Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
und hätte der Kirche eine Menge Ärger machen können, wenn er seine Vermutungen öffentlich geäußert hätte, aber das war nicht der eigentliche Grund, weshalb man ihn kaltgestellt hatte.
»Und diese Dinge sind nur die Spitze des Eisbergs.«
Die einzigen Geräusche im Wagen waren das Trommeln des Regens und das Quietschen der Scheibenwischer.
Gut, dachte Jensen. Das brachte sie zum Schweigen. Er blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr.
Die Strecke von der Stadt bis zur Hütte betrug Sechsundsechzig Meilen, bei mäßigem Verkehr eine Fahrt von gut einer Stunde. Die Stunde war längst vorbei. Aber selbst bei diesem Regen und dem gedrosselten Tempo würde es nun nicht mehr lange dauern.
21
»Hören Sie auf«, sagte Jamie, während sie den Knoten unter der bleichen, welken Haut anstarrte. Dicht daneben erkannte sie eine rosafarbene Narbe. Er erzählte ihnen ein Ammenmärchen. »Eine Bombe?«
Blascoe nickte. »Jawohl. Wenn ich mich weiter als dreihundert Meter vom Haus entferne – sie haben die Grenze mit einem Draht markiert –, explodiert das Ding.«
»Was ist der Sinn?«, wollte Jack wissen.
»Nun, wie Jensen es ausdrückt, auf diese Art und Weise wird aus einer minimalen Sicherheitsmaßnahme ein Hochsicherheitssystem.«
Jamie runzelte die Stirn und konnte ihren Blick nicht von der Schwellung lösen. »Wie haben sie…?«
»Wie sie das Ding dorthin bekommen haben?« Er zuckte die Achseln. »Jensen hat mich, nachdem ich damit gedroht hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen, eine Zeit lang unter Verschluss gehalten. Dann pumpte er mich eines Tages mit Drogen voll und schaffte mich irgendwohin. Ich weiß nicht, wohin genau, weil ich einpennte, ehe wir ankamen. In einem der Zimmer hier wachte ich wieder auf. Ich hatte Schmerzen, und als ich die Stelle betrachtete, sah ich eine Naht und diesen Klumpen.
Brady und Jensen waren ebenfalls anwesend. Sie erklärten mir, diese Hütte hier sei mein Zuhause, bis ich wieder zur Vernunft käme. Sie erzählten mir von der Bombe und …«
Jacks Augenbrauen zuckten hoch. »Und Sie haben ihnen geglaubt? Es könnten doch lediglich drei stählerne Unterlegscheiben sein, die man zusammengeklebt hat.«
»Sind es aber nicht.« Plötzlich funkelten Tränen in Blascoes Augen. »Sie haben es mir am ersten Tag bewiesen.«
»Wie?«
»Mit meinem Hund.«
Jamie atmete zischend ein, ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. »O nein. Ich glaube, das will ich gar nicht hören.«
»Den Hund hatte ich als Welpen bekommen«, erzählte Blascoe. »Ich nannte ihn Bart, weil er genauso wie Bart Simpson immer nur Unfug machte und ständig in Schwierigkeiten geriet. Auf jeden Fall klebte Jensen eine dieser Bomben an Barts Halsband fest. Ich war von der Betäubung immer noch groggy und bekam nicht richtig mit, was los war. Ich schaute zu, wie Jensen Bart mit so einem Ball lockte und den Ball dann über die Dreihundert-Meter-Grenze hinaus warf.« Blascoes Gesicht verzerrte sich und dann schluchzte er haltlos. Eine Träne rann an seiner Wange herab. »Bart wurde in Stücke gerissen.«
Jamie spürte, wie sie feuchte Augen bekam. »Diese Schweine.«
Sie blickte zu Jack hin. Er sagte nichts, sondern fixierte Blascoe nur mit steinerner Miene.
Blascoe schluchzte abermals. »Sehr oft denke ich daran, selbst diese Grenze zu überschreiten, um allem ein Ende zu machen, aber dazu habe ich einfach nicht den Mumm.«
Schließlich ergriff Jack das Wort. »Das heißt, dass es Grenzsensoren gibt, und das bedeutet, dass sie wahrscheinlich längst wissen, dass wir hier sind. Wir können ganz sicher sein, dass jemand – oder sogar mehrere – hierher unterwegs sind.« Er sah Jamie an.
»Wir müssen weg.«
Sie deutete auf Blascoe. »Aber wir können ihn nicht hier lassen!«
»Warum nicht? Er wohnt jetzt hier.« Er schnippte Blascoes Joint in seinen Schoß. »Wir lassen ihn so zurück, wie wir ihn gefunden haben.«
»Aber sie bringen ihn um!«
»Wenn sie ihn hätten töten wollen, dann hätten sie sich doch nicht solche Mühe mit diesem Arrangement gegeben.«
»Aber erkennen Sie es denn nicht? Jetzt, wo ich seine Geschichte kenne, müssen sie ihn umbringen.
Sobald ich meine Story veröffentliche, wird es hier in den Wäldern von Menschen wimmeln, die ihn alle sehen wollen. Sie können es nicht riskieren, dass er gefunden wird.«
Jack starrte Blascoe an. »Die wollen Sie noch immer nicht töten, oder?«
Blascoe zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Um ganz ehrlich zu sein, es ist mir im Grunde egal.
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