Handyman Jack 10 - Der Erbe
auch die Pistole. Er wollte sie gerade wieder in der Sporttasche verstauen, entschied sich dann aber, die vorher noch einmal gründlich zu durchsuchen.
Er drehte sie auf den Kopf und kippte alles auf den Badezimmerboden aus. Er kontrollierte alle End- und Seitentaschen und tastete sie innen nach Geheimfächern oder einem falschen Boden ab.
Da war nichts.
Nur ein Satz Unterwäsche zum Wechseln, ein Rasierbesteck mit einem Elektrorasierer, Zahnbürste und Zahnpasta, eine Dose Haargel, eine Schachtel Starfires, der Miami Herald von gestern, ein zerfleddertes altes John-D.-MacDonald-Taschenbuch, eine Manta-Ray-Baseballkappe und eine Sonnenbrille.
Die Banalität des Haufens machte Jack zu schaffen. Wer war dieser Kerl? Wer hatte ihn geschickt? Und auf wen war er angesetzt?
Wahrscheinlich würde er das nie erfahren.
Mithilfe des Handtuches stopfte Jack die Pistole und den Schalldämpfer in die Tasche. Weil an der Sonnenbrille Fingerabdrücke haften bleiben würden, hob er auch die mit dem Handtuch auf. Er wollte sie gerade in die Tasche fallen lassen, als er stutzig wurde, weil sie ihm bekannt vorkam. Sehr bekannt.
Er vergaß seine Vorsicht wegen der Fingerabdrücke, hob sie auf und sah durch die Gläser hindurch. Es wurde nicht dunkler – er konnte den Duschkopf ganz klar sehen. Aber als er sie umdrehte – vollkommen undurchsichtig.
Eine eisige Hand griff nach ihm, als er aufsprang und zu seiner eigenen Sporttasche hastete. Er zog die Sonnenbrille hervor, die Davis ihm gegeben hatte, und hielt sie neben die des toten Mannes.
Sie waren nicht voneinander zu unterscheiden.
Falls er diese Brille nicht gestohlen oder irgendwo gefunden hatte, war der Kerl in der Badewanne ein Yeniceri.
3.
Jack fuhr die South Road entlang, bis er zur Pemberton Road kam. Die Kreuzung befand sich am Stadtrand von Novaton und weil hier der Überfall auf seinen Vater stattgefunden hatte, hatte er sich hier bei seinem letzten Besuch genauer umgesehen.
Die Straßen trafen sich im Sumpf am Rand der Everglades und die Gegend war heute genauso verlassen wie damals. Heute sogar noch mehr, weil es immer noch zwei Stunden waren, bis sich die Sonne im Osten zeigen würde.
Jack fuhr an den Straßenrand, stieg aus und machte den Kofferraum auf. Er ergriff Smith unter den Achselhöhlen und zerrte ihn heraus. Dann schleppte er ihn an das Bankett und rollte ihn in den Straßengraben. Der führte kein Wasser, deswegen gab es auch kein Platschen. Er warf die Sporttasche – mit Pistole und allem anderen – hinterher.
Eine der Patronen behielt er.
Er hatte sich die Nummer des Polizeireviers von Novaton herausgesucht, bevor er das Haus seines Vaters verließ, und als er die Route 1 erreichte, rief er dort über sein Handy an.
»Ja, ich möchte ein Verbrechen melden. Ich habe gesehen, wie etwas, das wie eine menschliche Leiche aussah, an der Kreuzung von South und Pemberton abgeladen wurde. Das war’s.« Er legte auf.
Das sollte reichen, um Novatons Freunde und Helfer auf Trab zu bringen.
Wären die mit Zyankali präparierten Patronen nicht gewesen, hätte er Smith da als Alligatorfutter liegen lassen. Er hätte die Waffe auseinandernehmen und sie Stück für Stück in den Sumpf werfen können, während er die South Road entlangfuhr, aber er wusste nicht, was er mit den Patronen machen sollte. Anya hatte ihm einen tiefen Respekt für die ökologischen Probleme der Everglades eingeflößt und er wollte sie auch nicht durch das geringste bisschen Zyanid verstärken.
Aber so würden die Polizisten aus Novaton ihn finden, bevor es jemand anderes tat, und dann waren die Hohlspitzgeschosse mit dem Zyankali deren Problem.
Die Frage war jetzt aber, wie weiter?
Wenn er sich ranhielt, konnte er es noch rechtzeitig zu seiner Verabredung in Fort Lauderdale schaffen. Sein Verstand sagte ihm, dass er das tun sollte. Wer wusste, wann sich die Möglichkeit wieder ergeben würde, ihn nach Bosnien zu bringen? Wenn er sich diese Gelegenheit entgehen ließ, bekam er vor der Geburt des Babys vielleicht keine andere mehr.
Aber Smiths Sonnenbrille machte ihm heftige Bauchschmerzen und drängte ihn, das alles hintanzustellen und herauszufinden, was zum Teufel ein Yeniceri-Killer im Haus seines Vaters machte.
Also wohin? Der Jachthafen oder der Flugplatz?
Wie er sich auch entscheiden würde, er musste über die Route 1 nach Norden, also fuhr er weiter und hoffte, er habe sich entschieden, bevor er Fort Lauderdale erreichte.
4.
Der Schmerz weckt ihn auf.
Wieder
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