Hannah, Mari
dass Forster schlau und raffiniert war. Er war durch einen alten Versorgungsschacht entkommen und längst untergetaucht.
In der Einsatzzentrale hing Detective Constable Lisa Carmichael am Telefon und stellte Nachforschungen an. Daniels vermutete, dass der Ausgang schon absehbar war, und brauchte nicht lange, um ihren Verdacht bestätigt zu bekommen.
»Okay, danke, Sie waren uns eine große Hilfe.« Carmichael legte den Hörer auf und schüttelte den Kopf. »Forster ist seiner Meldepflicht nicht nachgekommen.«
»Und was sagen die Leibwächter?«
»Bei Jo Soulsby ist er nicht aufgetaucht.«
»Hätte ich mir denken können.« Daniels seufzte. »Er könnte überall sein, könnte alles mögliche machen, deshalb müssen wir uns noch mehr einfallen lassen, um ihn zu finden. Hank sagt, Sie hätten es geschafft, Ausgaben der Zeitschrift ausfindig zu machen?«
Carmichael nickte.
»Dieselbe Ausgabe?«
»Einen ganzen Satz«, sagte sie. »Der Kerl ist mir wirklich unheimlich, Boss. Wir haben ihn den ›Cutter‹ genannt, weil er immer diese Artikel ausgeschnitten hat. Ich schätze, dass er diese Zeitschrift wohl an die tausendmal durchgeblättert haben muss.«
»Nennen Sie ihn, wie Sie möchten, so lange Sie genauso gut darin sind wie er, Leute über inoffizielle Kanäle ausfindig zu machen.« Daniels legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie machen das ausgezeichnet, Lisa. Menschen schweben in ernster Gefahr, und ich brauche Ihr ganzes Können, um ihn von der Straße zu holen. Glauben Sie, Sie sind der Sache gewachsen?«
Carmichael nickte enthusiastisch.
Sie arbeitete unermüdlich, mit überraschend schnellen Resultaten. Innerhalb von Stunden hatte sie einen Bericht über Alan Stephens im Archiv einer lokalen Tageszeitung gefunden, war über einen Artikel gestolpert, der von seiner Ernennung zum Fundraising-Direktor für Kidney Research berichtete – eine Aufgabe, die er erst ein paar Tage vor seinem Tod angenommen hatte. Auch wenn seine Adresse nicht veröffentlicht worden war, glaubte Daniels nicht, dass ein so einfallsreicher Täter wie Forster lange gebraucht hatte, um ihn zu finden.
Zwei Telefone klingelten gleichzeitig. Carmichael und Daniels nahmen beide ab.
Ein paar Minuten später beendete Daniels ihr Gespräch. »Okay, halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Ich richte es aus«, schloss Carmichael ebenfalls.
»Was richten Sie mir aus?«, fragte Daniels.
»Ich habe jemanden aus der Technik auf Forsters Computer angesetzt, der den mal eben kurz durchgesehen hat. Er hat definitiv seine Opfer über das Internet aufgespürt. Die haben mir gerade einen Schwung gelöschter Dateien geschickt; Informationen, die er in seinen Papierkorb verschoben hat, in der Meinung, sie wären dann gelöscht. Er ist nicht clever genug, um zu wissen, dass wir Möglichkeiten haben, Daten von seiner Festplatte zu rekonstruieren. Jenny Taits Pensionierung war im zweiten Schwung. Anscheinend hatte sie eine lange und erfolgreiche Karriere als Krankenschwester hinter sich, hat ihr gesamtes erwachsenes Leben der Pflege anderer Menschen gewidmet. Das macht einen doch krank, wenn man näher darüber nachdenkt.«
»Seltsame Ironie, oder?«, sagte Daniels. »Forster war praktisch Analphabet, als er eingefahren ist. Man hat ihm spezielle Förderung zugestanden, die Vorzüge seines Rechts darauf, lesen und schreiben zu lernen, betont. Später haben sie seine neu entdeckten Computerfertigkeiten gepriesen, ihn als Erfolgsbeispiel hingestellt. Wenn Sie mich fragen, hat ihn das nur noch gefährlicher gemacht.«
»Das nennt sich dann Rehabilitation.«
Daniels zeigte auf die Lebendiger Glaube- Ausgabe auf Carmichaels Tisch. »Er hat zwanzig Jahre lang auf die Seiten dieser Zeitschrift gestarrt und das alles geplant. Verstehen Sie mich nicht falsch, Lisa. Aber ich möchte, dass Sie diejenigen vergessen, die schon tot sind. Denen können wir nicht mehr helfen. Versuchen Sie die Zielpersonen zu lokalisieren, die mit Rot markiert sind. Forster schafft es irgendwie, seine Opfer zu finden. Entweder hat er sich Zugang zu Regierungsdatenbanken verschafft, oder es gibt öffentlich zugängliche Informationen über diese Leute. Ach, und verschwenden Sie keine Zeit damit, nach Dorothy Smith zu suchen, sie wurde gerade als vermisst gemeldet.«
Während Carmichael wieder an ihre Arbeit ging, begann Daniels, über Forsters Eltern nachzudenken. Oberflächlich betrachtet schienen sie ziemlich nette Leute zu sein, und doch hatten sie ihren einzigen Sohn
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