Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Karteikarte aus der Brusttasche seines Oberhemdes.
»Wie gut kennen Sie Richard Cordova?«
»Cordova?«
Luther ließ den Namen durch sein Gehirn kreisen, während er beobachtete, wie der Mann namens Romano die Beretta aus der Schublade angelte. Er hielt sie an einem Draht, den er durch den Abzugsbügel gefädelt hatte, hoch.
Cordova … er erzielte kein Ergebnis. Aber wie konnte man überhaupt von jemandem erwarten, unter diesen Bedingungen nachdenken zu können?
»Ich glaube nicht, dass ich jemals von ihm gehört habe. Es ist mir völlig unmöglich, mich an den Namen jedes Kirchenmitglieds zu erinnern. Wir haben so viele …«
»Wir glauben nicht, dass er ein Dormentalist war.«
War?
»Was ist mit ihm geschehen?«
»Er wurde letzte Nacht oder am frühen Morgen ermordet. Erst wurde er mit einer Pistole geschlagen, dann mit drei Neun-Millimeter-Patronen erschossen.
Wann haben Sie diese Pistole zum letzten Mal abgefeuert, Mr. Brady?«
Luther entspannte sich ein wenig. Jetzt kam endlich der Augenblick, den Spieß umzudrehen.
»Vor vier oder fünf Monaten. Und zwar auf einem Schießplatz – ich schoss auf eine Zielscheibe, nicht auf einen Menschen.«
Romano roch an der Mündung und schüttelte den Kopf, während er zu Young hochsah.
»Das ist nicht ganz richtig. Diese Waffe wurde erst kürzlich abgefeuert. Vor ganz kurzer Zeit sogar.«
Er hob die Pistole ein wenig höher, drehte sie hin und her, während er sie eingehend inspizierte. Er hielt inne. »Sieh mal da. Wenn ich mich nicht irre, haben wir sogar Blut und einige Gewebereste am Visier.«
Luther verfolgte mit einem Ausdruck namenlosen Horrors, wie Romano die Beretta in einen transparenten Plastikbeutel für Beweismittel fallen ließ. Das war doch nicht möglich! Zuerst Jensen, und jetzt …
»Warten Sie! Das ist ein schrecklicher Irrtum. Ich kenne diesen Cordova gar nicht! Ich habe noch nie von ihm gehört!«
Holusha grinste. »Nun, dafür hat er aber von Ihnen gehört.«
»Ich … ich verstehe nicht.«
»Sie haben wahrscheinlich angenommen, dass Sie sein Haus gründlich ausgeräumt haben, dabei sind Ihnen jedoch ein paar entgangen.«
»Ein paar was?«
Holusha schüttelte als Antwort lediglich den Kopf.
Luther blickte fragend zu Young, doch alle Rätsel lösten sich in seinem Kopf auf, als er den harten Blick in den Augen des Detectives bemerkte.
»Sie müssen uns zu einer eingehenden Befragung ins Revier begleiten, Mr. Brady.«
Luthers Magen schien in den freien Fall überzugehen. »Bin ich verhaftet?«
»Nein, aber wir brauchen ein paar Antworten zu Ihrer Pistole und zu Ihren Aktivitäten in der vergangenen Nacht.«
Das war eine Erleichterung. Die Vorstellung, in Handschellen durch den Tempel geführt zu werden, schien unerträglich.
»Ich will, dass mein Anwalt mich begleitet.«
»Schön. Sie können ihn anrufen, damit er gleich ins Revier kommt.«
Er hatte nichts Böses getan, aber er wollte Barry bei sich haben, um keinen Fehler zu machen.
Sie mussten sich wegen der Pistole irren … es war nicht anders möglich.
Bei dem rötlichen Fleck, den er an der Kimme der Pistole gefunden hatte, konnte es sich unmöglich um Blut handeln. Aber wenn es kein Blut war, was war es dann?
11
»Wie soll ich Sie anreden?«, fragte Jack. »Ich meine, da Ihr Name nicht Roselli ist?«
Die alte Frau schaute zu ihm empor. Ihre verkrümmten Hände ruhten auf dem silbernen Griff ihres Krückstocks. Ihr Gesicht war immer noch rund und aufgedunsen, ihr asiatisch geprägtes Apartment immer noch überladen mit seidenen Wandschirmen, Statuen und mit Tischchen, die mit kostbaren Intarsien verziert waren. Diesmal trug sie eine rote Bluse und eine dunkelblaue lange Hose.
Sie legte den Kopf leicht schief. »Wie kommen Sie darauf, dass er es nicht ist?«
Jack hatte die Kontrollpunkte mit Esteban, dem Portier, und Benno dem Rottweiler – der ihn einer unangenehm gründlichen Untersuchung seines Schritts unterzogen hatte – erfolgreich durchlaufen und den angebotenen Tee nebst Knabbergebäck freundlich aber bestimmt abgelehnt. Jetzt – endlich –
stand er vor der alten Dame, die sich ihm als Maria Roselli vorgestellt hatte.
»Weil ich Johnny Roselli gefunden habe, und er behauptet, seine Mutter sei seit vier Jahren tot. Sie kommen mir jedoch recht lebendig vor, Mrs ….?«
»Warum nennen Sie mich nicht einfach Herta?«
»Ist das Ihr Name?«
Der Anflug eines Lächelns. »Er ist so gut wie jeder andere.«
Na gut. »Okay … Herta. Damit kann ich
Weitere Kostenlose Bücher