Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
schonen, hatte die Hausmutter gesagt.
„Soll ich dir ein Teebrötchen vom Nachmittagskaffee hochbringen?“, riss Olivia sie aus ihren finsteren Gedanken.
Nanni schaute auf. „Du bist so lieb zu mir.“
„Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann“, lächelte Olivia. „Hauptsache, du wirst ganz schnell wieder gesund. Wenn Hanni schon schuld an deiner Verletzung ist“, schob sie noch nach, ehe sie ging, „dann sollte sie sich doch wenigstens ein bisschen um dich kümmern. Findest du nicht?“
Nanni nahm ihren Füller vom Nachttisch und griff unter die Matratze. Sie musste ihren Kummer einfach loswerden. Sie wollte das, was passiert war, in ihr Tagebuch schreiben. Doch so sehr Nanni auch tastete, unter ihrer Matratze fand sich kein Tagebuch.
Zornig setzte sie sich auf. Das war doch wirklich das Letzte! Diesmal würde sie herausfinden, wer in ihrem Tagebuch las! Aber wo konnte es die Schnüfflerin versteckt haben? Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Nanni zu Olivias Bett hinüber und ließ sich stöhnend darauf nieder. Sie öffnete den Nachttisch. Doch da war nichts. Schwerfällig erhob sie sich, humpelte ein paar Schritte und ließ sich auf Hannis Bett nieder. Sie zog die Nachttischschublade auf.
Hanni war nicht wie alle anderen zum Nachmittagskaffee gegangen. Sie hatte hin und her überlegt. So ging es mit Nanni und ihr nicht weiter. Sie musste mit ihr reden. Und zwar jetzt! Nanni musste ihr einfach glauben, dass sie ihr nicht absichtlich auf den Fuß getreten hatte.
„Nanni“, begann sie, als sie die Tür öffnete. Sie stockte. „Was suchst du in meinem Nachttisch?“
Nanni fuhr auf. Unter sich spürte sie etwas Hartes. Sie griff unter Hannis Decke und zog eine dunkle Kladde hervor: ihr Tagebuch.
„Warum tust du das?“, fragte Nanni. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Hanni fühlte sich ganz leer im Kopf. Nanni konnte doch nicht wirklich annehmen, dass sie in ihrem Tagebuch herumlas?
„Wie ist das Tagebuch unter meine Decke gekommen?“, stotterte sie.
„Das müsstest du doch am besten wissen“, sagte Nanni.
Hannis Gedanken fuhren Achterbahn. Und dann machte sie etwas, was sie schon lange hätte machen sollen. Sie setzte sich zu Nanni und nahm sie ganz fest in den Arm. Jetzt kullerten tatsächlich die Tränen bei Nanni.
Auch Hanni kämpfte mit den Tränen. Dann sah sie ihrer Schwester ins Gesicht. „Ich habe mich entschieden. Ich will kein Geheimnis mehr vor dir haben.“
Nanni wischte sich die Tränen weg und sah sie erwartungsvoll an. Um was für ein Geheimnis ging es da?
„Katrin, Jenny und ich“, erklärte Hanni, „wir verstecken Fledermäuse, oben auf dem Speicher. Frau Theobald darf nichts erfahren. Und wir müssen sie durchfüttern. Heute Nacht sind wir verabredet, um ein paar Mehlwürmer aus dem Terrarium der Erstklässler zu entführen. Das war unser Geheimnis. Und ich will, dass du das weißt. Katrin und Jenny müssen mir verzeihen, dass ich mein Versprechen gebrochen habe.“ Sie nickte ernst.
Nanni sah Hanni in die Augen. Eine Träne hing in ihren Wimpern. Plötzlich konnte sie nicht mehr verstehen, wie sie so schlecht über Hanni hatte denken können. „Und was ist mit dem Tagebuch?“, fragte sie.
Hanni schüttelte den Kopf. „Das war ich nicht. Und ich weiß nicht, wie es unter meine Decke gekommen ist.“
Nanni sah Hanni in die Augen. Sie glaubte ihrer Schwester. Wie hatte sie jemals annehmen können, dass Hanni ihr heimlich hinterherschnüffelte?
„Aber wer war es dann?“, fragte sie.
Hanni zögerte.
„Olivia“, sagte Nanni nachdenklich. „Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, woher sie wusste, dass ich Zitronencremeschnitten so gerne mag, und wer ihr von unserem Streit beim Tennis erzählt hat … Außerdem wusste sie, wo ich das Tagebuch versteckt hatte …“
Hanni holte Luft. „Einmal habe ich Olivia dabei erwischt, wie sie irgendetwas ganz schnell unter ihrem Kopfkissen verschwinden ließ, als ich ins Zimmer gekommen bin.“
Nanni nickte nachdenklich.
„Dann glaubst du mir also, dass ich nicht in deinem Tagebuch gelesen habe?“, fragte Hanni.
„Ja.“
„Auch, dass ich dir nicht absichtlich auf den Fuß getreten bin?“
Ein spitzbübisches Grinsen lief über Nannis Gesicht. „Das glaube ich nur unter einer Bedingung“, erwiderte sie.
„Und welcher?“, fragte Hanni.
„Wenn ihr heute Nacht auf Mehlwürmerfang geht, will ich mit.“
„Was?“, stieß Hanni aus. „Mit deinem dicken Fuß? Du bist verrückt!“
Nanni
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