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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seinem Rücken herum.
    Tsuniro hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt, den Kopf auf die gefalteten Hände, betrachtete das Trommeln und die Zuckungen, blickte Iona an. »Wie trennt man tolle Hunde?« sagte sie. »Kaltes Wasser?«
    Iona hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich wäre schon zufrieden, wenn sie endlich mit diesem Gekreische aufhörten.
    Weißt du, was mit ihnen los ist?« Sie stand auf, ging zur Truhe und goß vier Becher voll, aus dem ersten Krug.
    Hasdrubal, tränenüberströmt, setzte sich mühsam aufrecht und streckte die Hand aus. Iona gab ihm einen Becher. Er leerte ihn auf einen Zug, glucksend, begann wieder zu lachen, verschluckte sich und sprühte roten Regen über Antigonos.
    »Metöke«, ächzte er. »Fang du an. Ich glaube, ich kann nicht mehr. Wir müssen es erzählen – sonst platze ich.«
    Antigonos kroch zur Truhe, ergriff einen Becher, schien sich daran festzuhalten und kam langsam auf die Füße. Mit Storchenschritten ging er zum Lager der Frauen, verneigte sich, reichte den Becher Tsuniro, kehrte zurück zur Truhe, prustete und nahm den vierten Becher. Dann sah er, daß Hasdrubal auf dem Rücken lag und leise keckerte; mit zwei Schritten war er bei ihm und ließ sich rittlings auf den Brustkorb des Puniers plumpsen.
    »Es war einmal«, sagte er.
    »Uh«, brachte Hasdrubal hervor.
    »Ein Arschloch mit Goldsaum.«
    »Ah.«
    »Und die Knaben Hasdrubal…«
    »Uh.«
    »… und Antigonos…«
    »Ah.«
    »… scheueten sich nimmer…«
    »Hah.«
    »… hurtigen Fingers den Goldsaum zu erkunden.«
    Hasdrubal stieß ihn fort und richtete sich halb auf.
    »Widerliche Arbeit. Es mußte aber sein.«
    Iona und Tsuniro sahen einander an, schüttelten die Köpfe und tranken.
    »Und wie sie«, sagte Antigonos, »da so wühlten und zupften und porkelten und kniffen…«
    »… fanden sie ein paar lose Goldfäden im Saum und dachten lange darüber nach, wie man ihn aufriffeln könnte. Mach weiter, Hellene, ich muß trinken. Außerdem gehört der erste Teil der Geschichte sowieso dir.«
    »Das ist keine Geschichte«, sagte Tsuniro. »Das ist eine wirre Abfolge bräunlicher Bilder. Dummes Gerede.«
    Hasdrubal kicherte. »Das stimmt. Aber was zählt ist, wie es hinten endet. Häh. Es ist uns nämlich gelungen, ohne große Beschmutzung der eigenen Finger den Goldsaum aufzuriffeln und zu Münzen für uns zu machen. Im Moment ist Hanno nur noch Arsch, und ziemlich wund. Zweifellos wird er bald neues Gold scheißen, aber – ah, Freund, ist es nicht wunderbar?«
    Sie grölten, trommelten und kreischten wieder. Schließlich krochen sie erschöpft auf das zweite Teppichlager.
    »Sprich, o Antigonos, Sohn des Aristeides. Ei wie denn nun füglich, o Herr der glotzenden Bank, begannst du des hurtigen Spieles Verwicklung zu knüpfen?« Er blickte zu den Frauen.
    »Es ist nämlich so, daß er angefangen hat; ich kenne nicht alles, was er sich hat einfallen lassen, und ich habe noch ein paar Überraschungen für ihn.« Er stand auf, packte den Krug, goß für Iona und Tsuniro nach, füllte Antigonos’ Becher und den seinen auf und stellte den Krug auf den Boden, dort, wo die beiden Lager zusammenstießen.
    »Laßt uns ein wenig näherrücken, o ihr klugen und schönen Frauen«, sagte er. »Damit diese elende Rennerei nach dem Krug aufhört.«
    Als alle in Krugnähe auf den Teppichbergen lagen oder saßen, räusperte sich Antigonos. Er war noch immer heiser von den Ausbrüchen.
    »Tja, wo soll ich anfangen? Es gab gewisse Meinungsverschiedenheiten zwischen Hanno dem Großen und mir. Da er ein mächtiger Mann ist, habe ich mir überlegt, an welcher Stelle er mir bei Fortsetzung der Feindseligkeiten schaden könnte. Er wird keine Räuber mieten, um Karawanen der Bank zu überfallen; die Bank selbst ist kaum angreifbar. Er kann vielleicht Mörder losschicken, um mich oder Freunde oder Verwandte zu töten, aber dagegen lassen sich gewisse Vorkehrungen treffen. Nein, die einzige Stelle, an der er wirklich zuschlagen und Lücken für weitere Angriffe schaffen konnte, war das Handwerkerdorf.«
    Iona runzelte die Stirn. »Wieso ausgerechnet das Dorf?«
    »Das kann ich dir sagen.« Tsuniro richtete sich halb auf und stützte sich auf einen Ellenbogen. »Der Rat von Qart Hadasht hätte die Arbeit des Dorfs durch tausend Erlasse behindern können; Hanno hätte vielleicht Mitarbeiter – ob Handwerker, Sklaven oder Angehörige – unter Druck gesetzt. Viele Dinge wären da möglich gewesen.«
    »Deshalb war meine erste

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