Hanibal
Dienstjahren und Feldzügen. Die dritte Reihe bilden, wie der Name sagt, die triarii; es sind Veteranen, und von diesen gibt es nur fünf Manipel – zehn centuriae. «
Er grinste, als er in die Gesichter blickte, in denen deutlich zu sehen war, daß Rechnen bei einigen nicht als beliebteste Entspannung galt.
»Im Lager und auf dem Marsch bilden sie cohortes, jeweils aus einem Manipel hastati, einem Manipel principes und einer centuria triarii. Das wäre eine gute Kampfgruppe, aber in der Schlacht nutzen sie diese Möglichkeit nicht. Dazu kommen etwa dreihundert Reiter, bei jeder Legion. Wir haben aber morgen keine zwölfhundert Reiter gegen uns, sondern viertausend – ein paar Bundesgenossen und das, was der Cornelier noch hat retten können.«
Er richtete sich auf, beachtete den Tisch nicht länger und blickte von einem Gesicht zum anderen. »Freunde – tötet die centuriones, nehmt die Feldzeichen. Hasdrubal – du wirst morgen unsere Leichtbewaffneten befehligen, Balliaren und Ligurer. Dazu gebe ich dir die Hälfte der iberischen Fußkämpfer. Wen willst du als zweiten Mann?«
Hasdrubal der Graue zögerte. »Hanno – wenn ich ihn haben kann.«
Hanno, der Sohn des ehemaligen Suffeten, lächelte. »Von mir aus – es sei denn, Herr, du hast anderes mit mir vor.«
»Nein. Es ist gut. Hasdrubal befiehlt, solange die Reihen stehen. Ihr werdet keine Mühe haben, die römischen velites zu verjagen; mit den Iberern habt ihr fast dreimal mehr Leute. Wenn alles so läuft, wie wir es besprochen haben, stoßen dann die hastati gegen euch. Ärgert sie ein bißchen, aber nur kurz; Hasdrubal führt eine Hälfte nach links, Hanno die übrigen nach rechts. Sprecht das ab. Ihr stört dann auf den Flügeln die römische Reiterei. Wenn sie fort ist, rückt ihr vor und nehmt die principes und triarii von der Seite. Den Rücken überlassen wir Mago. Fragen? Gut. Also, zu den anderen Gruppen…«
Am frühen Morgen, einem weiteren scheußlichen nassen eisigen Morgen, fand sich Antigonos in der ungewohnten Stellung des Befehlshabers im Lager. Hannibal hatte einige Wünsche, was Ordnung und Sauberkeit betraf; es war ein Zeichen seiner Sicherheit hinsichtlich der Schlacht, daß er Antigonos fast tausend Mann zurückließ, um aufzuräumen. Antigonos räumte.
Im Morgengrauen brachen die restlichen Numider auf, durchquerten die Trebia und griffen das römische Lager an; als sich das Gefecht mit den Vorposten zu einem größeren Gemenge entwickelte und Sempronius Truppen, aus dem Schlaf aufgeschreckt und ohne Frühstück, in den Kampf schickte, zogen sich die leichten Reiter allmählich zurück, ließen sich zum Fluß drängen, erhielten Verstärkung von keltischen Fußkämpfern aus dem punischen Lager. Daraufhin warf Sempronius weitere Einheiten an den Fluß.
Hannibal hatte seine Truppen früh zur Ruhe geschickt, früh wecken lassen und dafür gesorgt, daß alle ausreichend aßen. Die Numider und Kelten, die durch den Fluß gehen sollten, mußten sich und einander mit Öl einreiben. Als die Kelten eingriffen und sich mit den Numidern durch den Fluß zurückzogen, verfolgt von unausgeschlafenen, frierenden, hungrigen Römern, verließen Hasdrubal und Hanno mit den Leichtbewaffneten das Lager, marschierten schnell zum Westufer der Trebia und nahmen die Römer in die Zange, ohne sie in den Fluß zurückzudrängen. Dadurch wurde Tibenus Sempronius gezwungen, weitere Verstärkungen durch das eisige Wasser zu schicken.
Langsam ließen Hannibals Truppen sich zurückfallen, machten immer wieder Gegenstöße; andere Einheiten, ausgeruht und in warmer Kleidung, kamen aus dem Lager, bedrängten die nachsetzenden Römer, zogen weitere römische Verbände in den Kampf, der sich nun so weit entwickelt hatte, daß Sempronius sein ganzes übriges Heer einsetzen mußte, um nicht den bereits verwickelten Teil zu verlieren.
Bis es zur eigentlichen offenen Feldschlacht kam, waren mehrere Stunden vergangen – Stunden, in denen die Römer ohne Nahrung, mit unzureichender Kleidung und durchtränkt vom eisigen Trebiawasser gegen ausgeschlafene, genährte, ausreichend bekleidete und, soweit sie ins Wasser mußten, eingeölte Gegner gekämpft hatten.
Die Römer gehorchten Hannibals Berechnungen. Die dreifach gestaffelte Walze der fast sechsunddreißigtausend Fußkämpfer rückte vor; Hasdrubal und Hanno zogen ihre Leichtbewaffneten auf die Flügel. Dort waren die viertausend römischen Reiter in zähe Einzelkämpfe mit den fast zehntausend
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