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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Lanze die Hophten, Speerbündel, Bögen, Köcher, Schleudern und Steine die verschiedenen Leichtbewaffneten. Große wasserdichte Lederbeutel mit Flickzeug, Ersatzkleidung, Amuletten, Erinnerungsstücken und Nahrung für zwei oder drei Tage – ungemahlenes Getreide, Früchte, frisches Bratfleisch, die lederne Wasserflasche. Auf die Hundertschaften aufgeteilt hatten sie außerdem all das zu tragen, was für Marsch, Lager und Kampf nötig war: Getreidemühlen, Hacken, Schaufeln, Töpfe, jeder Mann zwei Palisaden, eine Zeltbahn und Pflöcke. Zahlreiche Vierergruppen trugen Geflügel in Käfigen aus Lanzen und Weidengeflecht; etliche Hundertschaften trieben Hammel und Rinder.
    Vier Tagesmärsche oberhalb der Mündung des Rhodanos , eineinhalb Tagesmärsche nördlich der hellenischen Pflanzstadt Theline, bei der sich der große Fluß teilte, hatte man übersetzen wollen. Als die Voraustrupps das Ufer erreichten, fanden sie das Ostufer des Rhodanos von Galliern besetzt. Maharbal, der die Vorhut befehligte, schickte Unterhändler auf einem Floß über den breiten, wasserreichen Strom.
    »Uolker«, sagte er bei der abendlichen Beratung. »Sie treiben Handel mit Massalia und wollen uns nicht übersetzen lassen.« Antigonos war lange durchs Lager gewandert, um sich nach dem Ritt die Beine zu vertreten. In dem Gewimmel aus Menschen, Zelten, Feuern, Waffenstapeln, Vorratshaufen, brüllenden Ochsen, blökenden Schafen, Geschrei, Gezeter und Gewieher, den Blutlachen und Gedärmbergen an den Schlachtplätzen, wo ein Teil der mitgeführten Herden zum Braten vorbereitet wurde, hatte er sich verlaufen und kam erst jetzt zum Feldherrnfeuer.
    Hannibal saß auf dem Boden; auf den Knien hielt er irgendeine von Sosylos zusammengestellte Liste. Der Spartaner kniete hinter ihm.
    »Mago. Itubal. Gulussa. Ihr nehmt je zweihundert Reiter und dreihundert Libyer. Mago flußab, Itubal nach Nordwesten, Gulussa flußauf. Bestes Benehmen, bitte; das gilt für alle. Feinde auf der anderen Seite genügen völlig. Ich brauche alles, und zwar wirklich alles, was in den Dörfern an Booten, Kähnen, Flößen, Schiffen, Baumaterial zu haben ist. Bezahlt oder leiht, versprecht was ihr wollt, solange wir es halten können. Aber bringt es her.«
    »Wie willst du denn übersetzen?« Mago, den Rücken an einem Gepäckstapel, starrte seinen Bruder an.
    »Ich weiß es noch nicht. Aber wir müssen rüber – wie ihr wißt.«
    »Und die Elefanten?«
    Hannibal blinzelte ins Feuer. »Ah, Tiggo. Tja, die Elefanten.
    Für die muß uns etwas einfallen. Wann willst du uns verlassen?«
    Antigonos zögerte. Er dachte an das Lager, an die Männer, die Tiere, den breiten Strom und die Feinde am anderen Ufer.
    »Ich glaube, wenn alles drüben ist. Das muß ich sehen. Ich schätze, ein derartiges Schauspiel bietet sich so bald nicht wieder.«
     
    Außer Sicht der Uolker, hinter Zelten und Uferbäumen, begannen die Handwerker und die Kämpfer am folgenden Nachmittag, als die ersten Hölzer eintrafen, mit dem Bau von Kähnen und der Aushöhlung von Einbäumen. Hannibal schickte noch einmal Unterhändler über den Fluß, versprach den Uolkern Gold und Silber – vergebens. Den ganzen Tag kamen Nachzügler im Lager an. Am zweiten Tag der erzwungenen, von den Männern begrüßten Rast fand eine Musterung statt. Sie ergab, daß das Heer noch aus etwa neununddreißigtausend Fußkämpfern und nicht ganz neuntausend Reitern bestand.
    Hanno, der Sohn des ehemaligen Suffeten Bomilkar, brach am Abend des dritten Tages auf, nach Norden. Gulussas Reiter hatten das Flußufer erforscht und von den Anwohnern Einzelheiten über die Gegend weiter flußauf erfahren. Hannibal gab genaue Anweisungen, und Hanno grinste unausgesetzt, während er sie entgegennahm.
    Am vierten Tag wurden die gekauften Boote und die gebauten Kähne und Einbäume von flußaufwärts und flußabwärts sowie aus den versteckten Werkstätten ans Ufer gebracht; die Uolker rückten unter Geschrei und Schlachtgesängen aus und stellen sich am Ostufer des Rhodanos auf. Aber nichts geschah. Hin und wieder kletterten Iberer und Libyer in einige Boote, ruderten zur Flußmitte und machten kehrt; die Strömung trieb sie bis weit unterhalb des eigenen Lagers. Während die übrigen Truppen schliefen, brachten von Fackelträgern begleitete Iberer die Kähne und Boote zwei bis drei Stadien weiter den Fluß hinauf, beobachtet von den Uolkern, die in dieser Nacht wenig Ruhe fanden.
    Am Morgen des fünften Tages ließ Hannibal alle

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