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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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bekommen.«
    »Kann ich sie sehen?«
    »Wenn es nach mir ginge schon …« Schwester Baker sah unschlüssig aus. »Aber Sie sollten vorher mit dem behandelnden Arzt sprechen.«
    Daniels räusperte sich. »Wird sie überleben?«
    »Oh, aber natürlich.« Die Schwester wand sich eine Haarsträhne um den Finger und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Im CT waren keine bleibenden Schäden festzustellen, aber praktischerweise leidet sie ja unter einem ausgeprägten Gedächtnisverlust, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Daniels war irritiert. Die Frau benahm sich wie ein Schmierenjournalist, der eine exklusive Quelle schützte. Sie rechnete halb damit, dass sie ihr zuzwinkern und mit dem Zeigefinger an die Nase tippen würde.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Die Schwester war jetzt ganz in ihrem Element. Sie beugte sich vor und senkte die Stimme noch eine Spur, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Das machen die alle.«
    Daniels zog eine Augenbraue hoch. »Bitte?«
    »Trunkenheit am Steuer«, sagte Schwester Baker knapp. »Wenn Sie mich fragen, dann sollten Sie die gleich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.«
    Jetzt war Daniels wirklich verblüfft. »Also sind Sie nicht nur Krankenschwester, sondern auch noch Richter und Jury zugleich – sehr beeindruckend. Nun, nur zu Ihrer Information, Jo Soulsby ist eine Kollegin und Freundin von mir, also sollten Sie vielleicht Ihre Meinung lieber für sich behalten.«
    Bevor die Krankenschwester zurückrudern konnte, begann Daniels Handy zu vibrieren. Sie zog es aus der Tasche und stand auf.
    Schwester Baker fuhr hoch. »Sie dürfen hier nicht …«
    Daniels hob die Hand, um die Krankenschwester zum Schweigen zu bringen. »Was ist, Andy?«
    Brown am anderen Ende der Leitung hörte sich aufgeregt an. »Ich hab sie gefunden«, sagte er.
    »Warten Sie mal kurz.« Daniels verließ das Büro und schloss die Tür hinter sich und ging langsam den Flur entlang. »Okay, schießen Sie los. Aber machen Sie schnell, ich bin beschäftigt.«
    »Soulbys Wagen war am Tag, nachdem Stephens’ Leiche gefunden worden ist, in einen Unfall verwickelt. Sie liegt im General. Ich bin schon auf dem Weg dorthin.«
    Daniels blieb abrupt stehen. »Nein! Bleiben Sie, wo Sie sind, ich bin zufällig in der Gegend. Vielleicht ist es sowieso besser, wenn sich eine Frau darum kümmert.«
    Brown hörte sich enttäuscht an: »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich bin schon dran.«
    Schweigen.
    Daniels konnte beinahe hören, wie Brown einschnappte, hatte aber keine Zeit, ihn noch versöhnlich zu stimmen.
    Bevor er anfangen konnte, sich zu beschweren, beendete sie das Gespräch und ging zurück zum Stationszimmer. Baker machte immer noch ein Gesicht, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige versetzt. Doch jetzt war keine Zeit für Smalltalk.
    »Ich muss sofort mit Mrs. Soulsbys behandelndem Arzt sprechen«, sagte sie. »Können Sie ihn mir herholen?«
    Schwester Baker hatte ihn schon benachrichtigt. Beinahe im selben Augenblick ging die Tür auf, und ein Arzt in weißem Kittel kam herein. Thorburn war ein unattraktiver Mann, mindestens einen Fuß kleiner als Daniels, arrogant und unfreundlich. Er stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, um größer zu wirken.
    »Mark Thorburn, Neurologe. Sie wollten mich sprechen?«
    »DCI Daniels.« Thorburns Handfläche war kalt und feucht. »Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich hatten. Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Daniels wischte sich unauffällig die Hand an ihrer Jacke ab, hoffte, dass er es nicht bemerkte.
    »Ich brauche Ihre Einschätzung von Mrs. Soulsbys Zustand«, sagte sie.
    »Ich fürchte, darüber darf ich Ihnen keine Auskunft geben.« Thorburn verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich muss mich an die ärztliche Schweigepflicht halten, Detective Chief Inspector. Es ist nicht nur die Schadensersatzkultur in diesem Land, die mir Sorgen macht, heutzutage fühlen Patienten sich offensichtlich berechtigt, Ärzte so selbstverständlich zu verklagen, wie sie Luft holen. Es steht schwarz auf weiß im Verhaltenskodex des Krankenhauses, der Ihren eigenen Regeln ziemlich ähneln dürfte, nehme ich an.«
    Jetzt geht’s aber los. Daniels widerstand der Versuchung, dieses angeberische Arschloch an seinem Kittel zu packen und zur Schnecke zu machen, weil er die Zeit der Polizei vergeudete. »Also haben Sie nichts dagegen, wenn ich Ms. Soulsby mitteile, dass ihr Exmann und Vater ihrer Kinder ermordet

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