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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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flußabgewandten Südseite. Daß Männer, die kaum noch gehen konnten, in die Nacht marschierten, um weit östlich und westlich des Lagers den Fluß zu durchqueren und einen siegestrunkenen Feind anzugreifen, erklärte sich Antigonos nur mit der gründlichen Ausbildung durch Hamilkar, mit Hannibals Zauber und mit Hasdrubals Autorität. Und mit einem Wunder.
    Hannibal nahm dreihundert Kataphrakten und dreihundert Numider; sie ritten in einem Bogen flußaufwärts. Hasdrubal der Stratege marschierte mit dreitausendfünfhundert Fußkämpfern flußab, ebenfalls in einem großen Bogen. Eine Stunde vor Morgengrauen besetzten die verbliebenen Bogenschützen und die halbwegs kampffähigen Leichtverletzten das Flußufer. Hasdrubal Barkas ging mit den verwendbaren Elefanten ins Wasser, zusammen mit einigen hundert libyschen Hopliten, die der Stratege ihm zurückgelassen hatte. Die verstreuten Posten der Vettonen und Oretaner gaben Alarm, wurden aber zunächst vom Nordufer des Taggo in die Ebene gedrängt. Gleichzeitig brach Hannibals Reiterei, nach langem Ritt von Norden kommend, über die betrunkenen Schläfer herein. Hasdrubals Fußkämpfer rückten von Westen vor; die rechte Flanke, nah am Fluß, fand kaum Widerstand und schloß das iberische Lager südlich ein. Die Elefanten und Hopliten schwenkten nach rechts, bis sie die Lücke zwischen Hannibals und Hasdrubals Gruppen ausfüllten. Etwa achttausend Iberer entkamen, die gleiche Menge wurde gefangen, fast die doppelte Anzahl niedergehauen.
    Unter den Gefangenen war Aranginos, König der Oretaner. Er hatte vor einem Jahr mit Hamilkar und Hasdrubal Brot gebrochen, Salz gegessen und einen Bündniseid geleistet. Hasdrubal ließ ihn auspeitschen und danach von einem Elefanten zertrampeln. Einer der beiden gekreuzigten Kundschafter lebte noch; er wurde an seinen toten Kameraden gefesselt und mit ihm verbrannt, als auch Hamilkars Leichenfeuer loderte.
    Gefangen waren auch viele Angehörige der Fürstenfamilien der Vettonen und Oretaner. Die Hälfte von ihnen nahm Hasdrubal später als Geiseln mit in den Süden; die übrigen entließ er mit den anderen Gefangenen, als nach fünfundzwanzig Tagen Maharbal mit Verstärkung eintraf. Die unerwartete Milde des Siegers brachte fast zweitausend Krieger dazu, ins punische Heer einzutreten. Mit Aranginos’ jüngerem Bruder, dem neuen König der Oretaner, schloß Hasdrubal einen Bündnisvertrag.
    Zehn Tage nach Maharbal kamen weitere Truppen aus dem Süden zum Taggo. Bei ihnen waren die hellenischen Lehrer und Chronisten. Philinos von Akragas, Hamilkars Chronist, beklagte den großen Feldherrn, redete mit tausend Männern und verfaßte anschließend eine ebenso rührende wie falsche Darstellung vom Tod des Blitzes. Antigonos betrank sich ausgiebig mit Sosylos.
    Die immer in Iberien anwesenden Beauftragten des Rats der Ältesten von Qart Hadasht nahmen die Wahl Hasdrubals zum neuen Strategen zur Kenntnis und schienen sie zu billigen. Mit der Bestätigung werde es in Qart Hadasht keine Schwierigkeiten geben.
    Zwei Monde später, als Hannibal weit im Norden im Gebiet der Salmantiner und Vakkäer kämpfte, erhielt Antigonos ein Schreiben von Bostar, der ihn dringend bat, nach Qart Hadasht heimzukehren. Bostar, zweiter Herr der Sandbank, hatte dem Drängen der barkidischen Partei nachgegeben; wegen seines Reichtums und seiner Stellung stand ihm ein Platz im Rat der Stadt zu. Er könne, schrieb er, nicht mehr als sechzig shiqlu aus einer Mine Silber schlagen und nicht mehr als vierundzwanzig Stunden aus einem Tag, und er wolle weder im Rat noch in der Bank schlafen. Mehr als drei Jahre vergingen, bis Antigonos wieder nach Iberien reisen konnte.
     
    ANTIGONOS SOHN DES ARISTEIDES, HERR DER SANDBANK , QART HADASHT, ZWEIFACH AN HASDRUBAL, STRATEGE VON LIBYEN UND IBERIEN , UND HANNIBAL BARKAS, SOHN DES HAMILKAR, ÜBER MASTIA-QART HADASHT, IBERIEN
    Grüße, Heil, Gewinn – alter Freund und kleiner Bruder: Nachrichten über die Gesandtschaft des Senats von Rom werden euch bereits erreicht haben, dank eurer trefflichen Quellen. Ich will euch daher nur ein wenig über die Stimmung berichten, da eure Nachrichter dies ob der vielen Tatsachen vielleicht versäumen. Der Reichtum der Stadt wuchert, der Handel blüht, das Hinterland ist ruhig und offenbar zufrieden mit den neuen Verfahrensweisen; einen neuen libyschen Aufstand braucht niemand zu fürchten. Alle Kriegszahlungen und Schulden sind seit sechs Jahren erledigt; was immer an Unwillen und Mißtrauen

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