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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sie zwei davon mit starken Tauen aneinander und befestigten sie, etwa fünfzig Fuß breit , am Ufer. Mit diesen verbanden sie an der Außenseite andere, so daß der Bau als Brücke in den Fluß ragte. Die Seite gegen die Strömung sicherten sie vom Land her durch Taue, die sie an den Uferbäumen befestigten, damit nicht alles von der Strömung abgetrieben wurde. Nachdem sie die ganze in den Fluß vorgetriebene Brücke etwa zweihundert Fuß lang gefertigt hatten, legten sie an die letzten Flöße zwei weitere, besonders haltbar gebaut und untereinander ganz fest, mit den anderen aber so verbunden, daß die Stricke leicht gekappt werden konnten. An diese banden sie Seile, mit denen Boote sie schleppen und die Tiere ans andere Ufer setzen sollten. Danach brachten sie eine Masse Erde auf die Flöße, bis sie durch das Aufschütten eine ebene, mit der vom Lande zur Übergangsstelle führenden Straße gleichhohe und gleichfarbige Fläche geschaffen hatten. Da die Tiere den »Indern« bis zum Wasser gehorchten, aber durchaus nicht dazu gebracht werden konnten, ins Wasser hineinzugehen, führten sie sie über diesen Damm, zwei Elefantenkühe voran, weil diesen die anderen ohne weiteres folgten. Als sie die Tiere bis auf die letzten Flöße gebracht hatten, hieben sie die Taue durch, mit denen sie an den anderen befestigt waren, zogen mit den Booten die Seile an und rissen schnell die Flöße mit den Elefanten vom Damm weg. Die Tiere gerieten in Unruhe, drehten sich hin und her und suchten einen Ausweg; da sie sich aber überall vom Strom umgeben sahen, gaben sie es auf und blieben auf ihrem Fleck. Indem immer zwei Flöße an die anderen gefügt wurden, gelang es, die meisten Tiere hinüberzubringen. Einige stürzten sich mitten auf der Fahrt in den Fluß. Ihre Führer kamen sämtlich um, während die Elefanten gerettet wurden, dank ihrer Stärke und der Größe ihrer Rüssel, die sie über Wasser hielten, so daß sie atmen konnten. Dabei mußten sie das längste Stück unter Wasser hoch aufgerichtet gehen.
    Zwei wichtige Nachrichten erreichten im Verlauf des Tages das Lager. Ein numidischer Spähtrupp nach Osten war einem Bojerzug begegnet; Magilos, der Fürst dieses norditalischen Keltenvolks, hatte zusammen mit einigen Verwandten und Ratgebern die Alpen überquert, um Hannibal entgegenzureisen. Die zweite Nachricht war vielleicht wichtiger, aber weniger angenehm: Publius Cornelius Scipio und sein Heer, verstärkt von Massalioten und einigen hundert romfreundlichen Kelten der Gegend, befanden sich vier Tagesmärsche entfernt an der östlichen Rhodanosmündung.
    »Nach dem, was wir erfahren konnten, Herr, meint der Römer, wir sind noch in den Pyrenäen.« Subas, Führer des numidischen Aufklärungstrupps nach Süden, grinste.
    Hannibal blieb ernst und streifte Antigonos mit einem skeptischen Blick. Dann starrte er ins Feuer. Die Nacht war warm und überladen von Mücken und Zikaden. Auf dem kleinen Hügel, etwa drei Stadien östlich des Flusses, waren die Geräusche des großen Lagers deutlich, wenn auch gedämpft zu hören.
    »Und ich hatte angenommen, er ist noch in Ligurien. Tiggo , ich fürchte, dein Schiff wartet nicht auf dich.«
    Antigonos zuckte mit den Schultern. »Ich werde mich schon durchschlagen. Aber das Heer…«
    Mago zog das Schwert halb aus der Scheide, betrachtete das Glitzern des Feuers auf der britannischen Klinge, stieß es wieder zurück. »Früher oder später müssen wir mit ihnen aneinandergeraten – warum nicht jetzt?«
    Hannibal Monomachos nickte; die anderen Offiziere waren offenbar unsicher. Maharbal kratzte sich den Bart. Hasdrubal der Graue blickte wie immer mißtrauisch. Muttines, als Libyphöniker den Puniern gegenüber meistens sehr zurückhaltend, hing an Hannibals Gesicht wie an dem eines sich alsbald offenbarenden Gottes. Qarthalo und Budun redeten leise miteinander; Qarthalo hatte Buduns Oberarm gepackt, als ob er ihn von etwas überzeugen wollte.
    »Die Meinungen sind geteilt, Stratege«, sagte Antigonos.
    »Wenn ich das richtig sehe.«
    »Offenbar.«
    Mago blickte Antigonos fast freundlich an. »In einer Sache allerdings nicht, Metöke«, sagte er. »Dein Abschied…«
    Antigonos nickte. »Ich weiß, Junge. Du freust dich, wenn ich verschwinde. Und du hast ganz recht, was die Ungeteiltheit der Meinungen hierüber angeht. Außer dir sieht das keiner so eng.« Der Meister der Versorgung grinste; Maharbal kicherte leise.
    Die anderen schwiegen.
    »Hört mit diesem Unsinn auf; es gibt

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