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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Staub macht. So geht das immer. Vielleicht sollte sie einfach mal nicht so verfügbar sein, die Gute. Na, egal. Es ist jetzt kurz nach zwei, und ich muss meine Runde drehen. Weiß noch nicht, ob ich’s morgen zu dir schaffe, Hannes, muss nun echt mal meine Bude putzen. Mal sehen.
    Sonntag, 30.04.
    So, da bin ich wieder. Habe gestern den ganzen Nachmittag tatsächlich geputzt und aufgeräumt. Habe Gegenstände gefunden, die ich lange vermisst hab, deren Suche ich aber die Kapitulation vorzog. Nun bin ich etwa wieder stolzer Besitzer eines Dosenöffners und muss die Dosen nicht mehr mühselig mit dem Brotmesser öffnen. Was auch bedeutet, ich muss nicht pausenlos jemandem erklären, warum meine linke Hand denn schon wieder eingebunden ist. Das ist sehr vorteilhaft, ganz abgesehen von den Schmerzen, die ich mir somit erspare. Auch die Fernbedienung ist wieder aufgetaucht, was mir natürlich viele kleine Wege abnimmt. Ich könnte das hier ewig so weiterführen, möchte dich aber ungern langweilen, mein Freund.
    Am Abend sind wir dann nach Regensburg auf die Dult gefahren. Der Rick, der Brenninger und ich. Der Kalle ist natürlich nicht mit, wie jedes Jahr. Weil er es immer noch nicht überwunden hat, dass seine Mutter damals mit einem Schausteller durchgebrannt ist. In einer Nacht- und Nebelaktion, weißt du das noch, Hannes? Erst hat sie gebrannte Mandelnverkauft, um die Familienkasse etwas aufzupolieren, und schließlich war sie einfach weg. Mit irgend so ’nem Schaubudentypen. Hat Mann und Kind und Haus verlassen und war weg. Der Kalle hat damals ganz schön zu beißen gehabt. Nicht nur, dass seine Mutter weg war und der Vater am Ende, nein, er musste sich auch noch diese saublöden Kommentare anhören. Von den Jungen wie den Alten, jeder hatte das Bedürfnis, seinen Senf dazugeben zu müssen. Das war ’ne harte Zeit für den Kalle. Aber eigentlich war es auch die Zeit, wo er bei uns so reingewachsen ist, nicht wahr. Im Grunde warst du es, der ihn damals ab und zu mitgeschleppt hat. Das allererste Mal, das weiß ich noch wie heute, hast du ihn zum Fußballspielen mitgebracht. Du bist mit ihm auf den Platz gekommen und hast gesagt: »Der Kalle spielt mit heute. Und ein blödes Wort von euch und hier staubt’s. Kapiert?« Der Kalle hat dann mitgespielt und keiner von uns hat ein blödes Wort verloren. Das war dein Verdienst, Hannes. Hinterher hat sich herausgestellt, dass der Kalle sowieso der beste Spieler am Platz war, die meisten Tore schoss, und es hat nicht lang gedauert, dann haben sie ihn abgeworben. Egal. Aber den Anfang hast du gemacht, mein Freund.
    Na, jedenfalls war der Kalle eben heute naturgemäß nicht dabei, er hat uns aber mit dem Auto hingefahren. Wir haben Steckerlfisch und Brezen gegessen und ein paar Bier getrunken. Dir haben wir auch eins bestellt, das stand wie ein Mahnmal in der Mitte des Tisches. Wir haben einige Bekannte getroffen, und fast jeder hat sich nach dir erkundigt. Wir haben die leidige Geschichte deines Unfalls x-mal erzählt, und das hat uns nicht wirklich fröhlich gestimmt. Als schließlich alle auf den Bänken standen und ›Ein Bett im Kornfeld‹ gegrölthaben, starrten wir nur auf das volle Bierglas in unserer Mitte und sind dann mit hängenden Köpfen und mieser Laune aus dem Bierzelt verschwunden. Du hast uns den Abend versaut, herzlichen Dank!
    Wir haben den Kalle angerufen, und der hat uns wieder abgeholt. Natürlich hat er uns nach seiner Mutter gefragt. Wie jedes Jahr: »Habt ihr sie gesehen?«, hat er gefragt. Und wir haben wie jedes Jahr »Nein!« gesagt. Ganz abgesehen davon, dass wir keinen blassen Schimmer haben, wie seine Mutter überhaupt ausgesehen hat, würde ihm keiner von uns sagen, wenn er sie gesehen hätte. Wozu alte Wunden aufreißen? Die drei anderen sind dann noch ins Sullivan’s, ich nicht, es ging einfach kein Bier mehr rein.
     
    Heute nach dem Frühstück haben meine Eltern aus Spanien angerufen und nach einigem Blabla hab ich meinem Vater erzählt, dass ich die alte Posaune vom Speicher geholt hab und natürlich die Geschichte mit dem Morgenappell im Vogelnest. Und der hat sich so gefreut, das kannst du dir gar nicht vorstellen, Hannes. Besonders gefreut hat ihn, dass er mich dadrauf gebracht hat. Ich soll da unbedingt am Ball bleiben, hat er gesagt. Immer am Ball bleiben, Junge, und, wer musiziert, ist immer auf der Siegerstraße, und, dass böse Menschen keine Lieder haben, hat er gesagt. Er will nun gleich heute noch schauen, ob er in diesem

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