Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
Hanni erkannten sie an den Stimmen. Sie verstummten wie auf ein geheimes Zeichen. Beim Insektensammeln wollten sie nicht unbedingt entdeckt werden.
Es waren der Gärtnergehilfe und Ruby, das Küchenmädchen, die da durch den Nebel kamen. Das war seltsam. Am Wochenende hatte der Gärtner doch frei. Was tat sein Gehilfe dann hier?
„Wieso soll sie etwas merken?“, zischelte der Gehilfe Ruby zu. „Du legst ihn einfach unter den Schrank. Sie soll ihn selber finden. So, als wäre er von allein druntergerutscht …“
„Gute Idee“, kam es von Ruby zurück. „Mein einziges Ziel ist es, Lindenhof endlich den Rücken zu kehren …“ Die Stimmen im Nebel wurden leiser.
„Das Küchenmädchen hat ein Rendezvous mit dem Gärtnergehilfen?“, wunderte sich Hanni. „Ich finde ihn gruselig mit seinem kantigen Gesicht und den bleichen Lippen.“
„Und ich erst“, nickte Katrin. „Aber Ruby nicht, wie es scheint. Die zwei sind ziemlich oft zusammen. Immer wenn ich hier draußen bin, tauchen sie irgendwann auf. Meistens verschwindet Ruby mit dem neuen Gehilfen dann irgendwohin, wo der Gärtner sie nicht findet. Oder sie treffen sich vor der Küche. Manchmal, wenn die Köchin nicht da ist, nimmt Ruby ihn mit rein …“
„Hm!“, meinte Hanni.
Die Marmeladengläser waren mittlerweile gut gefüllt. Das reichte für das Nachtessen der Fledermäuse.
Es war Zeit für den Nachmittagskaffee. Den wollten die Mädchen natürlich auf keinen Fall verpassen. Sonntags gab es meistens etwas ganz Besonderes. Apfelbeignets zum Beispiel. Oder Schokokirschtorte, Hannis Lieblingskuchen. Sie mussten sich beeilen, um nicht zu spät zu kommen.
Eine rettende Idee
Für die nächste Woche hatte sich Nanni vorgenommen, kein Handballtraining mehr zu verpassen. Und wenn Olivia noch so bettelte: Beim Heimspiel in Lindenhof wollte sie wieder auf dem Platz stehen.
Im Unterricht verkündeten die Lehrerinnen die Ergebnisse der letzten Klausuren. Es gab keine wirklich großen Überraschungen. Doris und Elli waren wie immer die Schlechtesten. Petra hatte in allen Arbeiten, von Englisch über Französisch bis zu Mathe und Deutsch, eine Eins. Es war ihr schon wieder fast peinlich, so hervorgehoben zu sein. Und auch Nanni hatte sehr gut abgeschnitten. Die vielen Stunden Lernen mit Olivia zeigten ihre Wirkung. Leider nicht bei Olivia. Die hatte mit Mühe und Not überall eine Vier erreicht.
„Siehst du, wie wichtig es ist, dass du mit mir lernst?“, flüsterte Olivia Nanni zu. „Ich muss noch ganz, ganz viel aufholen. Lass mich bloß nicht im Stich.“
Nanni nickte. Aber nicht während des Handballtrainings, wiederholte sie bei sich.
Auch beim Mittagessen wechselten die Zwillinge kein Wort. Hanni saß neben Katrin und Jenny. Nanni hatte, wie immer in letzter Zeit, ihren Platz neben Olivia.
Gut gelaunt zog Nanni an diesem Nachmittag mit Carla, Marianne und Hilda zur Turnhalle hinüber. Auch Olivia hatte sich ihnen angeschlossen. Vielleicht würde das Training ja gar nicht so schlimm werden, hoffte sie …
Bevor sie anfingen, ging Olivia auf Lexa zu.
„Ich habe noch nie Handball gespielt“, begann sie schüchtern. „Und Nanni hat versprochen, sie zeigt es mir. Darf ich die Partnerübungen mit ihr machen?“
Lexa überlegte. „Ich sehe mir kurz an, wie du spielst“, entgegnete sie. „Das Training ist auch eine Vorbereitung fürs Wettkampfspiel am Samstag. Und wenn du noch nie gespielt hast, ist es vielleicht besser, du trainierst für den Anfang erst mal mit den Kleinen.“
Olivia wurde rot. Sie hatte sich doch nicht in ihre Sportkleidung gezwängt, um zu den Kleinen abgeschoben zu werden! Sie wollte bei Nanni sein!
Lexa sah schon beim Dribbling und den ersten Würfen, dass Olivia alles andere als sportlich war. Sie schickte sie zu der Gruppe der jüngeren Schülerinnen hinüber.
Während Nanni, Hanni und die anderen Mädchen aus ihrer Klasse Passen und Torwürfe übten, lief Olivia mit den Kleinen auf einer umgedrehten Bank entlang und prellte den Ball auf den Boden. Dabei verlor sie ihn alle zwei Meter. Sie kam sich ziemlich dämlich vor.
Lexa sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr hinüber. Olivia würde sie wohl kaum einen Platz in der Handballmannschaft geben. Auch die Kleinen, Kira und Helen, verdrehten die Augen, weil sie ihretwegen dauernd warten mussten.
Wieder war Olivia an der Reihe. Sie prellte den Ball auf den Boden, fing auf dem schmalen Steg der Bank an zu schwanken und plumpste hinunter.
„Mann, Olivia“,
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