist.«
»Hey, ich habe mir auch jede Menge Liebesfilme angesehen, Dad, aber deshalb bin ich noch lange nicht zum Romantiker geworden. Und soweit ich weiß, habe ich hunderte, vielleicht sogar tausend Komödien gesehen, und haben sie mich zu einem Komiker gemacht? Jedenfalls habe ich mich bisher noch nicht als Witzeerzähler versucht, und glaube mir, auf Partys bin ich alles andere als eine Stimmungskanone.«
Sein Vater lachte zum ersten Mal, seit er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Und das war ein gutes Zeichen.
8
Sie blieben noch ungefähr zwanzig Minuten im Wohnzimmer sitzen, tranken ihr Bier und schwatzten, bis sein Vater in seinem Sessel eindöste. Zuerst hatte
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