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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nicht vermehren. Wenn du aber einen guten Frieden schließen könntest, dich trotzdem zur Schlacht entschlössest und alles verlörest, würde man sagen: Er war groß wie Alexandros und die anderen der Allergrößten, aber er kannte nicht die Grenze zwischen klugem Wagemut und jenem Wahnsinn, den Leichtfertige für Kühnheit halten.«
    Der Römer schwieg sehr lange. Schließlich sagte er leise:
    »Was bietest du, was schlägst du vor?«
    »Italien, Iberien und alle Inseln für Rom, jetzt und für immer. Karchedon verpflichtet sich, niemals Unruhen in diesen Gebieten anzustacheln oder auszunutzen. Übergabe, sofort und ohne Lösegeld, aller Gefangenen. Stellung von Geiseln, wenn du unbedingt willst. Ein Vertrag, in dem Rom darauf verzichtet, in Libyen einzugreifen. Anerkennung deines Bundesgenossen Masinissa als Herrscher der Massyler und Festlegung heiliger Grenzen zwischen seinem Reich und den punischen Teilen Libyens. Freier Handel aller mit allen. Karchedon zahlt einen von dir zu bestimmenden Betrag als Beteiligung am Wiederaufbau des nicht nur von Puniern verwüsteten Italien. Karchedon behält nur so viele Kriegsschiffe, wie zur Sicherung unserer Küsten notwendig sind, und nur so viele Kämpfer, wie die Verteidigung unserer Grenzen erfordert. In jedem künftigen Krieg Roms leistet Karchedon Warffenhilfe – als Freund und Verbündeter, nicht als Untergebener. Ausgenommen Kriege gegen Städte oder Völker, mit denen wir Bündnisse unterhalten.«
    »Das ist einerseits weniger, andererseits mehr als das, was im vorigen Jahr vereinbart wurde – ehe deine Leute den Waffenstillstand und den Vertrag brachen.«
    Hannibal nickte. »Wahnsinnige Narren; ich habe es ihnen gesagt. Ich mag nicht für Verblendete im Rat Abbitte leisten, Cornelier; wohl für Verführte im Volk.«
    Scipio wehrte ab, mit beiden Armen. »Was immer du bittest oder abbittest, all dies ist zu wenig.«
    »Was verlangst du, Römer?«
    Publius Cornelius Scipio holte tief Luft. »Alles, Punier. Karchedon liefert die Flotte aus, bis auf zehn Schiffe. Karchedon wird nie wieder Krieg führen, wo auch immer und mit wem auch immer. Es sei denn, Rom stimmte zu. Karchedon wird kein Heer unterhalten und gibt Masinissa alle Gebiete zurück, die jemals ihm und seinen Vorfahren gehört haben. Karchedon zahlt zehntausend Talente Silber, liefert alle Waffen aus und unterstellt sich einem römischen Praetor.«
    Hannibal lachte. »Komm zu dir, Cornelius. Du kannst als Fürst des Krieges und als Fürst des Friedens Eingang in die Halle des Ruhms finden; als Fürst der Torheit verspielst du alles. Friede, Römer, mit Bestätigung all dessen, was römische Waffen in den vergangenen Jahren erkämpft haben; mit einem verkleinerten Karchedon, das nie wieder Rom gefährden kann. Aber nicht demütigende Unterwerfung. Karchedon wird eher bis zum letzten Atemzug und zum letzten Blutstropfen kämpfen. Wenn du die Stadt zum Sitz eines römischen Provinzverwesers machen willst, mußt du sie zuerst zerstören.« Scipio verschränkte die Finger wieder. »Dies – oder die Schlacht, Punier.«
    Hannibal stand auf; Scipio und Antigonos ebenfalls. Der Hellene räusperte sich.
    »Maßlosigkeit mindert Ruhm und Ehre, Cornelius«, sagte er laut. Dann, an Hannibal gewandt: »Ich brächte dir gern ein Geschenk wie deinem Vater. Vor der Schlacht.«
    Hannibal blickte einen Moment traurig. »All deine kostbaren Geschenke, Tiggo… Ich gäbe sie zurück, für dieses eine Geschenk. Oder den Frieden.«
     
    Die Heere waren etwa gleich stark; dank Masinissa verfügten die Römer über die größeren Reitertruppen. Cornelius Scipio hatte die Nacht in seinem Zelt verbracht und morgens eine Rede an die Legionen gehalten. Hannibal würde die Nacht bei den Truppen verbracht haben und nun ebenfalls bei ihnen sein, statt wie Scipio auf einem kleinen Hügel die Ebene zu überblicken. Antigonos, bewacht von zwei Leichtverletzten, näherte sich der Erhebung; Scipio blickte ihn einen Moment lang an, dann nickte er.
    Der braune, staubige Boden der abgeernteten Felder. Fast neunzigtausend Männer, Tausende von Pferden.
    Unüberschaubare Bewegungen, Wälder von Speeren und Feldzeichen, das Glitzern der Waffen und Rüstungen. Staub stieg auf, bildete dicke Wolken. Signalbläser und Meldereiter. Kein Wind, nur der Geruch der ausgebeuteten Erde und der sinnlos in eine überflüssige Schlacht geschickten Krieger. Masinissa, auf einem schwarzen Hengst, rief Cornelius etwas zu und galoppierte nach rechts.
    Der Staub

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