Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
nicht herumlaufen sollst. Und genau daran wirst du dich halten.« Er geleitete sie zu dem ausladenden Ledersessel in der eichengetäfelten Bibliothek und nötigte sie, sich hinzusetzen. »Hier bleibst du jetzt, bis es Zeit wird, ins Bett zu gehen.«
Er wusste, dass Gia niemals etwas tun würde, was dem Baby schaden könnte, doch er wusste auch: Sie war derart energiegeladen, dass es ihr schwer fiel stillzusitzen.
»Sei nicht albern. Was ist mit dem Abendessen?«
»Das kann ich machen«, rief Vicky. »Lass mich!
Bitte, lass mich!«
Jack wusste, dass ein Vicky-Abendessen für Gia mehr Arbeit bedeutete, als wenn sie es selbst vorbereiten würde. Doch er musste behutsam vorgehen.
Auf keinen Fall wollte er die Gefühle des kleinen Mädchens verletzen.
»Ich dachte daran, rauszugehen und was zu holen.«
Damit war Vicky gar nicht einverstanden. »Lass es mich zubereiten! Bitte, bitte. Bitte!«
»Hey, Vicks, ich habe schon was Chinesisches bestellt.« Jack wusste, dass chinesisches Essen auf ihrer Leibspeisen-Skala dicht hinter italienischer Küche rangierte. »Du weißt schon, Eierrollen, Wan-Tan-Suppe, Huhn General Tso und sogar einen Teller Doodoo.«
Sie bekam große Augen. »Du meinst einen Teller pupu, hm?«
»Ach ja, richtig. Du weißt schon, Toast mit Spareribs und Shrimps und sogar mit Feuer.« Sie liebte es, ihre Spareribs über einer Flamme zu grillen. »Aber wenn du lieber kochen willst, dann ruf ich an und bestelle alles ab. Kein Problem.«
»Nein, ich möchte einen Pupu-Teller. Ich kann auch morgen kochen.«
»Bist du sicher?«
Vicky nickte. »Ein Pupu-Teller, okay?«
»Okay. Ich muss noch was erledigen, und danach bringe ich dein Pupu mit.«
Vicky kicherte und rannte lachend durchs Haus.
Jack wandte sich mit einem Augenzwinkern zu Gia um. »Ich nehme an, für dich wie immer Brokkoli mit Walnüssen in Knoblauchsauce?«
Sie nickte. »Du nimmst richtig an. Aber wo kriegst du einen Pupu-Teller her – zum Mitnehmen?«
»Keine Ahnung, aber ich werd schon einen finden, selbst wenn ich einen Kanister Spiritus besorgen und ihn selbst vorbereiten muss.« Er beugte sich hinunter und küsste sie. »Bist du sicher, dass du okay bist?«
»Dem Baby und mir geht es gut. Wir haben es nur ein wenig mit der Angst zu tun bekommen, mehr nicht.«
»Und du hältst dich an die Anweisungen deiner Ärztin, ja?«
»Ich werde einfach mal duschen, um den Krankenhausgeruch abzuwaschen, und dann mache ich es mir hier gemütlich und lese eine Weile.«
»Okay. Aber beeil dich mit dem Duschen. Ich hab noch einige Besorgungen zu machen.«
»Problemlösungs-Besorgungen?«
Er nickte. »Ich habe gerade zwei Eisen im Feuer.«
»Nichts allzu Gefährliches, hoffe ich doch. Du hast mir versprochen …«
»Nichts Gefährliches. Wirklich nicht. Einmal muss ich für eine besorgte Mutter ihren verloren gegangenen Sohn suchen. Und im zweiten Fall drehe ich es so, dass der Knabe, dem ich an den Karren fahre, es überhaupt nicht merkt. Keine Gefahr, keine Aussicht auf irgendwelche körperlichen Schäden.
Das Ganze wird ein klassischer Null-Kontakt-Job.«
»So etwas habe ich schon mal aus deinem Mund gehört. Erst sagst du, ein Kinderspiel, und erscheinst dann mit zerbeultem Gesicht und einem Hals voller Würgemale.«
»Ja, aber …«
»Und du konntest noch nicht einmal deinen Vater besuchen, ohne einen mittleren Weltkrieg vom Zaun zu brechen.«
Jack hob beschwichtigend beide Hände. »Manchmal nehmen die Dinge eine unvorhersehbare Wendung, aber die beiden Jobs, die ich im Augenblick erledige, sind absolut harmlos. Es wird keine bösen Überraschungen geben, wirklich, das schwör ich dir.«
»Oh, ich weiß, dass du sogar selbst daran glaubst, aber in letzter Zeit entpuppt sich jeder Auftrag, den du in Angriff nimmst, zum Ende hin als ziemlich hässlich.«
»Diesmal nicht. Ich bin in zwei Stunden wieder zurück. Mein Mobiltelefon lasse ich allerdings für den Rest des Tages ausgeschaltet.« Als er ihren fragenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Das ist eine lange Geschichte. Dafür verdiene ich damit ein Vermögen.« Er winkte ihr zu. »Ich liebe dich.«
Sie lächelte ihn auf ihre ganz besondere Art an.
»Ich liebe dich auch.«
10
»Sie sehen heute viel besser aus«, sagte Jensen, während er sich in den Besucherstuhl vor Luther Bradys hubschrauberlandeplatzgroßem Schreibtisch sinken ließ.
Jensen wünschte sich, er hätte ein ebensolches Büro – hohe Decke, gediegene Holztäfelung, eine Rosette aus Oberlichtern
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