Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Daten-Backupper.«
»Aber trotzdem …«
»Hey, es ist wie mit dem Mount Everest, Mann.
Du besteigst ihn, weil er da ist. Damals, als ich noch ein Junge war und nur Blödsinn im Kopf hatte, bin ich immer in die Computer der Telefongesellschaft eingebrochen, nur um zu sehen, ob ich es schaffe.
Und dann habe ich weitergemacht, um zu sehen, wie weit ich reinkam, weißt du. Ich wollte das System beherrschen. Natürlich kam ich später darauf, wie ich kostenlos Ferngespräche führen konnte, aber das war nicht der Grund, weshalb ich damit angefangen habe.«
»Na schön, Sir Hillary, wie kriegen wir dieses HYRTBU in seinen Computer?«
»Das Einfachste wäre, es als E-Mail rüberzuschikken. Der Typ öffnet die angehängte Datei, und wenn er sein AV nicht aktiviert hat, um die E-Mail zu überprüfen, war’s das für ihn.«
»Audiovideo?«
»Antivirus-Programm.«
»Ich kenne seine E-Mail-Adresse aber gar nicht.
Ich weiß noch nicht mal, ob er einen Internetanschluss hat.«
Russ’ Miene verdüsterte sich. »Jeder ist im Internet. Jeder außer mir.« Er seufzte. »Na schön, dann musst du versuchen, direkt an seinen Computer ranzukommen und den Virus per Diskette oder CD-ROM in seine Maschine zu schmuggeln.«
»Ich habe vor, seinem Büro einen Besuch abzustatten.«
»Gut. Wie steht es mit seiner Hardware? Ist sie neu oder noch älteren Datums?«
»Wenn er sie nicht ersetzt hat, würde ich meinen, dass sie schon einige Meilen auf dem Buckel hat.«
»Super. Dann müsste eine Diskette reichen. Für einen angemessenen Preis könnte ich dir eine spezielle Bootdiskette zusammenstellen, mit der du an jedem Passwort und jedem Virenschutz in seiner Kiste vorbeikommst und seine Festplatte infizieren kannst.«
»Wie angemessen?«
»Was hältst du von einem halben Riesen?«
»Das ist aber eine ganze Menge.«
»Hey, ich hab schließlich Ausgaben.«
Jack tat so, als würde er sich prüfend umschauen.
»Ja, das sehe ich.«
Er entdeckte einen Stapel Blankorechnungen auf Russ’ Schreibtisch. Eine nahm er in die Hand. Yellow Pages war neben dem Logo mit den laufenden Fingern in der linken oberen Ecke zu lesen.
»O nein. Das alte Rechnungsspiel?«
Russ zuckte die Achseln. »Hey, von irgendetwas muss ich schließlich leben.«
Getürkte Rechnungen … Kleingeldschwindel der untersten Kategorie. Jemand wie Russ stellte mittleren bis großen Unternehmungen Dienstleistungen in Rechnung, die nie erbracht worden waren. Solange niemand die Rechnungen überprüfte, wanderten sie sofort zur Kasse oder in die Buchhaltung, wo sie bezahlt wurden.
»Du bist nur auf Bewährung draußen, Russ. Wenn du erwischt wirst, musst du wieder in den Knast zurück. Und das wird ganz bestimmt kein Freizeitclub mehr sein wie beim letzten Mal.«
»Richtig, aber dazu müssen sie mich erst mal erwischen. Und sie müssen mich anklagen und verurteilen. Aber weißt du, bis jetzt hat sich niemand die Mühe gemacht, den Begriff ›Yellow Pages‹ und das Logo der kaufenden Finger‹ urheberrechtlich schützen zu lassen. Beides kann von jedermann beliebig verwendet werden. Und jetzt wirf mal einen Blick auf die linke untere Ecke.«
Jack entzifferte das Kleingedruckte. »Ist das der Hinweis darauf, dass das Ganze nur ein Werbegag ist?«
»Genau. Und solange dieser Text dort steht, bewege ich mich im Rahmen der Gesetze – zumindest was deren Wortlaut betrifft.«
»Demnach gehst du die Gelben Seiten durch und stellst den Firmen ihre Eintragungen in Rechnung.«
Er grinste. »Die großen Firmen mit den Riesenanzeigen sind die besten. Sie werben an so vielen Stellen, dass sie sowieso eine Menge Rechnungen erwarten und nicht zu genau hinschauen. Das läuft wie geschmiert.«
Jack ließ das Rechnungsformular auf den Tisch flattern und schüttelte den Kopf. »Trotzdem … du hast Bewährung …«
»Was soll ich sonst tun? Ich war auf dem City College of New York noch ein Studienanfänger, als ich vom Hacker-Virus infiziert wurde und ausstieg.
Ich weiß eine ganze Menge, aber ich darf es nicht anwenden. Scheiße, ich darf noch nicht mal seriös im Internet arbeiten. Und ich brauch Geld fürs Studium.«
»Studium?«
»Ja, ich muss zusehen, dass ich irgendwie auf einen grünen Zweig komme, deshalb habe ich einige Kurse am CCNY belegt. Damals hab ich mit englischer Literatur angefangen, und damit mache ich wohl weiter. Vielleicht schaffe ich sogar einen Abschluss. Wenigstens meinen Bewährungshelfer mache ich damit glücklich.«
»Aber nicht dich
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