Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
hinauslaufen würde.
»Ich erzähle Ihnen alles, was ich über diesen Verein rauskriege. Und wenn Sie etwas Spezielles wissen wollen, dann tue ich alles, um es in Erfahrung zu bringen.«
Sie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit, doch er konnte hören, wie heftig sie an ihrer Zigarette zog.
Schließlich fragte sie: »Wie heißen Sie?«
Jack warf einen schnellen Blick auf die Visitenkarte. »John Robertson.«
Er hatte Robertson vor einigen Jahren kennen gelernt und nicht nur seine Visitenkarte aufbewahrt, sondern für sich selbst auch einige weitere Exemplare mit einem speziellen Visitenkarten-Programm hergestellt.
»Haben Sie dafür eine Lizenz?«
»Natürlich.«
Nun, der echte Robertson hatte jedenfalls eine gehabt. Der Teufel mochte wissen, wie er in ihren Besitz gelangt war. Jetzt war er zwar tot, aber Jack ließ seine staatliche Privatdetektivlizenz regelmäßig erneuern.
»Hoffentlich stimmt das auch, denn das werde ich überprüfen. Seien Sie gegen Mittag hier. Wenn Sie sauber sind, sage ich am Empfang Bescheid, dass man Sie gleich zu mir heraufkommen lässt.«
»Wunderbar. Vielen Dank, ich …«
»Haben Sie einen Waffenschein?«
Er war sich nicht sicher, ob der echte Robertson einen gehabt hatte. »Warum wollen Sie das wissen?«
»Nur eine freundschaftliche Warnung. Lassen Sie die Artillerie lieber zu Hause, sonst müssen Sie eine Menge unangenehmer Fragen beantworten, wenn Sie den Alarm des Metalldetektors auslösen.«
»Okay. Klar. Danke.«
Metalldetektor? Benutzten Zeitungen neuerdings sogar Metalldetektoren?
2
Es war fast zehn Uhr vormittags, als Jack endlich vor Russell Tuits Wohnung stand. Jack hatte ihn vor ein paar Jahren ausfindig gemacht – vor seiner Verurteilung – und seinen Namen falsch, und zwar Too -it, ausgesprochen. »Ich heiße Tweet«, hatte Russ ihm erklärt. »Wie in Tweety Bird, der Zwitschervogel.«
»Hey, Jack«, sagte er, während er die Tür öffnete.
Jack hatte ihn vorher angerufen, daher erwartete er ihn bereits. Was er jedoch offensichtlich nicht erwartet hatte, war die Art und Weise, wie Jack gekleidet war. »Donnerwetter. Was sehen meine entzündeten Augen? Für mich hättest du dich nicht so extrem aufschrillen müssen.«
Jack trug einen blauen Blazer zu einer grauen Hose, einem blauen Oberhemd mit Oxfordkragen und einer gestreiften Krawatte – alles für sein Treffen mit Jamie Grant ausgewählt.
»O verdammt! Du meinst, es war nicht nötig gewesen? Ich hätte ruhig Jeans tragen können? Verdammt!«
Russ lachte. »Komm schon rein.«
Sein kleines Zweizimmerapartment im dritten Stock eines Hauses in Höhe der East Nineties ging auf die Second Avenue hinaus. Das fünfstöckige Gebäude, in dem sich seine Wohnung befand, sah mit der altertümlichen eisernen Feuertreppe wie eine umgebaute Mietskaserne aus. Obwohl die Tex-Mex-Bar mit Grill nebenan noch geschlossen war, stank es im Wohnzimmer bereits nach Grillfleisch und Mesquitequalm. Der dumpf dröhnende Verkehr unten auf der Straße lieferte die passende musikalische Untermalung.
Russ selbst war das Fleisch gewordene Sinnbild des Computerfreaks schlechthin: ein Typ Anfang dreißig mit birnenförmiger Statur, großem Schädel, kurzen gegelten roten Haaren und einer mit Mitessern übersäten Stirn. Bekleidet war er mit einem ipipe -T-Shirt , sackartigen Jeans und schmuddeligen Flipflops. Er sah aus wie ein Dressman von Gary Larson.
Jack schaute sich in dem nur sparsam möblierten Wohnzimmer um und entdeckte auf einem Tisch in einer Nische einen Laptop. Während ihres kurzen und bewusst vage gehaltenen Telefongesprächs hatte er nicht danach gefragt, doch er war sich ziemlich sicher gewesen, dass Russ irgendeinen Computer in seiner Wohnung haben würde.
Jack deutete mit einem Kopfnicken auf die Maschine. »Hast du keine Sorgen, dass dein Bewährungshelfer unverhofft vorbeikommt und das Ding sieht?«
»Kein Problem. In meinen Bewährungsauflagen heißt es, ich dürfe nicht online gehen oder mich mit anderen Hackern zusammentun. Keinen Computer besitzen zu dürfen – Mann, das wäre grausam und sehr ungewöhnlich.«
»Ständig offline zu sein … wie willst du das fünfundzwanzig Jahre lang aushalten?«
Russ war dabei erwischt worden, wie er sich in eine Reihe von Bankcomputern gehackt und diese dann derart codiert hatte, dass ein Bruchteil von jedem Cent, den ihre internationalen Transaktionen abwarfen, auf sein Schweizer Konto überwiesen wurde. Dann hatte er es sich gemütlich gemacht und alljährlich
Weitere Kostenlose Bücher