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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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abgeschlossen sind, wird der Winter uns umfangen. Der Ballen enthält ein Fell, das dich im Winter wärmen soll. Erinnerst du dich an die Geschichten von einem weißen Bären in Alexandreia, o Freund? Der Pelz stammt von einem solchen Tier. Es ist wild, einsam und furchtbar, also steht das Fell einzig dir zu. Memnon, Bomilkar und ich haben es mit Speer und Schwert getötet – möge dir im Sterben die Brust einer Sklavin und der weiche Pfühl vergönnt sein.
    Es war ein milder Sommer und ein weicher Herbst. Wir fuhren die östliche Küste der großen Insel Britannien hinauf , immer nach Norden. Wir sahen Felsen und Buchten, legten in Häfen an und handelten mit Menschen, deren Zunge unsere Begleiter aus dem britannischen Süden nicht verstanden. Am nördlichsten Ende Britanniens liegen einige Inseln in Sichtweite der Küste; hier fuhren wir westlich, wie der Wind es erlaubte, bis wir zu einem sturmumtosten Vorgebirge kamen, in dessen Nähe, wie wir von Eingeborenen hörten, deren Sprache wir inzwischen bruchstückweise verstanden, der Eingang zur Unterwelt liegen soll. Sie berichteten auch, daß in den Zeiten, da die Urgroßväter der Urgroßväter ihrer Urgroßväter noch nicht geboren waren, ein Fremder mit Namen Addis oder Oddis hinabgestiegen sei.
    Von Homeros zu einem anderen Hellenen, dem Massalioten Pytheas, mit dessen Großnichte sich meines Vaters Bruder vermählte – wie du weißt. Frischer Wind ließ uns nach Norden segeln, über das offene Meer. Nach guter Fahrt erreichten wir am Abend des vierten Tags eine Insel. Ich nehme an, daß es sich bei ihr um die Insel Berrike des Pytheas handelt. Sie ist nicht bewohnt. In den folgenden Tagen fanden wir, daß nördlich und nordöstlich weitere Inseln liegen, alle gleichermaßen öde und großartig.
    Von dieser Gruppe, die ich Berrike nennen will, trieb guter Wind uns sechs Tage nach Nordwesten. Hier fanden wir ein großes unbewohntes Land mit guten Buchten. Die Bäche sind warm und bergen erstaunliche und trefflich schmackhafte Fische. Wir fanden auch heiße Springquellen und sahen Feuerberge, die ihre Glut ins Meer ergossen. Um herauszufinden, ob nicht doch Menschen dieses Land bewohnen, mit denen man Handel treiben kann, segelten wir, die Küste zur Linken, nach Norden, bis die Küste endete. Wir folgen ihr nach Westen, doch endete sie abermals. Eine glückliche Fügung von Winden und Strömungen ließ uns abermals sieben Tage nach Nordwesten segeln. Ich glaube nicht, daß je Menschen unserer Länder so weit im Norden waren. Wir durchquerten einen warmen Strom; dann erblickten wir treibendes Eis. Mastanabal wollte umkehren, aber du weißt, wie sehr mich seit Alexandreia die Suche nach weißen Bären erregt.
    Schließlich erreichten wir eine steile weiße eisige Küste. Es gibt dort kleine grüne Buchten, die ich nicht im Winter besuchen möchte. Seltsame Menschen leben dort, mit breiten flachen Gesichtern und Augen, ähnlich denen der chinesischen Händler – ich habe dir davon berichtet, und von Taprobane. Diese Menschen leben von Fisch und der Jagd auf Seehunde; es ist bei ihnen üblich, Gästen in der Nacht die Frau oder Tochter in den Arm zu legen.
    Es gelang uns, durch Zeichen und Knurren verständlich zu machen, daß wir weiße Bären suchten. Sie hüllten uns in Pelze, banden uns große Fächer aus Holz und Knochen unter die Füße und führten uns landeinwärts, im Eis und Schnee. Dort, o Hamilkar, erlegten wir das Tier, dessen Fell deine Winter wärmen möge.
    Das Land ist unwirtlich; Handel ist nicht möglich. Wir dankten unseren breitgesichtigen Gastgebern, die sich init oder so ähnlich nennen, was vermutlich Menschen heißt, und lichteten den Anker. Die warme Strömung aus dem Westen trieb uns nach Nordosten, wo wir immer tiefer in Felder aus treibendem Eis gerieten und bereits verzweifelten, bis endlich Nordwind einsetzte. Er schnitt ins Mark, trieb uns aber rasch nach Süden. Bald erreichten wir wieder jenes Land der heißen Quellen und Feuerberge. Diesmal fuhren wir die westliche Küste entlang nach Süden. Ich glaube, dies Land, in Wahrheit eine menschenleere Insel, ist das Thule des Pytheas.
    Nun sind wir wieder im Hafen der Insel Vektis. Bald werden die Winterstürme einsetzen und uns daran hindern, vor dem Frühjahr die Westküste Galliens entlang nach Süden zu segeln. Es ist meine zweite Überwinterung hier – wie du weißt. Sie ist voll düsterer Gedanken, und in den Winternächten wird Erinnerung an jenen anderen Winter sie mit

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