Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
unterwegs Nachricht erhalten, daß sich in Tarent ein Verrat ihm zum Vorteil anspinnen würde. Diese Stadt war ihm wichtig, da sie einen guten Hafen hatte, wohin Philipp von Makedonien seine Truppen hätte schicken können. Er lagerte sich nur tausend Schritte von der Stadt. Da aber alles ruhig blieb, glaubte er, der Verrat sei entdeckt und zog nach Salapia, wohin er, um dort die Winterquartiere zu halten, Vorräte bringen ließ. Titus Valerius war aber von Marcus Valerius zur Beschützung und Verteidigung Tarents geschickt worden. In Sicilien belagerte unterdessen Marcellus Syracus und die übrigen abgefallenen Städte. Himilco setzte etwa dreißigtausend Mann bei Heraclea an Land und vereinigte sich mit den übrigen Feinden der Römer. Zwar wurde hierdurch der Mut der Sicilianer angefeuert, aber er konnte es doch nicht dahin bringen, daß Marcellus die Belagerung aufhob. Im folgenden Jahr eroberte Fabius Arpi. Die carthaginiensische Besatzung erhielt freien Abzug. Hannibal hielt sich den größten Teil des Sommers nahe Tarent auf und hoffte noch immer die Stadt durch Verrat zu erobern, welches ihm auch endlich gelang. Es befanden sich in Rom Tarentiner als Geiseln, die aber, weil man weder in die Treue der Stadt, noch in ihre eigne Treue ein Mißtrauen setzte, sehr lässig bewacht wurden. Zu diesen begab sich ein gewisser Phileas aus Tarent, ein unruhiger und zu beständigen Händeln aufgelegter Kopf, und beredete sie, die Wache zu bestechen und zu entfliehen. Sie wurden jedoch eingeholt, mit Ruten gepeitscht und vom Felsen gestürzt. Diese harte Strafe erbitterte einige der vornehmsten Tarentiner so sehr, daß sich dreizehn der Vornehmsten, deren Anführer Nico und Philomenes waren, verschworen, die Stadt dem Hannibal zu übergeben. Unter dem Vorwand gegen den Feind Streifereien zu begehen, begaben sie sich außerhalb der Stadt, wo sich die Übrigen im Gehölz verbargen, die Anführer aber sich zu Hannibal führen ließen. Mit Freuden wurde ihr Angebot von ihm angenommen, und damit sie desto sicherer zurückkehren und von den Einwohnern größeres Zutrauen erhalten möchten, ließ er Vieh vor ihnen hertreiben, welches sie dann im Triumph als dem Feind abgenommen in die Stadt brachten. Bald nachher unternahmen sie eine andere Unterredung, in welcher die Bedingungen, unter welchen die Stadt dem Feldherrn sollte übergeben werden, festgesetzt wurden, nämlich: die Tarentiner sollten vom Eroberer für ganz frei erklärt werden, daß ihnen die Carthaginienser weder Zoll auflegen noch ihnen etwas befehlen könnten. Aber die Wohnungen der Römer könnten den Soldaten zur Plünderung freigegeben werden. Zugleich wurde den Verrätern eine Losung gegeben, daß sie zu allen Zeiten ins feindliche Lager kommen konnten. Philomenes war ein außerordentlicher Liebhaber der Jagd und pflegte die Küche des Gaius Livius, der Roms Befehlshaber der Stadt war, mit Wildbret zu versehen, und damit die Torwächter desto bereitwilliger würden, ihm zu allen Zeiten zu öffnen, erhielten auch sie einen Teil des Fangs. Nachdem alles vorbereitet war, wurde der Tag, an welchem Livius mit den Vornehmsten einem Gastmahl beiwohnte, zur Ausübung des Vorhabens festgesetzt. Hannibal, drei Tagesmärsche von der Stadt entfernt, ließ am festgesetzten Tage zehntausend von seinen besten Leuten zu Pferde und zu Fuß auf vier Tage Vorräte mitnehmen und gegen Morgen aufbrechen. Zugleich ließ er einen Teil der numidischen Reiterei eine Strecke voranreiten, teils um alle Entgegenkommenden gefangen zu nehmen, teils um die Einwohner glauben zu machen, daß es nur eine gewöhnliche Streife der Numider sei. Da er nur noch fünfzehntausend Schritte von der Stadt entfernt war, ließ er bei einem Fluß, wo allenthalben Täler und Aushöhlungen waren, Halt machen. Sobald die Abenddämmerung anfing, setzte er den Marsch fort, so daß er gegen Mitternacht mit seinem Wegweiser Philomenes, der ein großes Wildschwein mitschleppte, die Tore der Stadt erreichte. In der Stadt hatte sich Livius bei Sonnenuntergang zum Gastmahl begeben. Dort brachte man ihm die Nachricht, daß die Numider das Feld verheerten. Er befahl sogleich, daß am folgenden Morgen die Hälfte seiner Reiterei den Plünderungen Einhalt tun sollte, dachte aber an nichts weniger als daß der Feind der Stadt so nahe wäre. Nico, Tragiscus und andere Mitverschworene versammelten sich, sobald die Nacht anbrach, in der Stadt und erwarteten die Rückkehr des Livius vom Gastmahl mit Ungeduld. Als er erschien,

Weitere Kostenlose Bücher