Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
zum Osttor. Wir treffen uns dann. Ich habe einen feinen Hinterhalt gefunden – wenn man ihn dazu macht, heißt das.«
    Hannibal schwieg einen Moment. »Leicht wird es nicht. Sie haben alles zusammengezogen, was sie finden konnten. Zwei vollständige konsularische Heere mit je zwei römischen Legionen und zwei Legionen Bundesgenossen, also zweimal achttausend Römer und zweimal zehntausend Latiner. Zur üblichen Reiterei kommen an die zweitausend Mann, die von der Ticinus-Sache übriggeblieben sind. Also sechzehntausend Römer, zwanzigtausend Bundesgenossen, dazu an die viertausend Kelten – Kenomanen – und nochmal viertausend Reiter. Sempronius weiß, daß er uns von der Zahl weit überlegen ist. Ich weiß, daß wir« – Hannibal blickte nacheinander in die Gesichter – »abgesehen von den Kelten die härteren Kämpfer und vor allem die besseren Offiziere haben. Folgendes.«
    Er entwickelte seinen Plan; es dauerte nicht lange, bis alle überzeugt und sogar begeistert waren. Hasdrubal der Graue und Antigonos verließen das Zelt als erste, um die verfügbaren Vorräte an Öl zu sammeln und vorzubereiten.
    Vor Mitternacht brach Mago mit seinen Leuten auf. Hannibal hatte eine kurze Rede gehalten und die hundert Libyer und hundert Numider angewiesen, jeder von ihnen solle neun weitere gute Leute auswählen. Tausend Fußkämpfer und tausend Reiter zogen in die Nacht nach Südosten. Ein kleiner Nebenfluß der Trebia, südlich der beiden Lager, war von Gestrüpp, überhängendem Gebüsch, Baumgruppen und Unterholz gesäumt; dort sollten sie sich verstecken und warten. Die übrigen Offiziere kamen noch einmal im Zelt des Strategen zusammen.
    »Ich wiederhole mich, aber es ist unmöglich, diesen Teil der Sache zu gründlich zu machen.« Hannibal deutete auf einen Papyros, auf dem Zahlen, Kästchen und Reihen zu sehen waren. »Es wird unsere erste Schlacht gegen ein vollständiges römisches Feldheer. Wir haben es oft besprochen, aber römischen Legionen gegenüber muß man sich wiederholen.
    Wenn man überleben will.«
    Antigonos hielt eine Fackel über den kleinen Tisch. In den Gesichtern der Offiziere sah er keinen Überdruß, keine Ablehnung gegen die Wiederholungen – nur beinahe atemlose Spannung, Aufmerksamkeit, Entschlossenheit und Ernst. Und etwas anderes: vollkommene Hingabe an den schlanken Mann, der all jene Einzelheiten im Kopf hatte, in denen die übrigen zu ertrinken drohten.
    »Die Möglichkeiten des Einsatzes der Legion im Kampf sind unbegrenzt.« Hannibal lächelte. »Aber sie wissen nicht, daß sie diese Waffe noch schärfer, geschmeidiger und tödlicher machen können. Sie klammern sich an die hellenische Phalanx, statt kleinere bewegliche Einheiten zu suchen. Auf diesem Gelände – wir werden sehen, morgen. Wichtig sind vor allem ein paar grundlegende Dinge. Der Legionär ist römischer Bürger; er kämpft nicht aus Treue zum Feldherrn oder für Geld, sondern um alles. Wenn er flieht, kann er nicht, wie unsere Libyer oder Iberer, nach Hause gehen – er verliert alle Ehre, allen Besitz und meistens das Leben. Rechnet also nicht damit, durch Flügelbewegungen Gruppen abschneiden zu können, die sich dann ergeben; sie werden lieber sterben.«
    Er deutete auf die einzelnen Linien und Kästchen. »Merkt euch die schwierige Zahl zehn, sie ist entscheidend.« Er wartete, bis das gedämpfte Lachen endete. »Die Legion besteht aus vielen kleinen Einheiten, die – wie gesagt – nicht sinnvoll genutzt werden. Beginnen wir unten. Die centuria ist die Grundeinheit; sie besteht nicht aus hundert Mann, was man meinen könnte, sondern aus sechzig Kämpfern, geführt von einem centurio.« Er blickte wieder auf. »Wenn es euch gelingt, die Hälfte aller centuriones auszuschalten, ist die Schlacht mehr als halb gewonnen. Sie sind wichtiger als alles andere, wichtiger als die tribuni selbst; nur der Konsul zählt mehr. Weiter. Zwei centuriae ergeben ein manipulus, geführt von zwei centuriones, natürlich. Die Legion hat zehn Manipel velites, das sind Leichtbewaffnete, also zwölfhundert Plänkler. Die erste, eigentlich vorerste Reihe der Phalanx. Dann kommen zehn Manipel hastati, ursprünglich Lanzenkämpfer, die aber längst auch Speere und Schwerter haben. Es sind keine Leichtbewaffneten mehr, sondern halbleichte Fußkämpfer, und zwar die jüngeren, unerfahrenen.
    Sie bilden das erste Treffen. Dahinter kommen zehn Manipel principes, die wichtigsten Männer, meistens Mitte Zwanzig, erfahren, mit mehreren

Weitere Kostenlose Bücher