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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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noch ein oder zwei Autos. Noch während er zusah, gingen die Scheinwerfer an und die Wagen entfernten sich Richtung Stadt.
    Die Geschäfte liefen wohl nicht sehr gut. Umso besser für ihn. Dann würde die Show sich frühzeitig zur Nachtruhe begeben.
    Nachdem alle Lichter erloschen waren und sich einige Zeit nichts mehr regte, glitt Jack aus dem Wagen und holte einen Zehn-Liter-Kanister aus dem Kofferraum. Das Benzin im Innern gluckerte, als er über den unebenen Grund auf das Hauptzelt der Show zuschlich. Die Wohnwagen der Darsteller und Handlanger waren an der Nordseite um einen 48-Tonner gruppiert.
    Nirgendwo war ein Wachtposten in Sicht. Jack glitt unter der Zeltplane hindurch und lauschte. Alles ruhig. Ein paar Glühbirnen brannten auch jetzt noch. Ungefähr alle zehn Meter hing eine von der Decke. Jack hielt sich in den Schatten am Zeltrand und schlich hinter den Ständen auf Narbenlippes Käfig zu.
    Sein Plan war ganz einfach. Er wollte den Boden des Käfigs und die Kreatur mit dem Benzin tränken und dann ein Feuerzeug hineinwerfen. Normalerweise hätte er die Idee, ein hilfloses Tier bei lebendigem Leib zu verbrennen, grauenhaft gefunden, aber hier ging es um einen Rakosh. Hätte eine Kugel in den Schädel die gleiche Wirkung gehabt, hätte er diese Methode gewählt. Aber der einzig sichere Weg, einen Rakosh zu töten, war Feuer … die reinigende Flamme.
    Aus Erfahrung wusste Jack, dass ein Rakosh, der einmal brennt, nicht mehr lange überlebt. Sobald er sicher war, dass die Kreatur brannte, würde er aus vollem Hals »Feuer« rufen und dann zum Auto rennen.
    Er hoffte, dass die Mitarbeiter mit den Feuerlöschern schnell genug eintreffen würden, bevor das ganze Zelt in Flammen stand.
    Ihm gefiel die Sache nicht und der Gedanke widerstrebte ihm, das Zelt und die Leute in Gefahr zu bringen, aber mehr war ihm in der kurzen Zeit nicht eingefallen. Er würde Vicky um jeden Preis beschützen und es war die einzig sichere Methode, die er kannte.
    Vorsichtig näherte er sich dem Käfig des »Haimenschen« von der nicht einsehbaren Seite und beschrieb dann einen großen Bogen, bis er vor der vergitterten Seite des Käfigs stand. Narbenlippe schlief ausgestreckt auf dem Boden, ein Arm hing zwischen den Gitterstäben heraus. Er öffnete die Augen, als Jack sich näherte. Die Klauen wurden nur teilweise ausgefahren, als er halbherzig, fast widerwillig nach ihm ausholte. Dann schloss er die Augen und ließ den Arm wieder baumeln. Offenbar fehlte ihm die Kraft für alles andere.
    Jack blieb stehen und starrte die Kreatur an. Dann war es ihm klar.
    Er stirbt.
    Er stand lange Zeit da und starrte auf den dösenden Narbenlippe im Käfig. War er krank? Was fehlte ihm? Einige Tiere können außerhalb ihres Rudels nicht überleben. Jack hatte die Brut, zu der die Kreatur gehörte, vernichtet und damit alle anderen Mitglieder dieser Familie. Starb dieser letzte Rakosh an Einsamkeit oder einfach nur an Altersschwäche? Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie alt ein Rakosh werden konnte.
    Jack wechselte den Kanister von einer Hand in die andere, und überlegte, ob sein Einsatz hier überhaupt notwendig war. Einen gesunden, lebendigen, gefährlichen Rakosh konnte er ohne jeden Skrupel abfackeln, weil der ihm an seiner Stelle ohne jedes Zögern den Kopf abreißen würde. Aber so wie es schien, würde Narbenlippe in Kürze das Zeitliche segnen. Also warum sollte er mit einem Feuer das fahrende Volk in Gefahr bringen?
    Andererseits … was, wenn Narbenlippe sich doch erholte und irgendwann freikam? Die Möglichkeit bestand. Und Jack würde es sich nie verzeihen, wenn das Monster noch einmal Jagd auf Vicky machen würde. Bei seinem letzten Versuch, Vicky zu retten, war er beinahe getötet worden – und dabei hatte er unfassbares Glück gehabt. Konnte er sich darauf verlassen, auch beim nächsten Mal ungeschoren davonzukommen?
    Nein. Man sollte sich nie auf sein Glück verlassen.
    Er begann den Deckel von dem Kanister abzuschrauben, hielt aber inne, als er Stimmen hörte, die durch die Budengasse auf ihn zukamen. Er verbarg sich im Schatten.
    »Ich sag’s dir, Hank«, erklang eine ihm vertraute Stimme. »Du hättest diesen Koloss heute Nachmittag sehen sollen. Irgendwas hat ihn aufgestachelt. Die Leute standen in Scharen vor dem Käfig, als der rausguckte.«
    Jack erkannte den kahlköpfigen Ticketverkäufer, der ihn mit dem Stock hinter die Absperrung zurückgedrängt hatte. Der andere Mann bei ihm war größer, jünger, aber

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