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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sohn und reiste den Nil aufwärts, über Theben hinaus. Im Haus einer kuschitischen Sklavenhändlerin fand er eine uralte Tontafel, auf der ein Kapitän Yehaumilk in Phönikisch von seinen Vorbereitungen zu einer Puntfahrt berichtete. Sieben erschöpfende Nächte verbrachte er auf dem dicken Teppichlager der Kuschitin. Sie war schwarz und schlüpfrig, aber statt die Erinnerungen an Tsuniro zu tilgen, weckte sie sie zu unerträglichem Glanz. Am Morgen des achten Tags gürtete Antigonos das Schwert, das Ariston hätte tragen sollen, und zog mit einer Karawane von Eselmännern westwärts durch die Wüste. Auch diesmal fand er in den Städten und Dörfern am Gyr, in den Steppen und Wäldern keine Spur von Tsuniro und Ariston.
    Im nächsten Frühling, zehn Jahre nach dem Ende des Römischen Kriegs, besuchte er Naravas und Salambua, ritt durch die Berge nach Igilgili und fuhr übers offene Meer zum Handwerkerdorf bei Mastia. Die sichelförmige Bucht ragte mit den beiden Kaps ins Meer hinein. Vor der östlichen Spitze lag, noch in der Bucht und nicht ganz eine Meile vom Land, eine große Insel. Antigonos dachte an Gadir, das sardonische Sulqy, das versunkene sizilische Motye und so viele andere punische Inselstädte und fragte sich, ob Hasdrubal oder Hamilkar schon gründliche Überlegungen hinsichtlich ihrer künftigen Hauptstadt angestellt hatten.
    Hamilkars Feldlager bei Baitstulo – genannt Bastulo – am oberen Baits erreichte er beinahe gleichzeitig mit einer Gesandtschaft des römischen Senats. Massalia, Roms Bundesgenosse, unterhielt an der iberischen Ostküste Emporien und war um die Sicherheit dieser Handelsstützpunkte besorgt. Hamilkar beruhigte die Senatoren: Er habe keinesfalls die Absicht, römische Bundesgenossen oder deren Häfen zu behelligen; er wünsche Friede, Handel und Entwicklung; seine Unternehmungen in Iberien seien so fern von Rom und auch von Massalia, daß sie keine Bedrohung darstellen könnten; sein einziges Ziel sei es, einen Ersatz für die im und nach dem Krieg verlorenen punischen Gebiete zu schaffen – auch, damit Qart Hadasht im laufenden Jahr die letzte, zehnte Rate der Kriegsentschädigung an Rom zahlen könne.
    Es gab viele Menschen und Dinge, die Antigonos nicht sah.
    Hasdrubal der Schöne hatte sich mit einer iberischen Fürstentochter vermählt, hielt sich in ihrer Heimat auf und sicherte die Eroberungen durch Politik. Hannibal war weit fort; der Sechzehnjährige ritt im fernen Westen gegen die Lusitaner, die die alte punische Stadt Olont belagerten. Hasdrubal, inzwischen vierzehn, war mit Sosylos in Gadir und quälte sich durch Archive. Der zwölfjährige Mago, Hamilkar zufolge »zu jung zu anmaßend«, diente als einfacher Offiziersbursche und künftiger Hoplit bei einem Trupp schwerer libyscher Fußkämpfer nahe Karduba.
    Das folgende Jahr trug Antigonos einen neuen Beinamen ein , »libyschster aller punischen Hellenen«, weil er abermals tief in den Süden reiste, über den Gyr hinaus in Gebiete, in denen die riesigen menschenähnlichen Fellwesen heimisch waren, die zweieinhalb Jahrhunderte zuvor Hanno der Seefahrer gorilla genannt hatte. Tsuniro und Ariston blieben unauffindbar.
    Im Winter hörte man von den Einzelheiten des Kriegs zwischen dem Seleukidenherrscher und den Parthern; außerdem brachten punische und hellenische Kaufleute Nachrichten aus Illyrien. Zwischen dem Reich der Königin Teuta und Rom wurde ein Waffengang immer wahrscheinlicher. Illyrische Piraten verseuchten das Meer, und der Senat schickte eine Gesandtschaft mit scharfen Forderungen. Weiter im Osten führte der makedonische König Demetrios gleichzeitig zwei Winterkriege: gegen hellenische Städtebünde im Süden, gegen die Dardaner im Norden. In Qart Hadasht, der größten, schönsten und reichsten Stadt der Oikumene, genoß man den milden Winter und den Frieden.
    Im zwölften Frühjahr nach dem Ende des Punisch - Römischen Kriegs wurden in Rom die Tore des Janustempels wieder geöffnet. Ein Gesandter war auf der Heimreise aus Illyrien ermordet worden; Rom erklärte der Königin Teuta den Krieg.
    Antigonos rüstete die neue, bequemere Schwinge des Westwinds besser aus und ging an Bord. Kapitän Mastanabal und der achtzehnjährige Steuermann Bomilkar, Sohn Bostars, nahmen Kurs auf Mastia. Antigonos wollte Hamilkar und seine Söhne besuchen. Er kam gerade rechtzeitig, um den großen Strategen sterben zu sehen.
     
    Hasdrubal der Schöne deutete auf einen Punkt der großen Karte. »Hier ungefähr,

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