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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mich das da machen.«
    »Hinlegen? Wieso? Ich hab doch geschlafen. Das hier erledigt sich von selbst. Es gibt zuviel zu tun. Schlaf du, Tiggo.« Der Stratege stand auf. Mit einem halben Brotfladen in der Hand machte er sich auf die Runde ums Lager.
    Antigonos blieb sitzen, bis Dampf aus dem Zinnkrug stieg. Er umwickelte die Hand, nahm den Krug aus dem Feuer, goß etwas in einen Becher und stellte den Krug auf einen heißen Stein, der halb im Feuer lag. Mit dem Becher und einem Stück Brot kehrte er zur Eiche zurück.
     
    Zwei Tage später kamen fünfhundert Kelten und Bruttier und hundertfünfzig Numider an. Hannibal übergab ihrem Befehlshaber, einem schmaläugigen Punier namens Sedenbal, das Lager und die Bewachung des Passes. Mit wenigen Begleitern ritten er und Antigonos zurück zu dem kleinen Ort am Fluß oberhalb von Metapontion, zu den Häusern und zu Melite.
    In dieser zweiten Hälfte des Winters blieb es ruhig und wurde wieder wärmer. Boten kamen und gingen jeden Tag. Im Hafen von Kroton landete eine kleine Flotte Nachschub und tausend Numider an. Viel zu wenig. Mit einzelnen Booten kamen etwa zweitausend Messenier und Spartaner. Viel zu wenig. Hannibal schickte den grau gewordenen Numider Miqipsa und einen jungen Punier, Boshmun, um die Männer zu bestimmten Plätzen zu bringen.
    Es gab einige Wiedersehensfeiern. Gegen Winterende, als die Vorbereitungen für den Frühjahrsfeldzug fast abgeschlossen waren, kam Hanno nach Metapontion, mit ihm fast dreizehntausend Mann, Fußtruppen und Reiter, aus den Lagern und Festungen Bruttiums. Himilko war dabei, beherrscht, kühl und bestens gekleidet, wie immer. Sie hatten Bruttium fast unbedeckt zurückgelassen; winzige Festungsbesatzungen sollten Süditalien halten, bis alles vorüber war.
    Die Hochstimmung war fast unwirklich, und sie steckte alle an. Im Norden, in Gallien, würde der Frühling noch auf sich warten lassen; außerdem konnte Hasdrubal nach Frühlingsbeginn im Tal nicht sofort durch die Alpen ziehen. Er mußte die Schneeschmelze abwarten, und wahrscheinlich mußte er sich danach den Weg freikämpfen, wie sein Bruder fast elf Jahre zuvor. Hannibal rechnete damit, daß das Heer im frühen Sommer bei den Kelten und Ligurern sein würde. Dann Boten, das Treffen, die Vereinigung der Heere, die Zertrümmerung der Legionen, die Belagerung Roms, der Friede. Beide Heere zusammen wären den restlichen römischen Truppen immer noch an Zahl unterlegen, aber Rom hatte keinen Hannibal.
    Das erste Ziel war Grumentum, im Herzen Lukaniens, etwa sechzig Meilen westlich von Metapontion. Dort hütete ein großes Heer unter Flaccus und dem Konsul Claudius Nero die Straßen nach Norden und Nordwesten. Den vier Legionen und etwa fünfzehntausend Mann bundesgenössischer Truppen, zusammen fast vierzigtausend Kämpfer, zog Hannibal mit allem entgegen, was er zusammenbringen konnte: Sechstausend numidische Reiter, tausend iberische Kataphrakten, tausend Kelten zu Pferde, sechstausend libysche Hopliten, dreitausend iberische und fünftausend keltische Fußkämpfer, nicht ganz zweitausend leichtbewaffnete Ligurer, Balliaren und Gätulier, sowie sechstausend Mann Fußvolk aus Bruttium, Kampanien, Lukanien, Hellas und der übrigen Welt. Dreißigtausend Krieger, ausgeruht, gut ausgebildet, zu einer Einheit verschmolzen durch die Kunst und die Führung des Strategen.
    Bei Grumentum stellten Claudius Nero und Flaccus sich zur Schlacht. Die Kataphrakten, unerwartet in der Mitte der punischen Reihen, zerbrachen die Phalanx der hastati und principes, bohrten sich in die nebeneinander aufgereihten Manipel der triarii; Libyer und Kelten stießen nach. Die numidischen Reiter verwirbelten Roms Ritter, trieben die Reste in die Ausläufer der Berge. Claudius Nero brach nach kaum einer Stunde den Kampf ab, nahm mit schweren Verlusten seine Truppen hinter die Wälle des Lagers zurück und ließ sie in der nächsten Nacht abmarschieren. Hannibal entschied sich für eine zweitägige Rast; dann ging es nach Norden, über den Bradanus, durch den Paß nach Venusia. Hier kam es zu einem weiteren Treffen; Flaccus und Claudius Nero hatten Verstärkungen erhalten, brachten eineinhalbmal so viele Kämpfer ins Feld wie Hannibal und brachen nach eineinhalb Stunden auch diese Schlacht ab, wieder mit schweren Verlusten. Hannibal ließ nachsetzen: nach Nordosten, nach Canusium unweit von Cannae. Hier kamen die Straßen aus Latium, Kampanien und Samnium zusammen, von den östlichen und westlichen Küsten und

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