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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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übertragen.«
    Antigonos schluckte. »Natürlich, kleiner Bruder. Ich habe es vor achtzehn Jahren schon deiner Mutter versprochen.« Dann setzte er lauter hinzu, so daß auch die anderen es hören konnten: »Du mußt es tun, Hannibal. Sonst werden alle sagen, man habe jemanden übergangen.«
    Der Sohn des Barkas lächelte, wandte sich zu den anderen um und hob das Schwert Hamilkars. Er zog es aus der Scheide , faßte die Klinge, beugte ein Knie und streckte Hasdrubal dem Schönen den Griff hin. »Was sind deine Befehle, Stratege von Libyen und Iberien?«
    Hasdrubal nahm den Griff, hob das Schwert, berührte die Klinge mit den Lippen. »Bring mir den Kopf von König Aranginos, dem oretanischen Verräter.«
    Hannibal stand auf. »Jetzt, Herr?«
    Hasdrubal wies mit dem Schwert zum Zeltausgang. »Jetzt , Fürst aller Reiter.«
    Die Offiziere murmelten beifällig. Hannibal nahm seine Ernennung zum obersten Reiterführer wie selbstverständlich.
    »Es ist Nacht, sie feiern und sind betrunken«, sagte er. »Und sie halten uns für geschlagen. Hast du genauere Befehle , Herr?«
    »Du tust, was zu tun ist.«
    Sie verließen das Zelt. Draußen drängten sich die übrigen Offiziere, Unterführer und zahllose Soldaten. Hannibal trat in den Lichtkreis der Fackeln und Feuer. Er hob die Hand.
    »Hasdrubal!« schrie er.
    Der kluge Punier – an dessen großen Fähigkeiten niemand zweifelte, dem aber die Kämpfer nicht jene bedingungslose Liebe und Verehrung entgegenbrachten wie Hamilkar und fast schon Hannibal – reckte das Schwert, noch bevor jemand Hannibals Schrei hatte aufnehmen können.
    »Für Barkas!«
    Dann entspannte er sich einen Moment und genoß den Jubel. Als er sich schließlich umdrehte, zwinkerte er Antigonos zu.
     
    Es war ein unmöglicher Auftrag. Die Tiere waren müde, die Männer erschöpft. Sie waren eine Nacht marschiert, hatten den halben Tag gekämpft, den Feldherrn verloren. Mehr als tausend waren gefallen, von den übrigen fast die Hälfte verletzt, viele schwer. Hannibal beriet sich mit den Offizieren, holte Unterführer dazu, sprach mit den Kämpfern und kam kurz vor Mitternacht zurück zum Feldherrnzelt, in dem Hasdrubal mit Offizieren und Schreibern saß und einen Überblick zu bekommen suchte.
    »Es geht nicht«, sagte der neue Stratege, ohne aufzublicken.
    »Ist es das, Hannibal?«
    Der junge Barkide, der seit vierzig Stunden nicht geschlafen hatte, rieb sich die Augen. Er starrte einen leeren Stuhl an, als ob ihm schon der Gedanke des Sitzens Furcht einflößte. »Es muß gehen«, sagte er müde.
    Antigonos reichte ihm einen Becher mit warmem Wasser, Gewürzen und ein paar Tropfen Wein. Hannibal lächelte knapp und trank.
    »Ja. Aber es sind zu wenig Reiter.« Hasdrubal steckte den Schreibhalm hinter das rechte Ohr und kratzte sich den Bart.
    »Unsere Leute haben vier ruhige Stunden gehabt. Üppig. Morgen wird der Jammer beginnen, die große Niedergeschlagenheit. Und die Iberer drüben werden ihren Sieg pflücken.«
    Antigonos lehnte sich an einen der Tragpfosten des großen Zelts. Rückzug. Fünftausend unversehrte Kämpfer, zweitausend schwer, dreitausend leichter Verletzte, Troß und Tiere, verfolgt und gehetzt von den Reitern der Feinde, die der Sieg über den unbesiegbaren Barkas ungeheuer beflügeln mußte. Sich mit unzureichenden Vorräten im engen Flußlager zu verschanzen und auf Entsatz zu warten war die zweite Form sicheren Untergangs. Es blieb nur der unmögliche Angriff.
    Hasdrubal, dem die Mühen und Bürden nicht anzusehen waren, stand auf und ging zur hintersten Ecke, wo auf einem Fellberg Hannibals Bruder Hasdrubal schlief. Er rüttelte ihn wach.
    »Kannst du noch ein Elefantenwunder wirken, Barkide?«
    Der Sechzehnjährige stützte sich auf die Ellenbogen. »Hab ich lange geschlafen? Ach, egal. Was für ein Wunder?«
    »Dreiundzwanzig Tiere sind einigermaßen unverletzt.«
    »Das weiß ich, Herr.« Hasdrubal Barkas kam schwankend auf die Beine und hielt sich einen Moment am Fackelständer fest. »Ich habe sie selbst gewaschen und gefüttert und gezählt.«
    »Ja.«
    Hannibal kniff die Augen zusammen. »Eine Stunde vor Sonnenaufgang wäre gut«, sagte er langsam. »Bis dahin können alle anderen ihre Stellungen erreichen.«
    Der Stratege warf ihm einen Blick zu und lächelte. »Wir denken das gleiche; sehr gut.« Er nickte mehrmals. »So kann es gehen. Du die Reiter, ich die Fußkämpfer, Hasdrubal die Elefanten.«
    Eine Stunde später verließen die Trupps das Lager, auf der

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