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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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verlassen, als er sie am meisten brauchte, und eine Ausgabe von Lebendiger Glaube war das einzige Geschenk in über zwanzig Jahren. Ein Geschenk, das zweifellos in bester Absicht gemacht worden war, in einer bizarren Wendung des Schicksals jedoch eine krankhafte Obsession ausgelöst und zum Tod unschuldiger Menschen geführt hatte. Das Magazin war der Beginn einer Tragödie, die nur darauf wartete, ihren Lauf zu nehmen, die sich über Jahre der Frustration und der Verbitterung aufgebaut hatte – und all das nur, weil Forster übersehen worden und sein Wesen unerkannt geblieben war. Er war kein Schwachkopf, der irgendwo im Dunkeln herumtappte; er war clever, fantasievoll und gründlich – sein Plan war gut angelegt, der Ablauf akribisch durchkonstruiert.
    Daniels gab einen Befehl auf ihrer Tastatur ein und rief eine Liste auf. Sie aktualisierte die Angabe zu Dorothy Smith mit einem Wort: VERMISST. Die Liste war Furcht einflößend:
     
    Susan Thompson: Verstorben (natürliche Ursache)
Seamus Dowd: Maßnahme – FINDEN
Alan Stephens (Newcastle): Opfer (verstorben)
Jenny Tait (Durham): Opfer (verstorben)
Jamil Malik (Birmingham): Opfer (verstorben)
Dorothy Smith (Cumbria): Vermisst
Thomas Bailey: Verstorben (natürliche Ursache)
Frances Cook: Maßnahme – FINDEN
James Cockburn (Australien): In Sicherheit
Kevin Broughton: Verstorben
Malcolm Wright: Maßnahme – FINDEN
Maureen Richardson: Maßnahme – FINDEN
    Gormley kam herangeschlendert und stellte sich hinter sie. Er tat sich schwer damit, sich an seine neue Gleitsichtbrille zu gewöhnen, eine Neuanschaffung der letzten Tage. Er hatte die Stunde der Wahrheit nicht länger hinausschieben können und sich damit abfinden müssen, dass seine Augen schlechter geworden waren. Er legte den Kopf leicht in den Nacken und lugte auf den Bildschirm, um zu sehen, warum sie ein so finsteres Gesicht machte. »Was ist?«, fragte er.
    »Ich wette, der Bastard hat schon wieder jemanden erwischt.« Daniels zeigte auf den Bildschirm. »Dorothy Smith ist seit Tagen nicht gesehen worden. Ich schätze, sie ist längst tot. Die Polizei von Cumbria ist jetzt auch mit im Boot. Gut so, wir können nämlich alle Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können.«
    »Willkommen zur Party«, sagte Gormley trocken und zog sich einen Stuhl heran. »Mal angenommen, sie ist wirklich bereits tot, und James Cockburn ist außer Gefahr, dann bleiben noch vier übrig.«
    »Drei …«, korrigierte Daniels ihn, während sie die Liste noch einmal aktualisierte. »Malcolm Wright sitzt sicher und wohlbehalten in Cherbourg. Er fürchtet sich zu Tode. Die französischen Behörden organisieren ihm einen Babysitter.«
    »Die sollten sich mal besser beeilen.«
    »Das hab ich ihnen auch gesagt.«
    Sie saßen einen Moment lang schweigend da und blickten auf den Bildschirm.
    »Hmm …« Gormley war besorgt.
    »Was siehst du?«
    »Wenn man mal die außen vor lässt, die eines natürlichen Todes gestorben sind, dann tötet er sie der Reihe nach: Alan Stephens, Jenny Tait, Jamil Malik, und jetzt wird Dorothy Smith vermisst.«
    »Du vergisst Seamus Dowd.«
    Gormley sah zu Dowds Namen. »Vielleicht ist der auch schon tot, aber wir haben seine Leiche noch nicht gefunden, oder Forster hat ihn noch nicht aufspüren können, was mich nicht verwundern würde, wo wir ihn ja auch nicht finden.«
    Daniels sah erneut auf die Liste. »Wenn du Recht hast, dann wäre Frances Cook die Nächste.«
    Forsters Finger flogen über die Tasten und gaben neben ihrem Namen auf der »School Reunion«-Website eine Nachricht ein.
    Er lächelte. Wollen wir doch mal sehen, wie einsam Frankie tatsächlich ist.
     
    Ich kann ’s gar nicht glauben, dass wir nach der Schule den Kontakt verloren haben. Es wäre toll, dich mal wieder zu sehen. Ich bin am Wochenende in Berwick, falls du Lust auf ein Treffen hast. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht einmal an mich. Aber ich umso mehr an dich! Fühl dich umarmt … JJ XX.

95
    Irgendetwas ließ Gormley keine Ruhe, als er Forsters Wohnung betrat. Im Wohnzimmer – wenn man das denn überhaupt so nennen konnte – führten zwei Beamte der Spurensicherung bereits eine zweite akribische Suche durch. Überall war Puder verteilt, und einer der beiden war damit beschäftigt, den gesamten Inhalt von Forsters Schreibtisch in einen Beweismittelbeutel zu kippen.
    Gormley grüßte und ging weiter, machte ihnen Platz, damit sie fortfahren konnten, jeden Hinweis aufzuspüren, der sie Forster näher brachte.

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