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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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bis direkt an das Zelt heranzufahren, sich unter der Plane durchzuducken, Narbenlippe mit Benzin zu übergießen, ein Streichholz anzureißen und die Kreatur in die Hölle zurückzuschicken.
    Aber als er über die schmale Straße über das Sumpfland fuhr, hatte er plötzlich ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    Wo waren die Zelte?
    Er ließ den Wagen vor der schlammigen Wiese ausrollen und starrte ungläubig auf die leere Fläche im Licht seiner Scheinwerfer. Dann sprang er aus dem Wagen und sah sich um. Die Show war mit allem Drum und Dran verschwunden. Sie waren ihm auf der Straße nicht entgegengekommen. Also wo …?
    Er hörte ein Geräusch und erblickte im Umdrehen einen knorrigen alten Mann auf der anderen Seite seines Wagens. Bei dem wenigen Licht, was von den Scheinwerfern noch so weit zurückstrahlte, erkannte er nur einen unrasierten alten Mann, mehr nicht.
    »Wenn Sie wegen der Show gekommen sind, kommen Sie zu spät. Aber keine Angst. Nächstes Jahr kommen die wieder.«
    »Haben Sie gesehen, wann sie weggefahren sind?«
    »Natürlich«, sagte er. »Aber erst, nachdem ich die Pacht kassiert habe.«
    »Wissen Sie, wohin …?«
    »Mein Name ist Haskins. Mir gehört das Land hier. Und Sie stehen drauf.«
    Jacks Geduld begann zu reißen. »Ich würde auch gerne wieder verschwinden, wenn Sie mir sagen …«
    »Ich verpachte es jedes Jahr an diesen Zirkus. Monroe scheint denen wirklich zu gefallen. Aber ich …«
    »Ich muss wissen, wohin die gefahren sind.«
    »Sind Sie nicht schon ein bisschen alt, um jetzt noch mit dem Zirkus durchbrennen zu wollen?«, fragte er mit einem heiseren Lachen.
    Das reichte jetzt: »Wo sind sie hin?«
    »Regen Sie sich doch nicht auf. Ganz ruhig bleiben. Die sind rüber nach Jersey. Die haben morgen die erste Vorstellung in Cape May.«
    Jack rannte zu seinem Auto zurück. Südjersey. Da gab es nur einige Routen für einen Konvoi aus einem Laster und Wohnwagen: Der Cross-Bronx-Expressway über die George-Washington-Brücke brachte sie zu weit nach Norden; über den Beltway zum Verrazano und dann über Staten Island würden sie in der Mitte von Jersey rauskommen. Das war also die wahrscheinlichste Route. Aber selbst wenn er sich da irren sollte: Weiter nach Cape May mussten sie den Garden-State-Parkway nehmen.
    Jack gab Gas. Früher oder später würde er sie schon einholen.
     
    5
     Jack brauchte zwei nervenaufreibende Stunden, um Jersey zu erreichen. Mitternacht war längst vorüber und Cape May noch mehr als hundertfünfzig Kilometer entfernt. Hier auf dem Parkway war die Geschwindigkeit auf hundert Stundenkilometer begrenzt. Er stellte den Tempomat auf hundertzehn und nahm den Fuß vom Gaspedal. Er wäre lieber hundertfünfzig gefahren, aber dann wäre er vielleicht angehalten worden und Polizei war das Letzte, was er brauchte.
    Er hatte Kopfschmerzen. Vorher hatte er das Radio angestellt und auf irgendeinem Sender hatten sie ›You keep me hanging on‹ gespielt und jetzt bekam er den Song nicht mehr aus dem Kopf. Die Stimme von Diana Ross war wie eine Kreissäge, die einen Nagel trifft.
    Er war davon überzeugt, dass er eine Kolonne aus Zirkuswagen nicht übersehen konnte, doch er hätte es beinahe getan. Fast hundert Meter nach der New Gretna Raststätte schob sich das vertraute Bild der bunten Wagenansammlung auf dem Parkplatz in sein Bewusstsein.
    Er wurde langsamer, fand eine Abbiegerspur, »nur für Dienstfahrzeuge«, und wendete dann verbotenerweise auf die Gegenfahrbahn. Dreißig Sekunden später fuhr er auf den Parkplatz und fand einen Stellplatz neben dem Burger King, von wo aus er die Zirkuswagen gut sehen konnte.
    Um diese Zeit an einem Mittwochmorgen im Mai war der Rastplatz ziemlich leer. Bis auf ein paar Ehepaare auf dem Nachhauseweg von Atlantic City hatten Oz und seine Truppe den Parkplatz ziemlich für sich allein. Aber warum gerade dieser Rastplatz? Es war wirklich der einzige Jack bekannte, mit einer Polizeikaserne direkt in Nachbarschaft.
    Aber er war jetzt schon so weit gekommen …
    Jack öffnete den Kofferraum und starrte den Benzinkanister an. Dann bewaffnete er sich mit einer schallgedämpften P-98.22er, die er hinter dem Reserverad versteckt hatte. Das war zwar ein mickriges Kaliber, aber wenigstens leise. Er schob sie in seinen Hosenbund unter die Jacke und ging auf die Wagen des Kuriositätenkabinetts zu.
    Er zählte zwei Sattelschlepper und an die zwanzig Wohnwagen aller Größen, Formen und Baufälligkeiten. Als er näher kam, hörte er ein Hämmern.

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