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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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nur dass ihre Freude ein jähes Ende nahm, als sie Jo bemerkte. Die unausgesprochene Botschaft war laut und deutlich: Manche Dinge ändern sich nie.

93
    Die Sonne lugte hinter einer Wolke hervor und spiegelte sich in den Fenstern der Brandon Towers. Brown sah an dem Haus hinauf und fragte sich, ob einer von den Hunderten von Verbrechern, die darin lebten, ihn schon geblitzt hatte. Zum dritten Mal innerhalb einer halben Stunde erwachte sein Funkgerät knisternd zum Leben.
    Daniels wurde ungeduldig. »Irgendwelches Glück mit der Zielperson, Andy?«
    Brown drückte einen Knopf an seinem Funkgerät. »Negativ. Kein Laut, Boss.«
    »Okay, ich geh rein. Das Sondereinsatzkommando hält sich bereit, also keine Heldentaten. Wenn er auftaucht, rufen Sie mich an. Wir können es uns nicht leisten, ihn zu verlieren.«
    Der Flur im zehnten Stock war nur schwach erleuchtet und mit Graffiti beschmiert. Daniels lauschte an der Tür zu Nummer sechsunddreißig. Stille. Sie sah sich um – niemand in Sicht – und brach geschickt das Schloss auf.
    Die Tür knarrte. Sie stieg über einen Haufen Postwurfsendungen hinweg und schlich den Flur entlang, wobei sie sich Latexhandschuhe überzog und auf die Musik horchte, die aus der angrenzenden Wohnung herüberdrang.
    Die Wände des Wohnzimmers waren mit Pornos bedeckt. Die wenigen Möbel, die darin standen, waren ausgefranst und abgenutzt. Ein Computer auf einem Tisch war noch eingeschaltet, daneben ein Whiskyglas und eine leere Wodkaflasche. In der gegenüberliegenden Ecke stand ein besudelter Sessel, der Daniels schaudern ließ. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was für Abscheulichkeiten sich darauf abgespielt haben mochten.
    Im hinteren Teil der Wohnung stank eine kleine Kochnische nach vergammelndem Essen. Der Mülleimer quoll über, und im Waschbecken stand ein Stapel Teller in fettigem, braunem Wasser. Ein halb aufgegessenes Sandwich lag auf der Arbeitsplatte. Daniels drückte mit der Hand auf das Brot. Es war frisch.
    Forster war noch nicht lange weg.
    Daniels konnte ihren eigenen Herzschlag hören, als sie wieder ins Wohnzimmer ging und sich fragte, wie viel Zeit sie hatte. Sie durchsuchte die Schubladen des Schreibtisches, fand nichts als noch mehr Pornos, unbezahlte Rechnungen und ein bisschen Dope. Es gab nicht viele Plätze, um die Zeitschrift zu verstecken, falls er überhaupt das Bedürfnis danach verspürt hätte. Sie suchte jede sichtbare Oberfläche ab, wobei ihre Augen wieder und wieder zu dem schmuddeligen Sessel zurückwanderten. Es war eine abstoßende Aufgabe, aber es musste getan werden.
    Sie kniete sich neben den Sessel und wollte gerade das Sitzkissen anheben, als sie es hörte. Eine Stimme – kaum wahrnehmbar – aber nichtsdestoweniger eine Stimme.
    Ein schwaches Flüstern, nicht mehr.
    Daniels fuhr herum und starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Tür. Dann entspannte sie sich und schalt sich selbst dafür, dass sie so schreckhaft war.
    In der Wohnung nebenan lehnte sich Forster in seinem Sessel zurück und lächelte zufrieden.
    Sie denkt, ich bin nur in ihrer Fantasie.
    Er kniff sich in den Arm.
    Nein … ich bin definitiv hier.
    Er beobachtete, wie Daniels ihre Suche fortsetzte und vorsichtig das Sitzkissen anhob.
    Bingo!
    Daniels starrte auf die schmuddelige Zeitschrift und hob sie mit zwei Fingern auf, ging zum Tisch zurück und breitete sie dort aus, betrachtete das Titelblatt, bevor sie sie umdrehte und dasselbe mit der Rückseite tat. Dann zog sie einen Stift aus der Tasche und blätterte mit dem spitzen Ende die erste Seite auf, um keine Fingerabdrücke zu verwischen. Auf den ersten fünf Seiten waren einige Gesichter sehr sorgsam und präzise ausgeschnitten. Ihr Blick wanderte nach links zu einer Schere auf dem Tisch, die er wahrscheinlich zum Ausschneiden benutzt hatte. Während sie die dazugehörigen Artikel las, dämmerte es ihr.
    Oh, mein Gott!
    Daniels’ Augen fixierten die Löcher, wo vorher die Bilder der Toten gewesen waren. Schnell sah sie noch ein paar weitere Seiten durch und fand andere Gesichter mit dickem rotem Filzstift umkringelt.
    »Ihre Zeit wird kommen, Katie.«
    Die flüsternde Stimme war das gruseligste Geräusch, das Daniels je gehört hatte. Sie widerstand der Versuchung, einfach davonzulaufen, und starrte auf den Bildschirmschoner, der auf dem Computermonitor vor ihr tanzte. Etwas oberhalb des Monitors sah sie es – ein kleines rotes Licht an der Webcam. Sie spürte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich, als sie sich zur

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