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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ägypten an die Reihe.«
    »Das reicht bis an unser Lebensende, Freund. Wir sind beide zweiundfünfzig.«
    »O Bostar, ich habe dich selten so gnadenlos spotten hören.« Der Punier fletschte die Zähne. »Soll ich mir leise weinend das Leben nehmen? Wir werden also nach und nach unsere Geschäfte nach Osten verlagern, wie? Kypros, Ägypten, die Seleukiden?«
    »Was sonst? Wie fühlst du dich, Freund? Du siehst nicht gut aus.« Bostar holte tief Luft. »Wie ich mich fühle? Wie ein… wie etwas…
    wie eine Amphore, die eben bemerkt, daß man sie angebohrt hat. Sie ist leergelaufen, Tiggo; es war syrischer Wein dann.
    Und jetzt wird sie mit Rattenkotze aufgefüllt.«
    Im frühen Sommer rüstete der Rat zwei Flotten aus. Die erste bestand aus fünfzig Penteren und hundertzwanzig Lastschiffen, die dreitausendfünfhundert Libyer und tausend Numider an Bord hatten. Sie segelten zu den Ägatischen Inseln. Die zweite Flotte aus sechzig Penteren und wenigen Begleitschiffen fuhr offen die sizilische Südküste entlang, dann an der Ostküste ins Gebiet des römischen Bundesgenossen Hieron von Syrakosai, wo man Schiffe versenkte, kleinere Häfen plünderte und die Küste verheerte. Im Herbst hatte von Lilybaion aus eine römische Flotte sich bis zur Insel Meninx vorgewagt, die Ostküste des punischen Kernlands verwüstet und einige tausend Mann verloren, als punische Festungstruppen aus Hadrymes und anderen Städten ausrückten und die Landungsmannschaften der Römer angriffen. Solange Rom Lilybaion hielt, konnte derlei immer wieder geschehen; außerdem war jede Landung der Punier auf Sizilien nahezu aussichtslos, solange die alte starke Festung dem Feind gehörte. Der Plan des Rats von Qart Hadasht war nicht dumm, wie sogar Antigonos einzuräumen bereit war; er war jedoch auch nicht besonders klug, und vor allem ging er nicht auf. Die zweite Flotte, die nach Syrakosai segelte, sollte die römischen Schiffe aus Lilybaion weglocken; wenn Crassus, der dort befehligte, den Bundesgenossen Hieron schützen wollte, mußte er sich an die Verfolgung der Flotte machen. Damit wäre Lilybaion für den Zugriff der ersten Flotte offen gewesen, die bei den Ägatischen Inseln wartete.
    Aber Crassus tat nichts derlei; er blieb in Lilybaion, vertraute auf die gewaltigen Mauern der Stadt Syrakosai und forderte in Rom Verstärkung an. So wurde eine starke Flotte, die Nachschub für Hannibal nach Italien oder für Hasdrubal nach Iberien hätte bringen können, und die ausgereicht haben würde, die Verbindungen zwischen Rom und Tarrakon zu stören, in ein wenig wichtiges Unternehmen geschickt, noch dazu aufgeteilt. Es gab kaum Verluste, aber keinerlei Gewinn. Antigonos, an Bord der Schwinge des Westwinds, segelte mit der zweiten Flotte bis in die Nähe von Syrakosai. Dann verwandelte Kapitän Bomilkar die Schwinge in die Gnade der Kypris aus Patrai, die mit augenlos weißen Segeln und einer Besatzung von Sikelioten und Italioten Taras anlief.
    Die alte hellenische Stadt, die vor sechzig Jahren gegen die Bedrängung durch Rom Pyrrhos um Hilfe gebeten hatte und ihn dann im Stich ließ, genoß ihre theoretische Freiheit mit einer römischen Besatzungstruppe. Römische Posten bewachten den Hafen, römische Zöllner kamen an Bord, römische Aufseher begleiteten jeden Vertreter der tarantinischen Behörden.
    »Das ist der Vorzug, am Krieg unbeteiligt zu sein«, sagte der Wirt der Kaschemme, in der Antigonos einige Tage zubrachte. Bomilkar und das Schiff waren gleich wieder abgefahren.
    »Inwiefern, Herr der Kehlen?«
    Der Wirt füllte einen Krug mit Wasser und schob ihn neben den Weinkrug des Hellenen. Seine dunklen Augen blickten gleichzeitig listig und mißtrauisch. »Bist du – freier Hellene?«
    Antigonos hob seinen Becher. »Gibt es das? Ich komme aus Megalopolis und bin kein Freund der Römer. Wenn du das meinst.«
    »Man kann nie wissen. Wir sind mit Rom weder befreundet noch sonst etwas; deshalb die Besatzungstruppen. Wenn wir römische Bundesgenossen wären, hätten wir die doppelte Menge Römer in der Stadt. Und als Nutznießer des latinischen Bürgerrechts, Zeus sei davor, dürften wir auch noch selber Truppen stellen. Je inniger die Verbindung mit Rom, desto schlimmer die Lage.«
    Antigonos schaute sich um. Der Schankraum war fast leer; aber die beiden einsamen Trinker nahe der Tür mochten römische Spitzel sein, Lauscher. Leise sagte er:
    »Bündnisbürger ohne Stimmrecht, Vasall, Freund oder Knecht – ist da ein Unterschied? Eine

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