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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul F. Wilson
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sowie eine Reihe Fenster vom Fußboden bis zur Decke mit einem herrlichen ungehinderten Blick auf das Chrysler Building. Die Täfelung bestand aus Nussbaum, deren Gleichmaß nur durch zwei verchromte Stahltüren in der Südwand des Raums unterbrochen wurde. Dort bewahrte Brady ein Symbol seines größten Geheimnisses auf, von dem nur er, Jensen und der Hohe Rat etwas wussten: Opus Omega.
    Der Handelnde Höchste Dormentalist und Oberste Wächter war ein attraktiver Mann von mittlerer Größe mit breiten Schultern und langem, welligem braunem Haar, das er bis über seinen Kragen herabwallen ließ. Vor ein paar Jahren hatte Jensen ein paar graue Fäden in dieser braunen Flut wahrgenommen, doch das hatte nicht lange gedauert. Heute trug Brady einen seiner Hickey-Freeman- oder Dolce-&-Gabana-Anzüge – niemals zog er eine Uniform an –, die er sich für seine öffentlichen Auftritte zugelegt hatte.
    Schließlich vertrat er den Dormentalismus in der Öffentlichkeit und musste daher eine eindrucksvolle Erscheinung sein. Luther Brady war nicht nur der Führer der Kirche, sondern auch ein begnadeter PR-Experte.
    Jensen musste zugeben, dass er in beiden Funktionen Erstaunliches leistete, vor allem aber in letzterer Funktion. Wenn er im Fernsehen auftrat, war er das Sinnbild für Vernunft, Großmut und Selbstlosigkeit.
    Er war der MVP, der Most Valuable Professional der Altruismus-Szene.
    »Besser?« Brady runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
    »Gestern sahen Sie müde aus.«
    Brady hielt für einen kurzen Augenblick inne, dann erwiderte er: »Das überrascht ja auch kaum, wenn man sich vorstellt, welche Mühe es gekostet hat, das Tiefdruckgebiet während der Versammlung am Sonntag aufzuhalten.«
    Jensen erinnerte sich, die ganze Woche die Wetterberichte verfolgt und sich innerlich darauf vorbereitet zu haben, dass es während der Versammlung so gut wie sicher regnen würde. Und dann, im Laufe des Samstagnachmittags und des frühen Sonntagmorgens, war das Tiefdruckgebiet nach Norden abgewandert. Jensen hatte das als ungewöhnlichen Glücksfall betrachtet, aber jetzt erklärte Brady ihm tatsächlich …
    »Sie haben das bewirkt?«
    »Nun, nicht alleine. Ein paar andere Mitglieder des Hohen Rates haben mir dabei geholfen. Ich hätte es wahrscheinlich auch allein schaffen können, aber ich musste meiner Rede bei der Versammlung wenigstens ein Mindestmaß an Beachtung schenken.
    Wie Sie wissen sollten, mögen wir Vollständig Fusionierten durchaus höhere Wesen sein, aber Götter sind wir natürlich nicht.«
    Nein, das sind wir nicht, dachte Jensen mit aufkeimendem Schuldbewusstsein. Einige von uns sind noch nicht einmal höhere Wesen.
    Brady sah ihn ein wenig reumütig an und fügte hinzu: »Ich hätte Sie gerne um Hilfe gebeten, aber ich wollte Sie nicht von Ihren Sicherheitsaufgaben ablenken.«
    Noomri sei Dank haben Sie es nicht getan, dachte Jensen. In diesem Fall wäre nämlich seine Schein-Fusion enthüllt worden.
    Brady lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wie Sie sicherlich wissen, habe ich die Sonntagnacht in den Bergen verbracht, um mit meinem Xelton Zwiesprache zu halten und meinen Geist mit neuer Energie aufzuladen. Ich brauchte Ruhe.«
    Jensen nickte. Brady verbrachte viele Sonntage auf dem Land. Er zog sich dann in sein Haus in den Wäldern zurück.
    »Irgendwann müssen Sie mich einmal begleiten.«
    Bradys Augen blickten in die Ferne, während sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. »Ich habe Das Kompendium dorthin gebracht und las wieder einmal darin. Es fesselt mich jedes Mal aufs Neue.«
    Das Kompendium … das wunderbarste, erstaunlichste, magischste Buch, das Jensen je gesehen oder gelesen oder sich vorgestellt hatte. Er wünschte sich sehnlichst, es wiederzusehen, es zu berühren und darin zu blättern. In seinen düstersten Momenten des schwankenden Vertrauens in die Ziele und Glaubensinhalte der Kirche hatte ihm Brady Das Kompendium gezeigt, und alle Zweifel waren zerstoben – wie Rauch im Wind.
    Jensen wollte sagen, ja, ja, lassen Sie mich Das Kompendium noch einmal anschauen, aber Bradys nächste Worte hielten ihn davon ab, seine Bitte zu äußern.
    »Nachdem wir im Kompendium gelesen haben, können wir uns in die Lüfte schwingen und gemeinsam über die Wälder dahinfliegen. Es erfüllt die Seele mit tiefem Frieden, von oben die wilden Tiere des Waldes zu beobachten.«
    Jensens Zunge fühlte sich plötzlich wie gelähmt und pergamenttrocken an. Sich in die Lüfte erheben?
    Fliegen? Sein Herz

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