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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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müssen – morgen. Wenn es uns nicht gelingt, Einigung zu erzielen.«
    Hannibal lächelte; seine Hände lagen locker auf seinen Knien. »Zwei große Heere«, sagte er halblaut. »Zwei gute Strategen. Wo keiner dem anderen überlegen ist, kann nur der Zufall entscheiden, die Gunst des Unwägbaren. Willst du dich, deine Männer, Roms Glück und Zukunft dem blinden Schicksal überlassen, Tyches Würfelspiel? Ich bin bereit zu jeder gerechten Einigung.«
    »Die hättet ihr vor zwanzig Jahren, als ihr sie hattet , bewahren können, Punier. Du warst es, der Saguntum angriff, eine Stadt römischer Bundesgenossen.«
    »Du weißt ebenso gut wie ich, Cornelier, daß der damalige Stratege Hasdrubal und euer großer Fabius einen Vertrag ausgehandelt haben, nach dem alles südlich des Iberos den Puniern gehören seil. Und daß euer Bündnis mit Zakantha, einer Stadt südlich des Iberos, Jahre nach diesem Vertrag geschlossen wurde. Die erste Vertragsverletzung geschah also durch euch.«
    Scipio löste die verkrampften Finger und breitete die Arme aus. »Quintus Fabius Maximus, Vater des Vaterlands und Schild Roms, ist im vorigen Jahr gestorben. Wir reden von der Gegenwart, Punier.«
    »Die Gegenwart kann nur dann das Gebäude der Zukunft tragen, wenn beim Verfugen der Grundmauern die Mängel und Risse aus der Vergangenheit erkannt und ausgebessert werden.«
    Cornelius grub die Finger der Rechten in den spröden Boden.
    »Nicht Baumeister sind wir, Punier, sondern Krieger. Laß uns über den Krieg und sein Ende reden.«
    Hannibal hob die Schultern. »Ich zöge es vor, wenn wir, die beiden größten und ruhmreichsten Herren des Feldes, heute beschlossen, zu Fürsten des Friedens zu werden. Solange die Welt besteht und Menschen sich erinnern, wird man unsere Namen in einem Atemzug nennen, Römer. Wenn es zu einer Schlacht käme – für die Sterne, die Götter und die Menschen nach uns würde sich nichts ändern. Dein Sieg morgen, mein Sieg morgen – weder das eine noch das andere kann den Ruhm mehren oder mindern. Darum sollten wir nicht über das Ende des Kriegs reden, sondern über den Beginn des Friedens.«
    Der Händler, der Feilscher, der Überreder Antigonos saß starr da und wagte kaum zu atmen. Hannibal hatte mit wenigen Blicken und aus den wenigen Worten des Römers alles erkannt: Ehrgeiz und Gier nach Ruhm. Jedem anderen Gegner konnte der Cornelier entgegenkommen, aber nicht dem größten. Roms Zukunft, der Untergang oder die Herrschaft über den größten Teil der Oikumene, alles war bedeutungslos. Und Hannibal schien wirklich den Frieden zu wollen – fast um jeden Preis. Antigonos dachte an die Gesandtschaft unter Qarthalo, nach der Schlacht bei Cannae. Fast unbewußt seufzte er; Scipio blickte ihn unwillig an.
    »Sei ruhig, Hellene.«
    Antigonos bemühte sich um ein Grinsen. »Der Dolmetscher wird ja wohl seufzen dürfen, weil er nichts zu tun hat.« Cornelius zuckte mit den Schultern. »Gleichgültig. – Was sind deine Bedingungen für einen Frieden, Punier?«
    Hannibal hob eine Hand, die Innenfläche zum Römer. »Ich habe keine Bedingungen zu stellen, Cornelius. Das steht nur dem Überlegenen zu. Unter Gleichen sollte man Wünsche äußern und eine Annäherungsuchen.«
    »Welche Annäherung, welche Wünsche auch immer, Hannibal – es wird schwer werden, sie meinen Kriegern zu erläutern. Wir haben alle punischen Heere Iberiens und Afrikas geschlagen, und es stehen viele Legionäre hinter mir, die noch klein waren, als ihre Väter am Trasimenischen See und bei Cannae starben. Sie wollen Rache, nicht Ausgleich.«
    »Bei mir, Römer, stehen viele Männer, die am Trasimenischen See und bei Cannae gesiegt haben. Sie haben am Ticinus deinen Vater und dich besiegt; damals warst du noch ein Junge. Sie haben Flaminius vernichtet, Aemilius Paullus getötet, Claudius Marcellus zu seinen Ahnen geschickt. Deine Männer kennen nur die eigene Stärke und schwache Gegner; meine Männer wissen, daß Roms Legionen besiegbar sind.« Er zögerte; dann streckte er beide Hände aus, die Innenflächen nach oben. »Bedenke eines, Römer: Du bist von Sieg zu Sieg geeilt, Liebling eures Mars, der Sterne und der Kämpfer. Dein Vater und sein Bruder waren groß, aber du bist heute bereits der größte Stratege, den Rom je hatte. Man wird dich in eine Reihe stellen mit Xerxes und Dareios, Themistokles, Alexandros, Pyrrhos und, ohne jeden Zweifel, auch mit Hannibal und Hamilkar. Wenn es zum Kampf kommt und du siegst, wird es deinen Ruhm

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