Hanibal
noch immer verseuchen. Charax nimmt zwei Hundertstel für die Einfuhr, Laodikeia die gleiche Menge für die Ausfuhr, und Antiochos verlangt ein Hundertstel Königssteuer. Im Reich der Ptolemaier ist es anders – wie wir zu gut wissen. Zwei Zehntel für den König, vier Hundertstel bei der Ankunft in Berenike, vier Hundertstel beim Verlassen von Alexandreia. Die Kosten für die Beförderung durch das Land der Zwei Ströme dürften ebenfalls weit niedriger liegen als jene durch Ägypten. Beachte dies, Herrin des Handels. Die Sandbank unterhält seit einigen Jahren eine Nebenbank und zahlreiche Lagerhallen in Laodikeia, dazu vier Karawanen, ein Gasthaus und eine kleine Werft. Du kennst unsere Bedingungen. Es war klug, wenngleich gewissenlos, das versinkende Iberien beizeiten aufzugeben, sich auf die Dummheit des Rats von Karchedon mehr zu verlassen als auf die Künste der letzten Strategen in Iberien.
Eine Betrüblichkeit will ich dir noch sagen, ehe ich schließe.
O die seltsamen Empfindungen alter Männer, die ihre Herzen jählings an Enkel hängen, die sie zuvor kaum kannten. Qalaby und ihr zweiter Gemahl haben Alexandreia verlassen und sich nach Berenike am Ägyptischen Meer begeben. Es ist gut, daß die beiden Enkel fern sind von den Wirren in Alexandreia. Aber ob der Greis, der nach Karchedon heimkehren will, sie dort noch einmal sehen wird?
Gelingen, o Fürstin des Meers, Gewinn, Lust, sanfte aber stetige Winde, und ein Treffen in Laodikeia – Tiggo.
15
FÜRST DES FRIEDENS
Es hatte viele und viel angenehmere Winter gegeben als diesen, fast fünf Jahre nach Hasdrubals Ende, vor Beginn des siebzehnten Kriegsjahrs. Und vor der unaufschiebbaren Entscheidung. Die Winde, die Luft und das Meer lockten Antigonos wieder in die Ferne; die Dinge in Qart Hadasht und Libyen zwangen ihn beinahe, der Seesucht nachzugeben. Aber die Barbaren hielten ihn fest. In jenem Jahr, da Antiochos und Philippos ein Abkommen gegen Ägypten schlossen und der ptolemaische Befehlshaber von Pelusion, Tlepolemos, den Vormund-Tyrannen Agathokles in Alexandreia stürzte, als der fünfte Krieg zwischen Ägypten und Syrien sich abzeichnete, als Antigonos aus Arabien heimkehrte, stand Publius Cornelius Scipio bereits seit einem Jahr in Libyen. Hannibal, ohne Nachschub und mit schwindenden Truppen, hatte bei Kroton abermals, trotz gegnerischer Übermacht, ein römisches Heer geschlagen. Die Welt begann zu stürzen; der Rat von Qart Hadasht begriff nicht, daß nur ein Pfeiler sie noch hielt, der selbe wie seit Jahren; daß Italien von den Römern verwüstet, kriegsmüde, arm und ausgeblutet war; daß der Cornelier nach Iberien auch Libyen nehmen mochte, Ityke, Hipu Akra, Tynes, daß er aber an den gewaltigen Mauern scheitern mußte und daß in diesem Jahr, wie in allen Jahren seit Cannae, ein starkes Nachschubheer alles hätte retten können.
Cornelius Scipio selbst sagte es, mehrfach, in diesem unersprießlichen Winter. Er hatte frische, unausgebildete Truppen unter Mago und Hasdrubal Giskon in Iberien geschlagen, die punische Herrschaft dort beendet, durch eine Gabe und gute Worte den Massyler Masinissa auf seine Seite gebracht. Hasdrubal Giskons Tochter Sapanibal, von den Römern Sophonisba genannt, war dem Masaesyler Syphax vermählt worden und hatte ihn auf die Seite von Qart Hadasht gezogen. Syphax und der Sohn des Giskon brachten ein gewaltiges Heer zusammen, mehr als fünfzigtausend Krieger, und verloren alles durch eine List des Corneliers, der Verhandlungen begann und bei Nacht die Lager der Feinde anstecken ließ. Die Hälfte dieser verlorenen Truppen nach Italien…
»Natürlich könnte er es noch immer zwingen – aber der Rat hat ihn und Mago zurückgerufen.«
Antigonos betrachtete den Römer, dessen Gastgeber er sein mußte. Die Hauptlager der Römer bei Ityke und Tynes waren etwa gleich weit von dem alten Landgut entfernt. Es hatte die Landung des Regulus und den Libyschen Krieg unbeschadet überstanden. Nun beherbergte es den römischen Feldherrn und seinen engsten Stab.
»Was schaust du mich so zweifelnd an, Hellene?«
Antigonos hob den linken Mundwinkel. »Ich bewundere deine Fähigkeiten und Kenntnisse, Römer. Da du meine Gastfreundschaft genießt und mein Haus nicht zerstörst, will ich mich nicht erdreisten, dich durch Äußerungen über deine Kriegführung zu beleidigen. Sag mir nur, da ich neugierig bin wie die meisten alten Männer: Was tätest du an Stelle der Ratsherren? Was, wenn du Hannibal wärst?«
Der
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