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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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schon da und hat auf deiner Bettkante gesessen und deine Hand gestreichelt. Kurz darauf kam der Kalle und ein wenig später sind deine Eltern mit dem Rick erschienen. Deine Mutter hatte ihn untergehakt und ist hocherhobenen Hauptes und mit einer Kämpfermiene schnurstracks durch den Korridor gestampft, wild entschlossen, alle etwaigen Hindernisse restlos aus dem Weg zu räumen, koste es, was es wolle. Im Laufe des Nachmittags ist dann noch der eine oder andere gekommen, dessen Erwähnung hier nicht wert ist. Trotzdem hat es mich schon sehr gefreut, wie viele an dich denken, Hannes. Na ja.
    Jedenfalls sind wir dann so eine Weile gesessen und haben deiner Mutter zugehört, die verkündet hat, dass sich jetzt einiges ändern wird. Sie hat nämlich in einer ihrer Frauenzeitschriften einen Bericht von einem Herrn Professor (schlag mich tot, ich hab den Namen vergessen) über Komapatienten gelesen. Und der sagt, die Stimmung, die man im Krankenzimmerverbreitet, schlägt sich unwillkürlich auf den Patienten nieder. Und dieser saugt praktisch die Stimmung auf, und die spiegelt sich daraufhin eins zu eins in seinem Krankheitsbild wieder. Was heißt, wenn man da auf der Bettkante hockt und flennt, geht’s dem Patienten entsprechend schlecht. Wenn man aber fröhliche Dinge erzählt und etwa gar ein Lied singt, geht’s dem Patienten unwillkürlich besser, bis hin zur vollständigen Genesung. Genau so hat sie’s erzählt, deine Mutter. Wir haben dann ›Happy Birthday‹ gesungen. Wie auf Kommando geht die Tür auf und der Brenninger erscheint und hat die positive Stimmung noch wahnsinnig gesteigert. Er hat nämlich Häppchen gebracht und bunte Papphütchen, die er gleich verteilte. Er hatte auch Sekt dabei, und so haben wir auf dich angestoßen mit unseren Hütchen auf dem Kopf. Es hat aber niemand so richtig was rausgekriegt aus dem Glas und so hat dein Vater im Laufe des Nachmittags das eine oder andere Gläschen geleert. Und irgendwann hat er sich auf deine Brust geschmissen und gewinselt: »Mein Sohn   …! Mein Sohn   …!« Deine Mutter hat ihn am Ärmel hochgezogen und gesagt, er soll sich jetzt mal zusammenreißen und dran denken, was der Professor Schlag-mich-tot gesagt hat. Aber er hat sie angebrüllt, sie soll ihm mit diesem blöden Quacksalber um Gottes willen seine gottverdammte Ruhe lassen. Danach sind sie weg. Mit dem Rick im Schlepptau.
    Der Brenninger hat anschließend all seine Silberplatten penibel gestapelt und die Sektgläser eingesammelt. Dann ist auch er weg mitsamt dem Kalle. Geblieben sind die Nele und ich, und wir haben eine Zeit lang gar nix gesagt. Saßen da nur mit den dämlichen Papphüten auf dem Kopf. Sie ist auf deiner Bettkante gesessen und hat deine Hand gestreichelt. Undich war auf dem Fensterbrett und habe hinausgeschaut. Hab die alte Kastanie angeschaut, die man durch dein Zimmerfenster sieht und die gerade in roter Blüte steht. Auf einmal hat die Nele gesagt: »Warum hab ich eigentlich immer das Gefühl, dass ich euch störe, wenn wir hier zusammen sind, Uli?«
    Ich hab gleich gar nicht gewusst, was ich sagen soll, und hab es auch gelassen. Nach einer Weile ist sie aufgestanden und zu mir ans Fenster gekommen.
    »Lass es gut sein«, hat sie noch gesagt, hat ihr Papphütchen abgenommen und ist gegangen.
     
    Ja, und später im Vogelnest bei der Schichtübergabe hat mich meine Kollegin angesprochen (die mit mir im Wechsel arbeitet), ob ich vielleicht mal eine Zeit lang die Nachtschicht übernehmen könnte für sie. Nur für ein paar Wochen oder so. Erst hat sie ein bisschen rumgedruckst, ist aber nach und nach schon rausgerückt mit der Sprache. Und hat erzählt, sie hätte jetzt jemanden kennengelernt und da ist die Nachtschicht halt scheiße. Nachts wär sie gern verfügbar, hat sie gesagt (wofür auch immer). Ich hab zuerst mal ausgiebig gezögert, wollte es ihr nicht so einfach machen, und ein bisschen Dankbarkeit tut ja bekanntlich immer gut. Es ist nie verkehrt, wenn dir jemand noch einen Gefallen schuldig ist. Schließlich hab ich gesagt, na gut, ich mach’s für ein paar Wochen, und sie ist mir um den Hals gefallen. Siehst du. Na, und so werde ich nun vorläufig nur noch nachts im Vogelnest sein, was mich sehr freut und vermutlich auch die Frau Stemmerle.
    Draußen auf dem Balkon hat mir die Walrika dann erzählt, dass die eben erwähnte Kollegin ständig irgendjemandenkennenlernt. An dem klebt sie eine Weile wie ein Hefeteig, bis der keine Luft mehr kriegt und sich aus dem

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