Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
seinen Kunden. Er wollte die Sache in Angriff nehmen, erledigen und sich schnellstens wieder aus dem Staub machen.
Außerdem konnte es vorkommen, dass die Begegnung mit einem Erpresser hässlicher als geplant verlief.
Aber die fünfundzwanzig Riesen, die in seiner Tasche steckten, erinnerten ihn an die Worte der ursprünglichen Eigentümerin …
… benutzen Sie von mir aus den Rest, um jemandem, der sich Ihre Dienste nicht leisten kann, das Honorar zu erlassen …
Vielleicht verdiente eine Lady, die erklärte, dass sie gute Taten beging und den Bedürftigen spendete, selbst ein wenig Unterstützung.
Dennoch konnte er sich nicht dazu durchringen, sofort einzuwilligen.
»Also, wie ich Ihnen gestern schon angedeutet habe, dies könnte ein schwieriger Job ohne irgendwelche Garantien werden. Die Fotos zu beschaffen, reicht nicht aus. Ich muss auch die Negative holen.
Aber wenn er eine Digitalkamera benutzt hat, dann gibt es ohnehin keine. Digitalfotos existieren irgendwo auf einer Festplatte und höchstwahrscheinlich auch noch auf einer CD, die wer weiß wo deponiert sein kann. All das zu suchen dauert seine Zeit.
Aber das wäre auch schon der zweite Schritt. Erst muss ermittelt werden, wer Sie erpresst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen …«
»Es muss jemand sein, der Sie kennt. Sobald wir den Betreffenden identifiziert haben, brauchen wir nur alle Kopien oder was immer er an Material über Sie in Händen hält, in unseren Besitz zu bringen, ohne dass er auf die Idee kommt, Sie könnten dahinterstecken.«
»Wie können Sie so etwas hinbekommen?«
»Das ideale Szenario wäre, das Ganze wie einen Unfall aussehen zu lassen – sagen wir, wie ein Feuer.
Aber das ist nicht immer machbar. Wenn Sie nicht sein einziges Opfer sind – ich kenne einen Kerl, der betreibt die Erpresserei sozusagen beruflich –, dann macht es die Dinge um einiges einfacher.«
»Inwiefern?«
»Ich kann dann mehr als nur Ihr Material beiseite schaffen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wenn er mehrere Opfer hat, aber nur Ihre Fotos fehlen nachher, dann weiß er doch, dass Sie hinter der Aktion stecken. Wenn ich jedoch alles vernichte, was ich finde, dann hat er gleich eine ganze Reihe von Verdächtigen. Doch selbst wenn Ihr Material verschwunden ist, wird er weiterhin versuchen, Sie auszuquetschen.«
»Aber wie …?«
»Er wird davon ausgehen, dass Sie in dem Glauben bleiben, er besäße Ihre Fotos immer noch. Deshalb müssen wir uns überlegen, wie Sie aus der ganzen Sache heil herauskommen.«
»Sie klingen, als hätten Sie so etwas schon früher getan.«
Er nickte. Die Erpressungsindustrie sorgte dafür, dass sein Telefon nie lange stillstand. Die meisten Opfer konnten sich nicht an die Polizei wenden, da sie dann das hätten offenbaren müssen, was sie auf jeden Fall geheim halten wollten und wofür sie letztlich den Erpresser bezahlten. Sie stellten sich einen Gerichtsprozess vor, sahen schon all ihre Geheimnisse in den Zeitungen oder zumindest mehr oder weniger öffentlich gemacht. Einige dieser Betroffenen – wenn sie bis zu dem Punkt gedrängt wurden, wo sie es nicht mehr ertragen konnten oder wollten – beschlossen, eine Lösung außerhalb des Systems zu suchen. An dieser Stelle kam Jack ins Spiel.
»Sehr oft sogar. Vielleicht sogar für Ihre unbekannte Quelle.«
»O nein. Er würde niemals …« Sie presste eine Hand auf ihren Mund.
Erwischt, dachte Jack, ging aber auf diese aufschlussreiche Reaktion nicht ein. Er hatte zumindest ihre Quelle auf etwas weniger als die Hälfte der Weltbevölkerung reduziert. Das zumindest war schon mal ein Anfang.
»Was diese Ratenzahlung betrifft … da werden wir uns etwas überlegen.«
Sie lächelte, wobei sie diesmal sogar regelmäßige schneeweiße Zähne entblößte. »Vielen Dank. Ich sehe zu, dass Sie Ihr Geld erhalten, und zwar jeden Penny.« Sie griff in ihre schlichte schwarze Handtasche. »Ich konnte aber die hundert Dollar mitbringen, um die Sie gebeten haben.«
Sie reichte ihm die Banknote und zwei zusammengefaltete Bögen Papier.
Jack schob den Geldschein unter seinen Pullover und in die Brusttasche seines Oberhemds. Der Erpresser hatte tausend Dollar als nächste Zahlung verlangt. Er würde jedoch nur einen Bruchteil erhalten.
Und Jack würde ihn übergeben.
Er hatte seine Gründe, es selbst zu tun. Aber wichtiger war, dass ihm die Zahlung gestatten würde, den Erpresser zu verfolgen. Er hatte so etwas schon früher durchgespielt:
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