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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Städten und Stämmen in Italien, dem Keltenland und Ligurien, mit denen wir Freundschaft haben und mit denen wir dort noch Freundschaft und Bündnis schließen. Ebenso soll König Philippos, den Makedonen und den anderen Hellenen, die ihre Bundesgenossen sind, Schutz und Beistand zuteil werden von den Karchedoniern, die mit uns im Felde stehen, den Einwohnern von Ityke und von allen Städten und Stämmen, die Karchedon Untertan sind, von den Bundesgenossen und Kriegern, von allen Städten und Stämmen in Italien, dem Keltenland und Ligurien, und von allen, die dort noch Bundesgenossen werden.
    Wir wollen gegen einander keine Ränke schmieden und keinen Hinterhak legen, sondern in aufrichtiger Gesinnung und mit allem Eifer, ohne Arglist und böse Gedanken, Feinde denen sein, die gegen die Karchedonier Krieg führen, ausgenommen die Könige, Städte und Stämme, mit denen wir beschworene Verträge und Freundschaft haben. Aber auch wir werden Feinde sein denen, die gegen König Philippos Krieg führen, ausgenommen die Könige, Städte und Stämme, mit denen wir beschworene Verträge und Freundschaft haben.
    Ihr werdet aber auch uns Bundesgenossen sein in dem Krieg, den wir mit den Römern haben, bis die Götter uns und euch den Sieg geben, und ihr werdet uns helfen, wie es erforderlich ist und wie wir übereinkommen. Wenn die Götter uns den Sieg gegeben haben im Krieg gegen die Römer und ihre Bundesgenossen, wenn dann die Römer um einen Vertrag über Freundschaft bitten, dann werden wir ihn so abschließen, daß dieselbe Freundschaft mit euch bestehen soll, und unter der Bedingung, daß es ihnen niemals erlaubt sein soll, Krieg gegen euch zu beginnen, und daß die Römer nicht Herren sein sollen über Kerkyra, Apollonia, Epidamnos, noch über Pharos, Dimale, die Parthiner und die Atintanen. Die Römer sollen Demetrios von Pharos alle seine Untertanen zurückgeben, die jetzt zum römischen Herrschaftsbereich gehören. Wenn aber die Römer Krieg gegen euch oder gegen uns beginnen, werden wir einander in diesem Krieg helfen, wie es für jeden erforderlich ist. Ebenso, wenn irgendwelche anderen Krieg anfangen, ausgenommen Könige, Städte und Stämme, mit denen wir beschworene Verträge und Freundschaft haben. Wenn es uns aber gut scheint, von diesem Vertrag etwas wegzunehmen oder ihm etwas hinzuzufügen, dann werden wir nur so wegnehmen oder hinzufügen, wie es uns beiden gemeinsam gut scheint.

14
 
DER KOPF
    »Wenn du einen Ziegenbock besoffen machst, ihm vorn rechts einen Klumpfuß besorgst, ihm die Augen verbindest und ihn einen Hang entlangrennen läßt, der voll ist von Karnickellöchern und hier und da getränkt mit dem Ausfluß einer brünstigen Ziege.«
    »Ja«, sagte Antigonos schwach und nicht sehr interessiert.
    »Und wenn du dann den Weg, den dieses arme Böcklein zurücklegt, auf einen Papyros malst – was kriegst du dann?«
    »Du wirst es mir hoffentlich gleich sagen.«
    Bostar nickte grimmig. »Ich sage es dir sofort. Dann kriegst du eine ziemlich gute Wiedergabe des Kurses, den der Rat von Qart Hadasht in diesem Krieg steuert.«
    Antigonos quälte sich ein Grinsen ab. Er war müde; er fühlte sich alt und verbraucht; die hohle Hochstimmung in der Stadt ekelte ihn an, und Bostars Morgenscherz machte alles eher noch schlimmer.
    Der alte Freund sah, daß die Dinge nicht so waren, wie sie sein sollten. »Die Kleinen?«
    »Ich bin nicht mehr an gestörte Nächte gewöhnt – jedenfalls diese Form der Störung.«
    Bostar klopfte ihm auf die Schulter und ging zu seinem Schreibtisch. »Nun denn, Großvater, genieß es einfach, indem du dir sagst, daß sie wenigstens zu klein sind, um von den Trotteln in den Krieg geschickt zu werden.«
    »Großer Trost, großer Trost. Bah.«
    Vor vier Tagen war endlich Qalaby angekommen, Memnons Witwe, mit den beiden Söhnen Hamilkar (fünf Jahre) und Aristeides (drei). Die fast fremde Schwiegertochter und die fremden Enkel waren eine selbstverständliche Verpflichtung, aber keinerlei Trost; sie rissen die Wunde wieder auf, die sich eben erst zu schließen begann. Er saß an seinem Tisch, auf dem sich die Rollen türmten, starrte aus dem Fenster, über den Hafen, in den grauen Winterhimmel. Er sagte sich, daß die meisten Leute starben, ehe sie sein Alter erreichten, dreiundfünfzig Jahre; daß er bereits ungewöhnlich alt sei. Er hatte sich immer bemüht, den unangenehmen Dingen entgegenzudenken, um sie zu überwinden; nun dachte er – oder etwas in ihm – mit diesen

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