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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schultern. »Ich verstehe es auch nicht. Er und der Monomachos haben noch nie die Reiter gehabt. Auf dem anderen Flügel sind die restlichen Numider, ungefähr dreitausend. Hanno, mit Maharbal und Qarthalo. Sie reiten gegen die Bundesgenossen; Hasdrubal gegen die römische Reiterei.«
    Antigonos wollte den Staub wegwedeln, der nun immer dichter aufstieg. Erst als Sosylos kicherte, fand er wieder zu sich zurück. Die Phalanx des römischen Fußvolks rückte vor; die Plänkler wurden abgezogen. Es schien, als ob die Balliaren und Ligurer nicht, wie sonst Leichtbewaffnete nach der Eröffnung, hinter die Schlachtreihe zurückgezogen würden. Antigonos war nicht sicher, aber er meinte, durch den wehenden Staub kleinere Trupps nach rechts laufen zu sehen, zum Flügel, wo die Numider warteten.
    »Ah! Da.«
    Der Hellene brauchte den Finger des Chronisten nicht.
    Hasdrubals schwere iberische und keltische Reitertruppe stieß plötzlich vor. Dann geschah etwas Seltsames.
    »Was machen die denn!« Sosylos schrie fast und beugte sich über den Rand des Turms. »Das… was wird das?«
    Kaum drei Atemzüge vor dem Zusammenprall mit der römischen Reiterei sprangen die Iberer und Kelten von den Pferden, die von einigen wenigen Reitern gesammelt wurden. Die gepanzerten Kämpfer waren plötzlich Hopliten. Antigonos schloß für einen Moment die Augen. Gepanzerte Reiter gegen gepanzerte Reiter zu Fuß – bei den Römern mußte jetzt die große Verwirrung einsetzen. Iberer und Kelten, sicher auf den Beinen, würden die auf Decken sitzenden, an die Mähnen der Pferde geklammerten Römer herunterstoßen, mit Lanze oder Schwert. Und sie würden nach den ungeschützten Beinen und Bäuchen der Reittiere stechen. Ein großartiger Einfall – aber dennoch: warum? Sie waren der römischen Reiterei ohnehin überlegen, an Zahl und Kampfkraft. Wozu diese Umwandlung der Reiterei in Fußkämpfer? Um den Reiterkampf zu beschleunigen?
    »In der Mitte ist Hannibal«, sagte Sosylos. Seine Stimme war tonlose, fassungslose Verblüffung. »Mit Mago; außerdem Himilko, Muttines und Adherbalaber was soll…?« Er brach ab und raufte sich die Haare.
    Später hörte Antigonos die Zahlen und die Anordnungen. Neben dem linken Flügel stand ein Block von etwa fünftausend schweren libyschen Hopliten, unter Muttines; daneben dreitausend iberische Fußkämpfer. Dann, ganz in der Mitte, unter Hannibals unmittelbarem Befehl, zehntausend Insubrer und Bojer; wieder dreitausend Iberer, die übrigen fünftausend Libyer. Dann die Numider. Aber er sah nur eine vollkommen sinnlose Bewegung, ein Vorrücken der Mitte, der römischen Phalanx entgegen. Nur die Mitte – die halb rechts und halb links stehenden Iberer und Libyer machten die Bewegung nicht mit. Aus der geraden punischen Schlachtreihe ragte plötzlich ein Buckel, den Römern zugewandt.
    Dann begann, auch aus dieser Entfernung, alles zu dröhnen, trotz des leichten Südwestwinds, der den Lärm eigentlich von der Burg hätte fortwehen müssen. Er wehte den Römern den Staub des eigenen Vormarschs in die Augen, die von der Sonne bereits halb geblendet waren. Aber er war nicht stark genug, um das Geschrei zu übertönen, die Signale, das Klirren der Waffen von hunderttausend Kämpfern, das Gewieher der Pferde, Befehlsgebrüll, Todesschreie. Nichts von alledem war deutlich zu hören, alles wurde zu einem gleichzeitig dumpfen und schrillen Dröhnen.
    Der halbe Reiterkampf am linken Flügel endete schon. Je weiter sich die Kampffläche dehnte, desto tiefer gerieten die Kelten, Iberer und Römer auf die teils lehmige, teils sandige verstrüppte Schräge am Ufer des Aufidus, und desto deutlicher wurde die Überlegenheit von Hasdrubals abgesessener Reiterei gegen die glitschenden, strauchelnden, eingeklemmten Ritter Roms. Soweit sie nicht niedergehauen oder gefangen waren, machten sie kehrt und flohen. Der größere Teil der Kataphrakten rannte zurück zu den Pferden, saß auf und jagte hinterher. Die übrigen, fast ausschließlich Kelten, galoppierten hinter die Mitte der punischen Reihe, sprangen ab und hielten sich bereit.
    Langsam, langsam drängte die ungeheure Masse des römischen Fußvolks den dünnen vorgewölbten Buckel zurück in die Linie, dann nach hinten; es entstand eine rückwärtige Wölbung, die zu bersten drohte. Die abgesessenen keltischen Reiter schlossen die Lücken.
    Weit im Südosten, auf dem rechten Flügel, hatte sich bisher wenig ereignet; die leichten Numider und die gepanzerten Reiter der

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