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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hasdrubals Finger wies, lag am Strom.
    »Karduba«, sagte er. »Das Hauptlager. Von da aus können sie die Silberberge und die Quellgebiete packen.«
    »Wie heißt der Ort?«
    Hasdrubal schnalzte. »Ich fange auch schon an, mir diese verwaschene Aussprache hier anzugewöhnen. Qart luba – Karduba. Im letzten Sommer gab es da eine wüste Schlacht. Ein Numider, luba, Vetter von Naravas, hat sie mit seinen Reitern entschieden und ist dabei gefallen. Hamilkar hat den Ort nach ihm benannt. Aber überhaupt – Reiter.« Er strahlte.
    »Du solltest das neue Heer sehen. Man muß es sehen, um es zu glauben.«
    »Ein neues Heer? Kriegt ihr denn mehr Geld vom Rat?«
    Hasdrubal zwinkerte. »Nein, aber wir haben schon ein wenig mehr Silber aus den alten Bergwerken geholt, als wir dem Rat erzählen. Wir beginnen, eigene Münzen zu prägen – nur für die Truppe. Aber Hamilkar erfüllt sich einen alten Traum. Hundert verschiedene Völker, mit ihren guten und schlechten Kampfgewohnheiten – aber eine einheitliche Bewaffnung, die gleiche Ausbildung, die gleichen Signale und Übungen. Im Augenblick spielt er mit einer schweren iberischen Reiterei herum – iberische Kataphrakten.«
    »Kann ich mir kaum vorstellen – aber beim nächsten Besuch werde ich sie sehen, hoffe ich.«
     
    Antigonos wußte selbst keinen Grund, aber eine seltsame Unruhe drängte ihn, möglichst bald nach Gadir zurückzukehren. Fünfzehn Tage, nachdem er den alten Hafen verlassen hatte, erreichte er ihn wieder – elf Tage zu spät.
    An der Haltung von Memnon und Bomilkar, die auf dem Achterdeck der Schwinge des Westwinds standen und ihm entgegenblickten, sah Antigonos, daß etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er kletterte über die Bordwand. Memnon kam die schmale Treppe herunter.
    »Was ist los? Wo sind die anderen?«
    Memnon blieb vor seinem Vater stehen. Die dunklen Augen waren trüb; einen gespenstischen Moment blickte Isis den Hellenen an. Memnon ergriff Antigonos’ Rechte, zog sie an seinen Mund und schloß die Augen. »Ich… es tut mir unendlich leid, Vater. Komm.« Er zog ihn zum Heckraum.
    Antigonos spürte nichts; keine Kälte, keine Besorgnis, keine Furcht, nur eine Art Lähmung der Seele. Die Beine gehorchten. Er ließ sich auf dem breiten Bett nieder. Etwas in ihm bemerkte, flüchtig, daß Tsuniros Sachen fehlten.
    »Zwei Tage«, sagte Memnon mit brüchiger Stimme , »nachdem du weg warst, ist ein Schiff gekommen – ein Zweimaster. Von einer Stadt weit im Süden – an der Mündung des Gyr oder Ny-Gher oder so. Es war bei den Glücklichen Inseln, dann weiter an der Küste, Kerne, Thymiatherion, Liksh, Zilis, Tingis, dann Gadir. Der Kapitän war Punier, der Steuermann schwarz, mit den gleichen Zeichen im Gesicht wie Mu… Tsuniro. Die Besatzung halb schwarz und halb weiß. Sie haben Gold gebracht, Gewürze, Elfenbein, Felle. Und zwei Elefanten. Tsuniro hat lange mit ihm geredet. Das Schiff hat Eisen und Werkzeug geladen. Tsuniro… sie ist einen Tag und eine Nacht im Heckraum gewesen. Hier. Sie hat uns fortgeschickt. Einmal… einmal war ich kurz an Bord; da habe ich gehört, daß sie schrecklich geschluchzt hat. O Vater.«
    Antigonos sagte nichts. Er starrte mit brennenden Augen zu seinem großen Sohn hinauf.
    »Dann… dann ist das Schiff ausgelaufen. Mit ihr. Sie hat nichts gesagt. Sie hat mich umarmt und geweint. Dann hat sie Ariston genommen. Er war ganz fröhlich, hat irgendwas über einen kleinen Ausflug erzählt.« Eine Träne kullerte langsam über die Wangen des Jungen. Er hob den flachen, gemaserten Stein vom Tisch und hielt ein abgerissenes Papyrosstück hoch.
    »Nur das hier.«
    Antigonos nahm das Stück. Ein paar hellenische Zeichen standen darauf. Mein Herz birst. Ich liebe dich. Leb wohl. Antigonos ließ den Papyros sinken und drehte das Gesicht zur Wand.
     
    ANTIGONOS SOHN DES ARISTEIDES , AN BORD DER SCHWINGE DES WESTWINDS IM HAFEN VEKTIS, AN HAMILKAR DEN BARKAS, STRATEGE VON LIBYEN UND IBERIEN , IN QART IUBA ODER ISPALI AM BAITS; MIT HÄNDLERN ÜBER MASSALIA, ZAKANTHA, MASTIA
    Gruß, Freundschaft, Verehrung, Diener des Melqart, Beschützer der Schwachen – o Blitz: Dies mit einem lederumwickelten Ballen, Händlern aus Massalia übergeben, die morgen diesen britannischen Inselhafen verlassen. Die letzten vor dem Winter, so sagt man; sie werden über Land in den Süden reisen und sagen, es sei keine Schwierigkeit, dir dies weiterzusenden. Die Schwinge ist nicht seetüchtig; bis die Ausbesserungen an Rumpf und Mast

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