Hanibal
und Wurfkeulen. Die Truppen entfalteten sich von Norden her zu einem Halbkreis vor dem Lager. Antigonos ging allein und ohne Waffen zu den Zelten, mit einem punischen Unterführer und einem Packpferd, das zwei Talente in Goldmünzen und die Einzelteile einer Waage trug.
Die Unterredung im Zelt des Häuptlings, mit dem Punier als Dolmetscher, war äußerst höflich und feierlich. Sie tranken heißen Kräutersud, aßen warmes Fladenbrot und reichten einander Salz, das Antigonos mitgebracht hatte.
»Qart Hadasht ist beglückt über die Freundschaft eures Volkes«, sagte Antigonos. »In diesen würdelosen Zeiten, angesichts der Unberechenbarkeit des Herrschers in Ägypten, läßt es die Väter der Stadt ruhiger schlafen, daß ein großer und ehrenhafter Held wie du die Grenzen und den Handel und die Menschen behütet.«
Der Make kratzte sich den struppigen Bart und knurrte ein paar Sätze.
»Er meint«, sagte der punische Unterführer, »Qart Hadasht hätte diese Botschaft auch übermitteln können, ohne hundertfünfzig bewaffnete Sendboten auszuschicken.«
Antigonos lächelte. »Zum Zeichen der Freundschaft zwischen deinem vortrefflichen Volk, o Fürst, und der Stadt Qart Hadasht haben wir dir goldene Münzen mitgebracht, zwei Talente. Es sind punische, hellenische und ägyptische Münzen, überall verwendbar.«
Das Gesicht des Fürsten hellte sich auf.
»Er findet«, sagte der Punier, »keinen Makel an deinen Ausführungen und nimmt die Münzen huldvoll entgegen.«
Antigonos hob die Hand. »Wir erbitten dafür nur eine geringe Gunst, die der Größe des fürstlichen Gemüts als kaum wahrnehmbar winzig erscheinen wird.«
»Er sagt, sein Gemüt sei etwa so groß und weich wie der Kotkiesel eines Steppenhasen.«
Antigonos grinste und baute die Waage auf. In die eine Schale legte er Beutel mit Münzen, in die andere ein bleiernes Talentgewicht. Es war eine große Waage, die notfalls auch einen ganzen Mann hätte wiegen können. »Ein Talent in Gold. Der Fürst mag sich von der Güte der Münzen überzeugen.«
Der Make öffnete mehrere Beutel, nahm Schekel und Drachmen heraus, biß hinein, knurrte und legte sie zurück.
»Ich sah« – Antigonos grinste noch immer – »auf einem Karren, unter einer Zeltbahn, Gefäße liegen, wie sie gewöhnlich verwendet werden, um die aus Stengeln und Wurzeln des Silphions gewonnene Milch aufzubewahren. Daneben lagen Ballen, die vermutlich Stengel und Blätter der Pflanze enthalten.«
»Er sagt, die Sehkraft deiner Augen ließe sich nur durch Ausreißen verbessern.«
»Üblicherweise sind acht Ballen und drei Amphoren die Gegenleistung für ein Talent in Gold. Allerdings erscheinen mir die Ballen ein wenig kleiner als sonst; wir wollen jedoch mit einem so guten Freund nicht handeln. Der Fürst wird zweifellos erfreut sein zu hören, daß wir auf genaues Auswiegen und die dafür notwendigen zahlreichen Stunden seiner Gastfreundschaft verzichten und bereit sind, uns mit acht Ballen, drei Amphoren und dem Karren, vor den wir sogar eigene Pferde spannen wollen, zu bescheiden.«
»Er erzählt jetzt etwas von einer Quelle, deren heiterer Anblick darüber hinwegtäuscht, daß das Wasser nicht zu trinken ist und außerdem von Blutegeln wimmelt.«
Antigonos nahm das Gewicht fort und legte die übrigen Beutel in die andere Schale, bis die Waage ausgeglichen war.
»Das zweite Talent sei dein, o Fürst, für weitere acht Ballen und drei kleine Amphoren. Da man einander unter lieben Freunden jedoch vertrauen soll, wollen wir das Silphion jetzt nicht mitnehmen und auch gar nicht erfahren, ob genug davon vorhanden wäre.« Antigonos streckte die Linke aus und zeigte den Ring mit dem grünen Stein, in den das Zeichen der Bank geschnitten war. »Im späten Frühjahr wird ein Abgesandter kommen, der den gleichen Ring trägt. Ihm sei dann das Silphion zu übergeben. In den kommenden Jahren wollen wir unsere Freundschaft und Dankbarkeit dem Fürsten und seinem Volk gegenüber jedoch noch viel deutlicher bekunden. Zweimal in jedem der nächsten fünf Jahre soll der Fürst eineinhalb Talente Gold für ein Talent Silphion erhalten.«
Der Make runzelte die Stirn und redete mindestens zehn Atemzüge lang sehr schnell.
»Er sagt zusammengefaßt etwa, man soll den Schwanz eines Skorpions erst küssen, wenn man den Rest des Tiers zwischen rauhen Steinen zermalmt hat.« Der Punier grinste.
»Er braucht meinen Schwanz überhaupt nicht zu küssen.
Nicht übersetzen. Und nicht nur, o Fürst, werden
Weitere Kostenlose Bücher