Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
hält die Wundränder zusammen. Der Doktor braucht dann nur noch die Fäden durchzuziehen und zu verknoten.«
Jamie war blass und schwitzte. Ihre Hand zitterte, während sie die Operationsfläche mit Tequila abtupfte.
»Das gefällt mir nicht, Jack.«
Ich find es auch nicht besonders toll, dachte er.
Er war schon mit einem Messer angestochen worden und hatte selbst mit einem Messer zugestochen, aber er hatte es nie so weit gebracht, einen chirurgischen Schnitt anzubringen. Er durfte sich keine Unsicherheit anmerken lassen, sonst bräche Jamie zusammen. Und wenn sie das tat, würde sich diese ganze Situation endlos in die Länge ziehen, und Jack wäre am liebsten schon gestern aus der Sache ausgestiegen. Jede zusätzliche Minute an diesem Ort erhöhte das Risiko, einem Schlägertrupp der Dormentalisten in die Quere zu kommen.
Und er wünschte sich, er hätte Handschuhe. Er hatte wenig für die Vorstellung übrig, dass seine Hände mit dem Blut eines Halbirren besudelt wurden.
Er sah Blascoe prüfend an. »AIDS haben Sie nicht zufälligerweise, oder?«
»Diese Frage kann ich offen und ehrlich mit ›Nein‹ beantworten. Sie haben eine ganze Menge Tests mit mir veranstaltet, als sie mich für meine Tumorbehandlung vorbereiteten, und da sie sahen, dass ich in meinem bisherigen Leben einiges an Drogen konsumiert hatte, war das in etwa das Erste, wonach sie Ausschau hielten. Aber ich kam am Ende mit negativ heraus.«
»Na schön. Es wird Zeit.«
Er warf Blascoe eins der Sofakissen zu. »Beißen Sie darauf.« Er reichte Jamie den Topf mit dem heißen Wasser. »Denken Sie daran, wenn die Oberflächentemperatur der Bombe um 2,5 Grad Celsius fällt, ist unser Schicksal besiegelt.«
Sie fasste nach dem Handgriff und nickte. Besonders gesund sah sie allerdings nicht aus.
»Sind Sie sicher, dass Sie damit zurechtkommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich versuche es. Also beeilen Sie sich.«
Richtig. Es hatte keinen Sinn, die Sache in die Länge zu ziehen, als sei es eine Szene aus Emergency Room.
Er ging neben der Couch auf ein Knie herunter, zog Blascoes Haut über dem Knoten straff, holte tief Luft und führte den Schnitt aus – ein schnelles Schlitzen, fünf Zentimeter lang, knapp einen Zentimeter tief. Blascoe bäumte sich auf und gab, gedämpft durch das Kissen, Kreischlaute von sich, schaffte es aber trotzdem, einigermaßen stillzuhalten.
Jamie, die neben ihm kauerte, stöhnte.
»Halten Sie durch«, feuerte Jack die beiden an.
»Wir haben es fast geschafft.«
Jack war nicht besonders begeistert gewesen, den Schnitt auszuführen, doch das Blut machte ihm nichts aus. Er hatte es schon in rauen Mengen gesehen – das Blut Fremder wie auch sein eigenes. Die Finger unter die Haut des Mannes zu schieben, war hingegen eine ganz andere Geschichte.
Mit zusammengebissenen Zähnen schob er seine Hand weiter, drückte Zeige- und Mittelfinger durch den blutigen Schlitz, während seine andere Hand das scheibenförmige Gebilde von außen in Position bugsierte. Er spürte, wie die Scheibe gegen seine Fingerspitzen drückte, dann fing er sie ein und wollte sie durch leichtes Ruckeln befreien. Leicht ließ sich die Scheibe nicht bewegen. Hatte sich etwa schon Narbengewebe rund um diesen Fremdkörper gebildet? Er schob und zog kräftiger. Blascoe bäumte sich wieder auf, aber Jack passte sich dieser Bewegung an.
»Ein paar Sekunden noch«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Nur noch ein paar Sekunden.«
Er spürte, wie das Ding sich bewegte, und blickte nach rechts, wo Jamie stand und den Topf mit dem warmen Wasser hochhielt.
»Halten Sie sich bereit, Jamie. Gleich kommt es.«
Und dann hatte er es geschafft. Er bugsierte die rote, triefende Scheibe durch den Einschnitt. Jetzt kam es auf jede Sekunde an.
»Okay. Da kommt sie. Wo ist das …?«
»O Gott!«
Er hörte ein Würgen, spürte, wie heißes Wasser auf seinen Oberschenkel schwappte, und sah zu Jamie. Diese hatte den Kopf abgewandt und zitterte konvulsivisch, während sie würgte. Dabei wackelte der Henkel des Topfs in ihrer Hand, und das heiße Wasser ergoss sich über Jack und die Couch.
»Scheiße!«
Er griff mit der freien Hand nach dem Topf und erwischte ihn, ehe er sich ganz leerte. Gleichzeitig entglitt die glitschige Scheibe seinen Fingern. Sie schlitterte über Blascoes Haut, fiel zu Boden und rollte auf einer Kante davon.
»O mein Gott!«
Jack streckte sich danach, griff zu und wusste eine Sekunde lang nicht, was er tun
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