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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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seines Vaters darauf gestoßen worden. Vielleicht war es Wolff auch nicht aufgefallen, aber was machte er hier? Er musste die heutige Aktion abblasen, egal, ob es mit seinem Vorgesetzten oder den Amerikanern Ärger geben würde. Ben atmete tief ein, als sie draußen auf dem Hinterhof des Hotels standen. Hanna blieb stehen und zog sich die Stöckelschuhe an. Langsam überquerten sie den Hof, wobei Ben aufmerksam die Gegend scannte. Dann sah er die Schatten.
    Er gab Hanna einen leichten Stoß nach rechts. »Lauf!« Er sah, wie sie durchstartete, aber nur ein paar Schritte weit kam, bevor sie mit dem linken Fuß umknickte. Sie rappelte sich auf, wollte weiterlaufen, doch Ben wusste, es war zu spät. Er schloss zu Hanna auf, schob sich schützend zwischen sie und die sechs Männer. Alle athletisch gebaut, strahlten sie eine kampferprobte Selbstsicherheit aus. Er fluchte leise, drehte sich um und hob, indem er unbemerkt den Knopf an seiner Uhr drückte, die Hände. Wolff wäre nicht so blöd, so hoffte er inständig, sie hier direkt über den Haufen zu schießen. Der Peilsender war aktiviert.
    Er sah die Entschlossenheit in Hannas Gesicht und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Das lässt du schön bleiben«, zischte er.
    »Niemand nimmt mich einfach so gefangen.«
    Kurzerhand verpasste er ihr eine Kopfnuss, sodass sie sich nicht mehr wehren konnte. Bewusstlos sank sie in seine Arme.

21 Gefangen
    A ls Hanna zu sich kam, war es dunkel um sie herum. Sie versuchte sich zu bewegen und stieß gegen etwas Weiches, das neben ihr lag. Entsetzt schloss sie die Augen – nein, bitte nicht. Sie fühlte, wie das Weiche sich bewegte und warmer Atem ihren Nacken streifte. Gott sei Dank, er war nicht tot. Aber sie würde ihn umbringen, schwor sie sich, wenn sie das hier lebend überstanden. Er hatte es gewagt, sie in einer lebensbedrohlichen Situation k. o. zu schlagen. Was dachte er sich dabei? Hanna wollte schimpfen und wurde erst in dem Augenblick gewahr, dass sie einen Knebel im Mund hatte. Gleichzeitig merkte sie, dass sie sich nicht in einem Raum, sondern in einem Fahrzeug befanden. Als es abbremste und um eine Kurve bog, rutschte sie auf der Schulter schmerzhaft gegen die Wand. Okay, langsam – nicht hektisch werden, mahnte sie sich. Vorsichtig versuchte sie sich auf den Rücken zu drehen, als ein Brummen sie innehalten ließ.
    »Hmm hmmm hmmm hmm?«
    »Hmm?« Sie verstand kein Wort von dem, was er ihr mitzuteilen versuchte.
    In dem Moment hielt das Auto, und eine Schiebetür wurde geöffnet. Jemand packte sie erst an den Haaren, dann an den Schultern und zerrte sie aus dem Fahrzeug. Sie blinzelte und sah eine Lagerhalle, von einer Lampe zwar unzureichend beleuchtet, aber nach der Dunkelheit doch gewöhnungsbedürftig hell. Ihre Hände waren hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt, was ein zwiespältiges Gefühl in ihr auslöste. Statt wie geplant den Mann zu treten, der hinter ihr stand und sie gepackt hielt, verharrte sie.
    Waren das womöglich gar nicht Wolffs Männer, die sie geschnappt hatten, sondern die New Yorker Polizei? Aber weshalb? Und war das der Grund, weshalb Ben sie k. o. geschlagen hatte? Damit sie sich nicht in noch mehr Schwierigkeiten brachte?
    Sie sah, wie zwei Männer Ben nicht gerade zimperlich aus dem Wagen zerrten. Dann fühlte sie, wie sich kaltes Metall an ihre Schläfe drückte. Sie sah, wie Ben erstarrte und den Mann hinter ihr mit einem mörderischen Blick fixierte.
    »Mach keinen Ärger und ihr wird nichts passieren!«, schnauzte der ihn an. »Verstanden, Wahlstrom? – Ihr geht mit ihm vor«, wandte er sich an seine Kumpane. »Eine falsche Bewegung, und sie ist tot«, fügte er für Ben hinzu. »Sie wollen nur mit euch reden.«
    Hanna suchte Augenkontakt mit Ben und wollte ihm signalisieren, dass sie nicht vorhatte, mit irgendjemandem zu reden, solange sie Handschellen trug und man sie mit einer Waffe bedrohte. Ben sah sie an. In seinen Augen lag ein stummes Flehen, das sie mehr lähmte, als Worte es je hätten tun können. Willig ließ sie sich mitzerren. Bei jedem Schritt fuhr ihr der Schmerz in den Knöchel, aber sie ließ es sich nicht anmerken.
    Aus dem Schuppen traten sie auf einen Hafenkai hinaus, wobei die Kerle sie gekonnt vor unerwünschten Blicken abschirmten. Nach wenigen Metern auf einem Bootssteg wurden sie über eine Gangway geschoben und auf eine Jacht verfrachtet, und nicht etwa eine von den Mini-Jachten, wie sie in Bootshäfen massenweise zu finden waren.
    Nein, diese

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