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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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anderen Dingen, ohne Zahlung; ferner fünfhundert Silbertalente für den Wiederaufbau – und als großmütige Entschädigung für Verluste in einem Krieg, den sie durch Vertragsbruch begonnen haben.«
    Antigonos hob den Becher. »Auf den Sieg«, sagte er leise.
    »Sie haben abgelehnt, nicht wahr?«
    »Sie haben abgelehnt. Und Verwandte von Regulus haben tatsächlich drei vornehme Punier, die sie als persönliche Geiseln hielten, gefoltert und getötet.«
    »Welcher Wahnsinn. Warum? Was soll es denn bewirken?
    Ein Opfer für die römischen Kriegsgötter?«
    Hamilkar hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was Marcus Atilius dazu sagen wird. Er ist dumm und stur, aber er ist ein Ehrenmann. Und das…«
    »Weiß er es schon?«
    »Ein Bote des Rats ist heute mittag zu ihm gegangen.« Antigonos seufzte. »Da du eben guter Laune warst, müssen die beiden anderen Nachrichten wirklich sehr bemerkenswert sein.«
    Hamilkars Züge entspannten sich. »Ja. Wir haben die Kornsäcke eingewickelt und sauber verpackt.« Er grinste.
    »Heute war die Beratung über die verschiedenen neuen Strategien, über die Strategen, über den Vorschlag des Rats, wen die Versammlung der Vollbürger zu Suffeten für das neue Jahr wählen soll. Da Rom keinen Frieden will, muß ja ein neuer Stratege für den Sizilischen Krieg bestimmt werden.« Er richtete sich im Sessel auf. »Du sprichst gerade mit ihm.«
    Antigonos sprang auf, lief um den Tisch und umarmte Hamilkar. »Endlich! So viele Narren, dann gute Männer, die abberufen werden, und jetzt schließlich der beste! Sie hätten dich schon vor zehn Jahren wählen sollen!«
    Hamilkar wehrte ab. »Damals war ich zu jung – mit zweiundzwanzig kann man nicht oberster Feldherr sein. Aber wir haben sie fein eingewickelt!«
    Antigonos setzte sich wieder. »Wie denn?«
    Hamilkar strahlte. »Zuerst haben wir den Kürzungen bei der Flotte endgültig zugestimmt – obwohl es Unsinn ist. Das hat sie verwirrt. Dann haben wir Hanno vorgeschlagen, als Stratege für die Befriedung des Hinterlands. Das hat sie noch mehr verwirrt. Schließlich haben wir zwei von ihren wichtigsten Leuten, Bityas und Mago, für die Wahl der neuen Suffeten vorgeschlagen. Das hat ihnen den Rest gegeben. Sie waren so durcheinander und begeistert, daß sie bei der Bestimmung des neuen Strategen uns die Wahl überlassen haben.«
    »Ich finde, ihr habt ihnen aber sehr viele Dinge eingeräumt. Ist das nicht leichtsinnig? Hanno ins Hinterland…«
    Hamilkar hob die Brauen. »Damit ist er ein paar Monde des Jahres nicht in Qart Hadasht – entschieden ein Gewinn. Die Suffeten werden das Recht ein bißchen zu ihren Gunsten verbiegen, aber sie können nicht viel Unheil anrichten. Und ich kann auf Sizilien die wirren Verhältnisse ordnen und vielleicht dafür sorgen, daß die Römer im nächsten Jahr einen Frieden vorziehen.«
    Antigonos trank auf Hamilkars Gesundheit. »Und was ist die beste aller Nachrichten? Sie muß ja gewaltig sein.«
    Hamilkar beugte sich vor. Nun strahlte nicht nur sein Mund, sondern auch seine Augen. »Nach acht Jahren«, sagte er leise , »ist Kshyqti wieder schwanger. Auf yama ! « Er hob den Becher.
     
    Am nächsten Morgen erfuhr Antigonos vom Hafenmeister, daß Marcus Atilius Regulus einem seiner Bewacher das Schwert entrissen und sich hineingestürzt hatte.
     
    PHRYNICHOS, OIKONOMOS FÜR DEN WESTHANDEL, KÖNIGLICHE BANK ZU ALEXANDREIA BEI ÄGYPTEN, AN ANTIGONOS, HERRN DER SANDBANK, KARCHEDON
    Heil, Wohlstand, Friede des Gemüts und Heftigkeit des Fleisches sowie Ausweitung des Handels – o Antigonos: Dank für deinen Bericht, der mich lange Freuden des Lachens durchleiden ließ. Die Bank des Ptolemaios räumt der Sandbank für Geschäfte in, mit oder durch Ägypten einen Spielraum von eintausend Talenten in Silber ein; Guthaben und Schulden zu den üblichen Zinsen. Da du an seltenen Dingen Vergnügen hast, will ich dir mitteilen, was ich besser verschwiege; aber es wird mich hoffentlich begeistern zu sehen, was du mit unedlen Kenntnissen zu erreichen vermagst.
    Bei einem Stamm der Maken wird ein ehemaliger Alexandriner namens Lysandros festgehalten. Er ist ein alter Mann und zuletzt arg von der Unbill des Schicksals gezaust. In Alexandreia nannte man ihn Die Nase. Er ist einer der größten Duftmischer, Meister in der Erprobung und Zusammenstellung köstlicher Essenzen, hat neuartige Pressen und Sudtöpfe für empfindliche Blütenblätter entwickelt. Und er hat Alexandreia verlassen, da in

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