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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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viele Schwellungen und Blutergüsse im Gesicht ihrer Kollegin erwartet.
    Daniels stand eine Weile da und dachte über den Teil ihres Jobs nach, den jeder Polizist hasste, den Moment, in dem die Wahrheit ausgesprochen werden musste, und zwar ungeachtet der jeweiligen Umstände – in diesem Fall eine Aufgabe, die umso schwerer war, da sie die Frau kannte. Wie konnte sie es rechtfertigen, noch mehr Leid über Jo zu bringen? Hatte sie das Recht zu schweigen?
    Der Unfallbericht war erschreckend. Der zuständige Kollege der Verkehrspolizei hatte parallele Bremsspuren auf dem Asphalt gefunden, tiefe Furchen auf dem Seitenstreifen, wo Jos BMW abgehoben hatte, als sie dem fallenden Baum ausweichen wollte. Glücklicherweise war die Trockensteinmauer an der Stelle unterbrochen gewesen, wo der Wagen auf dem Dach liegen geblieben war. Andernfalls wäre der Unfall nach Einschätzung der Experten mit Sicherheit tödlich ausgegangen.
    Daniels seufzte.
    Sie beugte sich vor und nahm das Krankenblatt, das am Fußende des Bettes hing. Thorburns Notizen raubten ihr den Atem: bewusstlos aufgefunden, Verwirrtheit hei der Aufnahme, mögliche Hirnblutung, Herzstillstand.
    Ein verwirrender Moment.
    Daniels war bis ins Mark erschüttert, versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Sie trat ans Fenster und blickte in den gnadenlosen Himmel hinauf, während sie sich fragte, ob Jo Soulsby sich jemals ganz von ihren Verletzungen erholen würde.
    »Wurde aber auch Zeit«, sagte da eine kratzige Stimme.
    Daniels drehte sich um, ging zum Kopfende zurück und ergriff bewegt Jos Hand. »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt«, sagte sie.
    Jo versuchte ein Lächeln. »Ich bin gerührt, dass ich dir noch was bedeute.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist«, sagte Daniels, während der Kloß in ihrem Hals sie beinahe erstickte. Eine einzelne warme Träne rann ihr über die Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg.
    »Hör auf zu heulen, Kate. Das passt nun wirklich nicht zu dir«, beklagte sich Jo. »Mein Kopf fühlt sich schrecklich an. Wärst du so lieb?«
    Als Daniels ihr half, sich im Bett aufzusetzen, kamen sich die beiden Frauen körperlich sehr nah, sahen sich kurz in die Augen, sexuelle Spannung flackerte zwischen ihnen auf – so nah und doch meilenweit voneinander entfernt. Ein Moment höchster Intensität, jäh unterbrochen von Schwester Baker, die kurz hereinschaute, um den Tropf zu kontrollieren, und dann wieder verschwand. Sie lächelte Jo zu, als sie hinausging.
    »Siehst du, so schlecht ist es hier gar nicht«, sagte Jo. »Du weißt doch, dass ich auf Uniformen abfahre.«
    Daniels sagte nichts. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Jo zwang sich zu einem Grinsen. »Andererseits konntest du noch nie mit Konkurrenz umgehen.«
    »Deinen kranken Humor hast du also noch nicht verloren, wie ich sehe.« Daniels wurde ernst. »Deine Jungs warten darauf, dich zu sehen.«
    »Sag ihnen, ich hab kein Geld dabei. Das dürfte reichen, um sie loszuwerden.«
    Jo fühlte sich schwach. Daniels stützte ihren Oberkörper mit einem Arm und versuchte mit der anderen Hand die Kissen aufzuschütteln, dann ließ sie sie sanft zurücksinken. Die Medikamente und die Anstrengung, die das Sitzen für sie bedeutet hatte, forderten ihren Tribut. Innerhalb von Sekunden glitt sie zurück in den Schlaf.

33
    Ein Donnerschlag grollte über ihrem Kopf, als Carmichael aus dem Stadtzentrum herausfuhr und die Scheibenwischer schneller einstellte, damit sie die Ausfahrt nicht verpasste. Nach drei weiteren Meilen erreichte sie das exklusive Zentrum von Gosforth und die viktorianische Pracht des Hotels Weston, das hinter der Ai lag. Auch wenn sie es noch nie betreten hatte, wusste Carmichael, dass sein Zuschnitt für anspruchsvolle Geschäftsreisende und Touristen gedacht war – für Leute mit dicker Brieftasche, zumindest den Autos nach zu urteilen, die davor parkten. An einem überdachten Portikus entließ gerade eine elegante Limousine einen Passagier. Da es in Eingangsnähe keine freien Parkplätze gab, fuhr der Chauffeur den Wagen zur hinteren Seite und parkte zwischen Müllcontainern und einem Stapel leerer Getränkekisten.
    Im exklusiven Foyer des Hotels drängten sich fünf Geschäftsleute um einen Tisch am Fenster. Wie sie da flüs-ternd die Köpfe zusammensteckten, glichen sie eher einer Diebesbande, die den nächsten Coup ausbaldowerte, als einer Gruppe von Wirtschaftsanwälten in einer geschäftlichen Besprechung. Sie sahen auf, als

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