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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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wurde?«
    Thorburn zog die buschigen Augenbrauen hoch und schob seine Brille etwas weiter hinauf. Er warf einen Seitenblick auf Schwester Baker, die sich königlich zu amüsieren schien. Daniels fragte sich, wie lange sie wohl brauchen würde, um all das weiterzutratschen.
    »Das ändert nichts«, sagte Thorburn.
    »Da erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein. Es ändert die Dinge grundlegend. Schwester Baker hier hat mir gesagt, Ms. Soulsby leide unter einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.«
    Thorburns Reaktion war vorhersehbar. Er starrte Schwester Baker finster an, die sofort knallrot anlief und begann, die Bodenfliesen eingehend zu studieren. Daniels war es egal, dass sie die Schwester ins offene Messer hatte laufen lassen. Sie hatte ihren eigenen Job zu erledigen.
    »Wird sie ihr Gedächtnis zurückgewinnen?«
    »Sie hat innerhalb von wenigen Stunden das Bewusstsein wiedererlangt, das ist immer ein gutes Zeichen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Die Prognose ist günstig.« Er setzte jedoch warnend hinzu, dass er eine vollständige Wiederherstellung nicht garantieren könne. Er gebrauchte Begriffe, die Daniels nicht recht verstand. Es war wie in einer medizinischen Vorlesung. Sie hatte das Gefühl, ihr gingen die Augen über. Thorburn verstand den Hinweis und hörte auf zu reden.
    »Danke! Nun, ist Ihre Patientin fit genug, um über den Tod ihres Exmannes informiert zu werden, oder nicht?«
    Der Neurologe ruderte zurück. »Ich nehme an, Sie haben schon mit ihren Söhnen gesprochen?«
    »Wir sind noch dabei, sie ausfindig zu machen. So weit ich informiert bin, ist keiner von beiden derzeit erreichbar.«
    »Dann sind Sie mit Ihren Informationen wohl nicht auf dem neuesten Stand.« Thorburn hatte das letzte Wort. »Sie sind gerade gegangen.«

30
    In der Einsatzzentrale herrschte Flaute. Die Mehrheit der Leute war unterwegs, um mögliche Zeugen aufzuspüren, ein paar weitere unterstützten die Kollegen bei den Hauszu-Haus-Befragungen. Alle waren in der einen oder anderen Weise daran beteiligt, neue Teile zu dem Puzzle zusammenzutragen, das Stephens’ Ermordung darstellte.
    Als Aktenführer durfte Robson das Büro nicht verlassen. Es war seine Aufgabe, für einen kontinuierlichen Informationsfluss zu sorgen. Er gönnte sich gerade eine wohlverdiente Pause an der Kaffeemaschine, als ihm auffiel, wie DC Brown an seinem Schreibtisch schmollte.
    »Was ist denn los?«, fragte Robson. »Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen?«
    »Ich hab gerade rausgefunden, dass Jo Soulsby im General Hospital liegt«, antwortete Brown. »Autounfall, sagen die vom Verkehr.«
    »Ist ihr was passiert?«
    Brown zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Robson tunkte einen Keks in seinen Kaffee und verlor eine Hälfte davon in seinem Becher. »Mist!«, sagte er. »Solltest du nicht längst da sein, um das zu überprüfen?«
    Brown sah ihn an. »Sollte man annehmen, oder? Nur als ich den Boss angerufen hab, um ihr zu sagen, ich sei schon unterwegs, hat sie mir gesagt, ich soll bleiben, wo ich bin, sie wäre sowieso in der Gegend und würde sich selbst darum kümmern.«
    »Na und? Für sie hängt viel von diesem Fall ab.«
    »Ja, gut. Aber Eddie ist gerade zum Dienst gekommen. Er hat sie eine Viertelstunde vorher wie einen verdammten Tornado ins General wirbeln sehen.«
    An einem Tisch in der Nähe spitzte Gormley die Ohren. »Und was willst du damit sagen?«
    »Ich will sagen, dass sie offensichtlich schon dort war, als ich angerufen hab, auch wenn sie das nicht zugegeben hat.« Brown schnippte eine Büroklammer von seinem Tisch. »Stattdessen hat sie irgendeine lahme Ausrede gefunden, von wegen, es wär besser, wenn eine Frau sich darum kümmert.«
    Robson fischte das durchtränkte Stück Keks mit einem Löffel aus seinem Becher und warf es in den Mülleimer. »Wie ich gesagt habe, sie will sichergehen, dass alles richtig läuft. Dieser Fall könnte ein Krönchen auf ihren Schulterklappen bedeuten.«
    »Blödsinn!«, rief Brown. »Sie hat noch nie auf die Weibchen-Tour gesetzt.«
    Gormley senkte den Kopf und machte sich wieder an seine Arbeit. Er war zutiefst beunruhigt.

31
    Daniels war hinausgegangen, um Luft zu schnappen. Punkt 18:25 Uhr betrat sie das Krankenhaus erneut und ging zu den Aufzügen, um in Schwester Bakers Büro zurückzukehren. Zwei verstört aussehende junge Männer, von denen sie wusste, dass es Tom und James Stephens waren, warteten bereits, starrten auf das Display des Aufzugs,

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