Handyman Jack - Story-Sammlung
Nachtluft hinaus.
Ein seltsamer Gefühlswirrwarr umgab ihn, als er zu seinem Wagen zurückkehrte.
Er war froh, dass Narbenlippe bald den Löffel abgab, aber allein die Tatsache, dass er immer noch lebte, auch wenn er zu schwach war, um für Vicky eine Bedrohung darzustellen, störte ihn. Tot war ihm die Kreatur zweifelsfrei lieber. Er würde den Zirkus im Auge behalten, oder täglich oder zumindest alle zwei Tage vorbeischauen, bis er mit Sicherheit wusste, dass der Rakosh seinen letzen Atemzug getan hatte.
Und noch etwas anderes störte ihn. Er konnte den Grund nicht genau bestimmen, aber er hatte das unangenehme Gefühl, dass es nicht gut gewesen war, nochmals zurückzukehren.
3
Am übernächsten Abend fuhr Jack nach Monroe, um noch einmal nach dem Rakosh zu sehen.
Der Himmel öffnete die Schleusen, sobald er aus dem Wagen stieg. Es war wie ein tropischer Sturm. Im einen Moment war da nur die Androhung von Regen, im nächsten stiefelte Jack mitten durch einen Wasserfall. Als er am Eingang ankam, war er durchnässt, schlammbespritzt und übelster Laune. Wenigstens stand das Hauptzelt noch, auch wenn der Eingang verhängt war und niemand Karten verkaufte. Das Unternehmen wirkte wie ausgestorben.
Jack glitt zwischen den Segeltuchplanen hindurch. Die schale Luft, die sich unter der Zeltkuppel gesammelt hatte, stank nach nassem Heu und merkwürdigem Schweiß. Seine Füße schmatzten in den nassen Schuhen, als er zu Narbenlippe hinüberschlurfte, aber dann blieb er wie vom Donner gerührt stehen, als er sah, was sich hinter den Gitterstäben befand.
Es war zwar immer noch Narbenlippe, aber die Kreatur, die er in der Nacht zuvor gesehen hatte, war nur ein schwacher Abklatsch dieses Monsters hier gewesen. Der Rakosh, der sich in dem Käfig aufbäumte und an den Gitterstäben rüttelte, war ein Ausbund von Vitalität und Wildheit, mit makellos glänzender schwarzblauer Haut und flimmernden gelben Augen, aus denen eine innere Kraft leuchtete.
Jack stand wie betäubt vor dem Käfig und dachte: Das ist ein wiederkehrender Albtraum.
Der gestern noch todkranke Rakosh platzte geradezu vor Gesundheit und er wollte aus dem Käfig heraus.
Plötzlich erstarrte er und Jack bemerkte, dass er in seine Richtung blickte. Ein kalter gelber Eidechsenblick ruhte auf ihm. Er fühlte sich wie ein Hirsch im Scheinwerferlicht eines Sattelschleppers.
Er drehte sich um und hastete aus dem Zelt. Im Regen draußen sah er sich um und bemerkte das Schild »Büro« an einem der Wohnwagen. Die Zeltplane des Vordachs bog sich im Regenwasser durch. Jack klopfte.
Er trat zurück, als die Tür nach außen aufklappte. Prather starrte auf ihn herunter.
»Wer sind Sie?«
»Auch Ihnen einen guten Abend. Ich war gestern schon mal hier. Ich bin der Typ mit der Eisenstange.«
»Ach ja, der Verteidiger der Rakoshi. Jack, nicht wahr?«
»Ich möchte mit Ihnen über diesen Rakosh reden.«
Oz machte Platz in der Tür. »Kommen Sie nur herein.«
Jack kletterte die Stufen hoch und betrat den Wagen, aber nur so weit, um aus der Gefahrenzone dieser vollgelaufenen Plane zu kommen. Der Regen trommelte auf das Metalldach und Jack wusste, er würde das nicht lange aushalten, bevor es ihn wahnsinnig machte.
»Haben Sie ihn gesehen?« Prathers Stimme schien in dem kleinen Wohnwagen von überallher zu kommen. »Ist er nicht beeindruckend?«
»Was haben Sie mit ihm gemacht?«
Oz starrte ihn an, als erstaune ihn die Frage wirklich. »Na ja, mein guter Mann, jetzt, wo ich weiß, was es ist, weiß ich natürlich auch, wie man es halten muss. Ich habe mir die entsprechenden Kapitel über die Hege und Pflege von Rakoshi in meinen Büchern über bengalische Mythologie angesehen und entsprechend gehandelt.«
Jack wurde es plötzlich kalt. Und das lag nicht an seiner durchweichten Kleidung.
»Was … womit haben Sie ihn denn gefüttert?«
Oz große braune Augen blickten ihn offen und ohne jedes Schuldbewusstsein an. »Ach, mit diesem und jenem. Wie es die Texte so vorschrieben. Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass ich es zulasse, dass eine so wunderbare Kreatur weiter leidet und dann an mangelnder Ernährung eingeht, oder? Ich vermute, Sie sind vertraut …?«
»Ich weiß, was ein Rakosh zum Überleben braucht.«
»Ist das so? Wissen Sie alles über Rakoshi?«
»Nein, natürlich nicht, aber …«
»Dann lassen Sie uns doch davon ausgehen, dass ich mehr weiß als Sie. Vielleicht gibt es mehr als nur eine Methode, um sie bei Gesundheit zu halten.
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