Handzahm
nicht schloss. Wegen ihrer großen Tittchen stand sie offen und rahmte den Ausschnitt ihres Pullis ein.
Cassy legte Silberschmuck an, schminkte sich dezent und drehte sich zufrieden vor dem Ganzkörperspiegel in der Diele. Sexy, aber stilvoll.
Sie suchte noch rasch im Internet die Adresse von Lord Enterprises heraus, druckte sich die Anfahrtsbeschreibung und den Kartenausschnitt aus, die sie auf der Firmenhomepage gefunden hatte, und machte sich auf den Weg.
Als sie im Pontiac saß, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie kurbelte das Seitenfenster herunter. Kopfweh war jetzt das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
Vielleicht war Andrew gar nicht in der Firma, sondern geschäftlich unterwegs oder hatte Urlaub. Vielleicht lehnte er es ab, sie zu sehen, und würde sie bereits von der Empfangsdame abservieren lassen. Vielleicht ...
Was nutzte es, weiter darüber nachzudenken. Bald würde sie ohnehin Klarheit haben.
Das Stadtbüro von Lord Enterprises lag in Downtown, ein exklusiver Standort. Es gab einen kleinen Parkplatz direkt vorm Haus, auf dem Cassandra ihren Wagen abstellte.
Einige Minuten blieb sie sitzen und schaute zum Gebäude hinüber. Über dem Eingang stand in großen Lettern der Name des Unternehmens und darunter kleiner: Privatjets, Charter und Verkauf.
Cassys Herz rutschte in die hohen Stiefel, als sie aus dem Auto ausstieg. Mit jedem Schritt, den sie dem Eingang näherkam, beschleunigte sich ihr Puls. Ihr Mund war trocken und sie wünschte sich, vorher ein Budweiser getrunken zu haben.
Sie war bemüht, gleichmäßig ein- und auszuatmen, um sich zu beruhigen, was ihr nur mäßig gelang, und ging durch die Drehtür in das Bürogebäude. Die Ausstattung des Empfangsbereichs verunsicherte sie.
Ein hochglänzender beigefarbener Marmorboden. Eine edle sandfarbene Ledercouch und zwei passende Sessel in einer Ecke. Ein kleiner Kühlschrank mit durchsichtiger Front, in dem exklusives Mineralwasser, wie Voss Gletscherwasser, Fiji und Finé sowie einige Flaschen Veuve Clicquot Champagner unterschiedlicher Größe standen. Eine original Schweizer Schümli-Kaffeemaschine, die auf Knopfdruck Caffé crema, Milchkaffee, Cappuccino, Espresso und Latte Macchiato zubereitete, mit blank polierter Edelstahlfront und Beistelltisch, auf dem in einer Kristallschale einzeln abgepacktes Feingebäck darauf wartete, verzehrt zu werden.
«Wie kann ich Ihnen helfen?», fragte die Empfangsdame höflich. Sie hatte ein strahlendes Lächeln, gebleichte Zähne und trug ein dunkelblaues Kostüm. Ihre hellbraunen Haare hatte sie streng hochgesteckt. Ihre Augenbrauen waren mit einem braunen Schminkstift geschickt aufgemalt, man sah kaum, dass sie keine Brauen mehr hatte.
Vermutlich zu viel gezupft. «Guten Tag, ich würde gerne zu Mister Andrew Callum Lord.»
«Haben Sie einen Termin?»
Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde, aber sie war trotzdem zerknirscht, als sie zugab: «Nein.»
Die Rezeptionistin öffnete den Mund, um etwas zu sagen, kam aber nicht dazu, denn Cassy fügte selbstbewusster, als sie sich fühlte, hinzu: «Aber er wird mich empfangen. Mein Name ist Cassandra Rodson.»
Wenn er sich nicht mehr an ihren Namen erinnerte, würde sie vor Scham und Betrübtheit tot umfallen. Immerhin schien er im Büro zu sein.
«Von welcher Firma?»
Verlegen räusperte sich Cassy: «Privat.»
Die Empfangsdame ließ sich nichts anmerken, sondern behielt ihre professionelle Fassade. Sie setzte ihr Headset auf und wählte eine Nummer. Nach einer kurzen Wartezeit sprach sie: «Hier ist Natalie McArthur vom Empfang, Mister Lord. Eine Cassandra Rodson steht hier und hätte Sie gerne privat gesprochen.»
Cassy hielt den Atem an. Falls er sie abweisen sollte, würde sie aus dem Gebäude laufen, damit niemand ihren roten Kopf sah. Es war ihr peinlich, ihm hinterherzulaufen, doch wenn sie es nicht täte, würde sie es auf ewig bereuen. Zur Hölle, er war es wert!
«In Ordnung», sagte Miss McArthur und legte auf.
Cassy war übel. Schüchtern blickte sie die Rezeptionistin an.
Aber anstatt sie aus dem Bürogebäude zu komplimentieren, ging sie zum Personenaufzug, dessen Tür offenstand. «Mister Lord erwartet Sie in seinem Büro. Sie finden es in der obersten Etage, rechter Gang, ganz hinten durch.»
«Oh», machte Cassandra erstaunt und eilte in den Lift. «Herzlichen Dank.»
Die Empfangsdame drückte den Knopf für die fünfte Etage. «Gern geschehen.»
Die Aufzugtür schloss sich. Während der Fahrt nach oben
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