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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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dass du da drin bist. Ich sehe deine Schuhe, mach die Tür auf«, Schweigen, »bitte.«
    »Das ist eine Damentoilette.«
    »Ich weiß, und im Moment sind wir allein, was sich aber jederzeit ändern kann. Also, bitte, komm da raus.«
    »Verschwinde!«
    »Das werde ich nicht, aber wenn du nicht bald da rauskommst, schlage ich die Tür ein, das versprech ich dir.«
    »Ich muss.«
    »Klar, und hast du dabei immer die Füße auf der Toilette?«
    Sie wusste, er meinte, was er sagte.
    Sie ließ ihre Beine los, öffnete und schob sich an ihm vorbei zu den Waschbecken.
    Er kam ihr nach, sah zu, wie sie sich den Mund ausspülte und sich das Gesicht wusch. Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er sie wütend an. »Seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen, so eine Charade abzuziehen?«
    Sie starrte in den Spiegel, sah, wie der Mascara langsam ihr Gesicht entlang lief. Verdammt, sie hatte völlig vergessen, dass sie geschminkt war.
    Ben drehte sie um, holte ein Taschentuch heraus und wischte ihr kopfschüttelnd das Zeug aus dem Gesicht.
    »Hast du auch ein Pfefferminz?«
    »Nein, aber ein Kaugummi.« Aus seiner anderen Innentasche holte er eine Packung, die aussah wie eine flache Streichholzschachtel. Hanna schob sich einen Streifen in den Mund.
    Die Tür öffnete sich, eine Frau sah herein. »Oh sorry.« Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck schloss sie die Tür, um sie gleich darauf noch einmal, diesmal energischer zu öffnen. »These are the ladies‘ rooms«, erklärte sie mit einem vorwurfsvollen Blick auf Ben.
    Er packte Hanna an den Schultern und schob sie aus der Tür.
    »I’m sorry but I’m sick«, erklärte Hanna hastig und sah kurz Mitgefühl im Gesicht der Frau. Sie musste wirklich so schlimm aussehen, wie sie sich fühlte.
    Kaum aus den Toiletten heraus, drängte Ben sie hastig in eine Ecke und stellte sich so vor sie, dass er sie verdeckte.
    »Pst, deine Bodyguards«, flüsterte er nah an ihrem Ohr, während er so tat, als sei er mit völlig anderen Dingen beschäftigt. »Haben sie dich gesehen?«
    Sie schielte an seinem Kopf vorbei in Richtung des Saaleingangs und sah, wie die beiden hineingingen. »Ich glaube nicht. Oh Gott, Wolff ist da drin.«
    Er richtete sie auf, nahm ihr Kinn in die Hand und zwang sie, ihn anzusehen. »Was hast du gesagt?«
    »Wolff. Wolff ist an einem der letzten Tische.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen, als ich rausging, aber ihn nicht gleich erkannt.«
    Er packte sie am Arm und zog sie hinter sich her, doch statt zum Ausgang, ging er in die andere Richtung. Hanna stolperte. Verfluchte Stöckelschuhe. Sie blieb stehen und zog sie die Schuhe aus. Ungeduldig wartete er auf sie.
    »Ben, was hast du vor?«
    »Wir gehen durch die Küche raus.«
    »Und woher weißt du, wo die ist?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu und beschleunigte seine Schritte. »Was habt ihr uns verschwiegen?«
    Sie blieb stumm, sah sich um, ob ihnen jemand folgte.
    »Hanna! Was habt ihr ...?«
    »Nichts.«
    »Ich schwöre dir, wenn ich dich hier heil raus habe, schüttel ich dich so lange, bis du alles ausspuckst.«
    »Schon geschehen.«
    Er blieb stehen, und sie prallte gegen ihn.
    »Du findest das lustig?«
    »Nein«, zischte sie hastig. »Lass uns später darüber reden, ich möchte hier raus.« Vielleicht war es Instinkt oder diese Situation setzte ihr einfach mehr zu, als sie vor sich selbst zugab. Sie wollte weg. Zurück. Nicht mal mehr ins Hotel, sondern einfach nur nach Hause. Nach Hause? Wo war das?
    In der Küche herrschte ein wirres Durcheinander. Kellner und Kellnerinnen rannten hin und her. Servierwagen wurden mit dem Nachtisch bestückt. Köche brüllten ihren Hilfskräften etwas zu. Jemand hielt Hanna fest, erklärte, dass sie in der Küche keinen Zutritt hätten. Ben schob sie energisch weiter und ignorierte den Mann.
     
    Innerlich kochte er vor Wut und gleichzeitig war er froh, Hanna bei sich zu haben und sie zu spüren. Wenn er nur seine Dienstwaffe dabei hätte. Weil dieses blöde Smokingjackett so eng geschnitten war, hatte er sie nicht mitnehmen können. Wie war Wolff auf die Veranstaltung gelangt? Er stand nicht auf der Gästeliste. Eigentlich hätte Ben das freuen müssen, denn es sah so aus, als habe Wolff es auf Marie abgesehen. Aber nicht Marie, sondern Hanna war hier. Jeder, der wusste, dass sie Zwillinge waren, jeder, der die Schwestern kannte, musste bemerkt haben, dass diese Marie nicht Marie war. Jedoch – nein. Selbst er war nur durch die Bemerkung

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