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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wichtigere Dinge.«
    Hannibal warf Mago einen Blick zu; der Jüngere senkte den Kopf. »Publius ist ein kluger Mann. Sehr umsichtig. Er wird sich nicht so leicht in eine Falle locken lassen wie die Gallier hier.«
    Maharbal und Muttines berieten sich flüsternd. »Herr«, sagte der Libyphöniker zögernd, »wenn ich…« Er verstummte. Hannibal lächelte ihn an. »Sprich, Freund.«
    »Ich bin dagegen. Wir sollten sehen, daß wir möglichst bald mit soviel Leuten wie möglich in Italien auftauchen. Wenn ich deine Pläne richtig kenne.«
    Hannibal starrte wieder ins Feuer. »Ich finde auch – aber wir wissen noch nicht genug. Morgen kommen die Bojer, oder noch diese Nacht; die können uns mehr über Norditalien sagen. Und wir brauchen genauere Kenntnisse, was den Cornelier angeht.« Er blickte auf. »Maharbal – zehn Gruppen Numider. Du bleibst hier, Qarthalo und Himilko auch; euch brauch ich morgen, um den Männern das Ziel zu erklären. Euch alle. Was hältst du von Hasdrubal, dem Sohn des Byryqt?«
    Maharbal zupfte an seinem rechten Ohrläppchen und blies die Wangen auf. »Er ist jung. Zehn Gruppen? Könnte gehen.«
    Hannibal stand auf; es war eine federnde, kraftvolle Bewegung. »Zehn Gruppen also. Such du sie aus, Maharbal. Und schick mir Hasdrubal her – in einer halben Stunde, etwa. Bis dahin laßt uns allein, Tiggo und mich.«
    Er kam zu Antigonos, der neben einem größeren Stein saß , und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Freund – reichen dir fünfhundert numidische Reiter als Geleit? Damals hast du Hamilkar zweitausend gebracht, mit Naravas. Willst du zweitausend?«
    Antigonos wartete, bis die anderen in der Dunkelheit verschwunden waren. »Aber nicht nur meinetwegen, oder?«
    »Sie sollen noch etwas über die Römer herauskriegen – wo sie genau sind, wie viele, mit welchem Ziel. Wenn möglich.
    Das Übliche – Posten oder Streifen schnappen. Ich nehme nur an, daß es dir nicht unangenehm ist…«
    »Keineswegs. Ich werde versuchen, zu meinem Bruder Attalos nach Massalia zu kommen. Von dort wird sich irgendeine Möglichkeit ergeben.«
    Hannibal kniete neben ihm nieder. »Brauchst du noch etwas für den Ritt?«
    Antigonos schüttelte den Kopf. »Es sei denn, du wolltest mir unbedingt etwas mitgeben – Grüße oder Botschaften.«
    »Nichts – abgesehen von dem, was du auch gesehen hast.«
    Antigonos tippte ihm mit dem Finger vor die Brust. »Du willst mir doch nicht sagen, du weißt, was ich beobachtet habe?«
    Hannibal lächelte. »Der Stratege muß alles wissen.«
    »Aber du hattest doch so viele andere Dinge…«
    Hannibal rieb sich die Augen. »Ja, natürlich, aber… Hast du alle Handelsmöglichkeiten bedacht? Welche Früchte wachsen, wie die Städte und Dörfer im Süden Galliens heißen, wie sie befestigt sind, welche Straßen wohin führen, welche Waren mit Gewinn getauscht werden können?«
    Antigonos dachte an die steinernen Häuser der Städte, die schweren Steinmauern, die Dörfer mit Lehm und Holzwällen, das grüne fruchtbare Land, Obst und tausend Ackerfrüchte, Wein und Öl, die Schnitzereien und Schmiedearbeiten, die er gesehen hatte, die Nachrichten über Bergwerke und Erzadern im Hinterland, die Straße, die nördlich der Pyrenäen durch Flußtäler bis zur Mündung des Garynos führte, mit einem großen Hafen am Okeanos; er dachte an die hundert Völker, ihre Namen, ihre Kopfzahlen, ihre Waffen, die kräftigen schweren Pferde, die Verbindungen einzelner Stämme zu den Massalioten, zu oberitalischen Kelten, zu iberischen Völkern, ihre Vorlieben und Abneigungen, ihre Bereitwilligkeit, eher mit den fernen Puniern als mit den bedrohlich nahen Massalioten und Römern zu handeln. Dann dachte er an die Verhandlungen, an die Schwierigkeiten der Versorgung und der Marschordnung, an die tausend Dinge, die der Stratege in jeder Minute aller Stunden aller Tage und jeder Nacht bedenken mußte. Und bei alledem hatte Hannibal auch noch Früchte und Handelsaussichten bemerkt und erwogen.
    »Ich werde in Qart Hadasht von dem Land und den Stämmen reden«, sagte der Hellene heiser. »Und vom klügsten und umsichtigsten aller Strategen.«
    Hannibal lachte leise. »Sag ihnen nicht, daß der Stratege schwankt und zweifelt. Und verzweifelt.« Gesicht und Stimme waren ruhig und beherrscht wie immer, aber Antigonos spürte den tödlichen Ernst.
    »Als dein Vater neunundzwanzig Jahre alt war, versuchte der Stratege Hasdrubal, Panormos zurückzuerobern; man hat ihn später gepfählt. Hamilkar,

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