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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Reiter den italischen, Hannibals Numider denen von Masinissa gegenüber. Die drei Reihen der Fußkämpfer schienen jeweils aus etwa Zwölftausend Mann zu bestehen, und zwar in der ersten Magos Resttruppen und die neuen Söldner – Ligurer, Kelten, Balliaren, Mauretanier, alle von punischen Schiffen übers Meer herbeigebracht, ohne daß Rom es hatte verhindern können; in der zweiten Reihe, so die Meldungen, standen Libyer, dazu Punier aus den Städten der Ostküste; in der letzten, fast zweihundert Schritte hinter der zweiten, die Besten der Besten, Hannibals unbesiegte Kerntruppen aus den italischen Feldzügen.
    »Was…« murmelte Cornelius, aber er kam nicht dazu, weiterzusprechen oder ein fünftes Mal den Rückzug und die Neubildung anzuordnen. Auf dem rechten römischen Flügel jagten Masinissas Numider los, rissen die neben ihnen stehenden Leichtbewaffneten mit. Die Schlacht hatte begonnen, und jetzt wäre jeder Befehl zum Rückzug gleichbedeutend mit Auflösung und Niederlage gewesen.
    Cornelius Scipio schwieg; alle Anweisungen waren längst gegeben. Aus dem Staub über dem römischen Heer brachen die Elefanten hervor, trompetend und offenbar nicht mehr zu zügeln. Sie hatten vielleicht Schaden angerichtet, vielleicht auch nicht; es war nicht zu sehen. Auf jeden Fall waren die Manipelsäulen seitlich ausgewichen und hatten die großen Tiere durch die Gassen zwischen den Blöcken des Fußvolks rennen lassen.
    Scipio schickte Meldereiter; die velites sollten im Rücken der eigenen Truppen eine Abfangstellung gegen zurückkehrende Elefanten bilden.
    Die Welt versank in Staub, dumpfem Klirren und Geschrei. Nichts war zu sehen; was dort vor sich ging, war nur den immer schneller eintreffenden Meldungen zu entnehmen, vielleicht auch den quäkenden, stotternden Hornsignalen, die Antigonos aber nicht entwirren konnte.
    Offenbar hatten Römer und Masinissas Numider dank ihrer Überzahl das Reitertreffen entschieden und verfolgten nun die fliehenden Gegner. Die hastati fraßen sich in die erste Reihe der punischen Söldner, drängten sie langsam zurück.
    An diesem Punkt begann das Verhängnis. Anders als bei Cannae und in so vielen anderen Schlachten hielten die neugeworbenen Söldner, die nicht jenes grenzenlose Vertrauen zu ihrem Strategen haben konnten, dem Anprall nicht stand. Als bei ihnen die ersten Lücken aufrissen und die zweite Reihe der Punier und Libyer hinter ihnen nicht zu Hilfe kam, stellten sie den Kampf gegen die Römer ein, schrien, sie seien verraten worden und stürzten sich fast mit den nachdrängenden hastati und principes auf Hannibals zweites Treffen. Es löste sich nach kurzer Zeit auf: die Römer drängten nach.
    Dann kamen neue Meldereiter. Antigonos verstand nicht, was sie riefen; er sah nur, wie Cornelius Scipio plötzlich wankte und die Hände vors Gesicht schlug. »Dieser schwarze Daimon«, sagte der Römer durch die Zähne. »Dieser finsterste aller Daimonen und größte aller Strategen. Rückzug! Sofort Rückzug blasen! Mein Pferd!«
    Später begriff Antigonos, was in dieser entscheidenden Phase geschehen war. Die Kämpfer der aufgelösten ersten Reihen wurden von Hannibal selbst und seinen wichtigsten Unterführern auf die Flügel des dritten Treffens gebracht und neu aufgestellt – wie der Punier dieses Wunder vollbrachte, blieb dem Hellenen ein Rätsel. Die ersten beiden Treffen hätten hastati und principes schwächen und aufreiben sollen, bis die triarii eingreifen mußten. Erst dann sollten die Unbesiegten, die Überlebenden so vieler Kämpfe in Italien dem römischen Heer den Todesstoß versetzen. Aber selbst die Katastrophe, den Zusammenbruch der beiden ersten Treffen konnte Hannibal noch durch sein unmittelbares Eingreifen zu einem Vorteil machen – einem Vorteil, der so unglaublich war, daß er wie von vornherein berechnet schien. Die nachdrängenden hastati, principes und triarii näherten sich in Staub und Geschrei, stolpernd und gleitend über Leichen und Waffen, der dritten Reihe – die durch die Neubesetzung der Flügel mit den Überlebenden der beiden ersten Treffen verlängert war. Sehr viel verlängert. Die Flügel begannen vorzurücken.
    Nur das plötzliche Begreifen, das schnelle Handeln des Publius Cornelius Scipio rettete die Legionen vor der Umfassung, dem Kessel, der Vernichtung. Er jagte zu Pferd durch Staub und Gedränge, brachte seine schon siegestrunkenen Kämpfer zum Stehen, brachte sie mit Hilfe der centuriones dazu, daß sie wieder auf Signale hörten,

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